Konzerthaus „Great Amber“ von Volker Giencke

Eröffnungskonzert am 7. November in Liepaja, Lettland

Am 7. November 2015 wird das Konzerthaus „Great Amber“ des Grazer Architekten Volker Giencke in Liepaja, Lettland, feierlich eröffnet. Damit ist die erste – und wichtigste – Phase des mehrstufigen Projektes zur Errichtung eines Kulturdistrikts abgeschlossen. Volker Giencke hat 2003 den weltweit geladenen Architekturwettbewerb für das neue kulturelle Zentrum der traditionsreichen Hafenstadt an der Ostsee gewonnen.

Der „Great Amber“ ist ein monolithischer, konusförmiger, leicht verzogener Baukörper mit einer transparenten, bernsteinfarbigen Fassade. Die Fassade umhüllt das unregelmäßige Faltwerk der Betonkonstruktion, das sich um das wichtigste Architekturelement herum aufbaut: den großen Konzertsaal im Weinbergprinzip, für über mehr als 1000 Zuhörer. Der Konzertsaal wird umschlossen von den Räumen des Symphonie-Orchesters Liepaja und den Ausbildungs- und Proberäumen der Musikschule. Hinzu kommen noch ein Kammermusiksaal unterhalb des Konzertsaals sowie der Ballettsaal und eine Experimentierbühne mit Foyer, Bar & Music-Club im 5. Obergeschoss.

Das akustische Konzept hat Volker Giencke gemeinsam mit Karlheinz Müller / Müller-BBM, München entwickelt. Ergebnis ist eine hervorragende Akustik, aufbauend auf dem ovalen, terrassenförmigen Weinbergprinzip. 14 innen hochglanzverspiegelte Röhren, die über das Dach hinausragen, leiten Tageslicht in den Konzertsaal. Dieses raffinierte Lichtkonzept schafft eine einzigartige Atmosphäre.

Licht ist auch an der Fassade des „Great Amber“ ein wesentliches Gestaltungselement. Die bernsteinfarbenen Gläser sind an einer filigranen, korbartigen Stahlkonstruktion befestigt und tauchen den Raum in ein weich getöntes Licht. Nachts wird das Gebäude zum transparenten Leuchtkörper, der sein Inneres und seine unterschiedlichen Funktionen von außen sichtbar macht. Tagsüber spiegelt sich in den Gläsern der Außenraum in wechselnden Farben und Nuancen und schafft Stimmungsbilder von großer Prägnanz. Diese symbolhafte Wirkung unterstreicht, dass der „Great Amber“ eine Verbindung mit der Stadt eingeht, die sowohl architektonisch als auch inhaltlich überzeugt. Ein neues Wahrzeichen für das heutige Liepaja.

Kammermusiksaal am 18. Oktober 2015 mit Quintett der Berliner Symphoniker eingeweiht

Bereits am 18. Oktober wurde der Kammermusiksaal mit einem Konzert des String Quintett der Berliner Philharmoniker feierlich eröffnet. Gunars Upatnieks, Kontrabassist des Streichquintetts der Berliner Philharmoniker und gebürtiger Lette, zeigte sich begeistert: „Es ist ein phantastisches Gefühl! Für uns war es eine doppelte Premiere – wir haben den Konzertsaal zum ersten Mal gesehen und wir spielen hier zum ersten Mal dieses Konzert in dieser Besetzung. Der Klang war exzellent!“

Das akustische Konzept von Müller-BBM

Der große Konzertsaal mit mehr als 1.000 Sitzplätzen hat ein raumakustisch wirksames Volumen von etwa 11.200 m3. Wenn der Saal und das Orchesterpodium bis auf den letzten Platz besetzt sind, liegt die Nachhallzeit immer noch bei 1,8 bis 2,0 Sekunden und steigt zu tiefen Frequenzen nochmals an. Dies verleiht dem Klang die notwendige Wärme und schafft perfekte Bedingungen für klassische Konzertveranstaltungen. Die Saalform orientiert sich mit ihren Rängen und Balkonen an den klassischen Vorbildern der Weinbergterrassen. Dadurch erleben die Zuhörer eine intime räumliche Nähe zu den Künstlern auf dem Podium und sind trotzdem auf allen Plätzen voll in den Raumklang eingebunden. Die filigranen Dekorelemente an den Decken und Wänden bewirken eine diffuse Klangdurchmischung für ein ausgewogenes Klangbild ohne übertriebene Schärfe.

Der Kammermusiksaal mit bis zu 180 Sitzplätzen hat ein akustisch wirksames Volumen von 1.200 m3. Das ausgewogene und differenzierte Klangbild eignet sich optimal für kammermusikalische Veranstaltungen. Hinter großen, weißen, akustisch transparenten Wandverkleidungen aus Gewebe sorgen auf- und abfahrbare Stoffvorhänge für die Reduzierung der langen, natürlichen Nachhallzeiten in den Sälen.

Diese variable Schallabsorption gewährleistet zusammen mit fest installierten Beschallungsanlagen in beiden Sälen eine sehr gute Wort- und Silbenverständlichkeit. Neben Konzerten lassen sich die Säle dadurch auch für Sprachveranstaltungen – Vorträge, Konferenzen, Kongresse – nutzen.

Volker Giencke - Giencke & Company Architects - Graz

Konzerthaus "Great Amber"

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