How to be a Playboy

Architektur und Verführung im DAM bis zum 20. April 2014, Frankfurt a. M.

Wer hätte das gedacht! „In diesem Magazin geht es um Architektur“, schreibt Hugh Hefner in einem Editorial 1953: Der Playboy veröffentlicht in den 1950er- bis 1970er-Jahren mehrseitige Porträts von Frank Lloyd Wright und Mies van der Rohe, Beiträge zu Buckminster Fuller und Richard Neutra sowie ein Bericht über Ant Farms House of the Future. Bis zum Jahr 1979. Danach wand sich der Playboy komplett der Nacktheit zu; die Architektur verschwand aus dem Erotikmagazin.

Im Hintergrund läuft leise Jazz. Das Licht am Eingang ist gedimmt. Ein rundes Bett steht frei im Raum, den Spiegel erweitern. Das erste Geschoss im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main ist seit dem 15. Februar der Architektur und der Verführung gewidmet. An Hand von Playboy Magazinen zeigt die Kuratorin Beatrice Colomina die Reize der Architektur, des Designs, der Literatur und der Musik. Es geht um die Kultivierung des guten Geschmacks, der dabei helfen soll, die Frau zu verführen. Dabei versäumt die Ausstellung mit einem kritischen Blick das dargestellte zu hinterfragen und verharrt in der provokanten Darstellung von Erotik und Architektur.
Alle Playboy Magazine von 1953 bis 2009 sind in einem digitalen Archiv abrufbar. Die Magazine von 1953 bis 1979 sind in der Ausstellung zum Durchblättern in fünf verschiedene Kategorien unterteilt. Neben den Themen Architektur und Stadt, sind es noch Musik, Literatur und Design, die in den Pavillons gezeigt werden.
Hugh Hefner schafft es in einer Zeit der Vorort-Familien-Idylle einen Männertyp zu etablieren, dem er selbst das größte Vorbild ist – der Playboy. Ein Mann, der dem spießigen Familienleben entflieht, und stattdessen sich in seiner Bachelor Pad, der Junggesellenbude, mit mehreren Frauen umgibt. Eingerichtet mit praktischen, zeitgenössischen Designer-Möbeln: Der berühmte Liegesessel P 40 von Borsani lässt sich schnell von einem Sofa in ein Bett verwandeln. In den zunächst fiktiven maskulinen Junggesellenbuden, später dann realen Gebäuden, ist die Hausfrau von Küchenmaschinen ersetzt. Alles ästhetisch ansprechend in dem Single-Mann-Apartment integriert. Die Frau: Sie wird zu einem weiteren Accessoire des Playboys. Zunächst die gekonnte Verführung und danach die schnelle Entledigung. Ähnlich einem strategischen Schlachtplan, stellt der Playboy in einem kurzen Film, die 24 Schritte einer erfolgreichen Verführung vor.
Das Erotikmagazin „Playboy“ wird im Pressetext als „einflussreicher Förderer der Moderne“ betitelt, dessen fragwürdiges Frauen- und Männerbild keinen Einfluss auf die Ausstellung hat. Sie ist eher eine archäologische Ausgrabung. Die kulturelle Entwicklung des Mannes, der auf sein Äußeres Wert legen kann ohne an Männlichkeit einzubüßen. Denn die Frau umschwärmt ihn als laszives Wesen. Die Frage: How to be a Playboy? (Wie werde ich ein Playboy? – Den Hefttitel gibt tatsächlich am Kiosk zu kaufen!) wird mit etlichen Handlungsanweisungen beantwortet. Der Mann erobert den Wohnraum, die Frau hingegen emanzipiert sich nicht mit Aktivitäten außerhalb des Hauses. Der Playboy beeindruckt in den ersten drei Jahrzehnten seines Erscheinens als ein Heft mit visionären Stadt- und Architekturentwürfen und hohen Anspruch an Design. Dennoch sind die Rollen klar verteilt, der Jäger Mann, die Beute Frau. S.C.

Weitere Informationen: www.dam-online.de

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