Goldener Löwe an Paulo Mendes da Rocha

Der Brasilianer Paulo Mendes da Rocha erhält den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk: Die Zeremonie dazu wird am 28. Mai 2016 in Venedig sein, wenn die Biennale 2016 eröffnet

Die fünfzehnte Architekturbiennale in Venedig scheint bestimmt zu sein von den Architekten Südamerikas. Ist mit dem Chilenen Alejandro Aravena und dem Büro Elemental bereits ein Protagonist des auch politisch denkenden UND arbeitenden Planers gesetzt worden, wird mit der Auszeichnung da Rochas weiter ein Architekt international hervorgehoben, der deutlicher noch als sein Vorbild Oscar Niemeyer bis heute seine linksorientierte Sicht auf die Dinge auch in seine Architekturen hat einfließen lassen.

Geboren am 25. Oktober 1928 in Vitória, der Hauptstadt der Provinz Espírito Santo, studierte er in São Paulo Architektur und betreibt dort seit 1954 sein Architekturbüro. Der einflussreiche Vertreter einer nationalen Avantgarde-Bewegung hat die meisten seiner Bauten in São Paulo errichtet, darunter den heute legendären Club Athletico Paulistano (1958), die Parteizentrale für die Kommunistische Partei, sein eigenes Wohnhaus, das Estádio Serra Dourada (1973) oder das Museu Brasileiro da Escultura (1988). Die meisten seiner Bauten würde man heute mit dem europäischen Brutalismus in Verbindung bringen, allein, es stehen noch Untersuchungen darüber aus, wer hier wen beeinflusste. Spät erhielt da Rocha auch in Europa die Anerkennung, die seinen Arbeiten in der Heimat längst entgegen gebracht wurde. 2000 erhielt er den Mies van der Rohe Preis für Lateinamerikanische Architektur, 2006 erhielt er den Pritzker-Preis zehn Jahre vor Aravena und 26 Jahre nach dem Mexikaner Luis Barragán.

Nun also der Goldene Löwe, der dem 88-jährigen Brasilianer und Träger zahlreicher Ehrendoktorwürden am 28. Mai 2016 in Venedig verliehen wird. Die Jury um den Biennale Leiter Paolo Baratta und den Kurator der Architekturschau, Alejandro Aravena, hebt in ihrer Begründung zentral hervor, dass da Rochas Arbeiten von zeitloser Qualität seien, sowohl was ihren gestalterischen aber auch den physikalischen Aspekt angeht. Da Rocha wird hier wegen seiner konsequenten Integrität und der konstruktiven Erfindungsgabe geehrt. Er sei ein “nonkonformistischer Visionär und zugleich ein passionierter Realist.“ Sein Interesse gehe weit „über die Architektur hinaus auf politische, soziale, geografische, historische und technische Bezugsgrößen. Seine Vorbildfunktion für viele Generationen von Architekten in Brasilien, Lateinamerika und sonst in der Welt äußere sich darin, dass er es immer geschafft habe, sich in bestehende Teams als Mitglied einzubringen wie ebenso, dass er in der Lage ist, Menschen für seine Sachen zu begeistern für eine fortschrittlichere Welt des Bauens.“

Felicitação querido Paulo! Be. K.


15. Internationale Architekturausstellung

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