Ernst May (1886–1970). Neue Städte auf drei Kontinenten

Eine Ausstellung im DAM Deutsches Architekturmuseum Frankfurt a. M., noch bis 6. November 2011

Mit dem Architekten und Städtebauer Ernst May (1886-1970) präsentiert die Ausstellung eine der überragenden Figuren der klassischen Architekturmoderne. Sein Werk erstreckt sich nicht nur über einen langen Zeitraum - vom Kaiserreich bis ins Westdeutschland der 1960er Jahre - sondern auch über ungewöhnlich viele Stationen. Spuren seines Wirkens finden wir heute außer in Deutschland in Rumänien, Polen, Frankreich, Russland und Ostafrika.

Prägend für Mays soziales Empfinden wurde ein Praktikum in England, das er als Student bei Raymond Unwin, dem Planer der ersten „Gartenstädte“ absolvierte. Als Siedlungsplaner in Schlesien ab 1919 entwickelte er das Gartenstadtmodell weiter zur „Trabantenstadt“, die danach zu einem über Generationen anerkannten Leitbild wurde.

Nachdem ihm die Stadt Frankfurt 1925 die Leitung ihres Bauwesens anvertraut und ihn dafür mit ungewöhnlichen Kompetenzen ausgestattet hatte, legte May in zahlreichen Siedlungen den Grund für eine musterhafte Großstadt der Moderne. Die „Frankfurter Küche“ war das Herzstück des neuen Wohnens. In schneller Folge entstanden mehr als 12.000 Wohnungen, von denen viele mit neuen Methoden der Vorfertigung hergestellt waren.

Die Weltwirtschaftskrise und neue Herausforderungen führten May 1930 in die UdSSR, wo er bis weit nach Asien hinein neue Industriestädte plante. Nach dem Ende seines Vertrags in Russland entschied er sich für ein Exil im britischen Ostafrika, wo er sich zunächst als Kaffeepflanzer niederließ, um bald wieder als Architekt und Stadtplaner zu arbeiten.

Als fast Siebzigjähriger kehrte May 1954 nach Deutschland zurück und schuf ein umfangreiches Spätwerk in Gestalt zahlreicher Großsiedlungen, von denen die letzten Kritik auf sich zogen, weil die ihnen zugrundeliegenden Prinzipien als überholt galten.

Mit dem Namen Ernst Mays verbindet sich weit mehr als die „Trabantenstadt“ und sein Hauptwerk aus den 1920er Jahren, das als „Neues Frankfurt“ Geschichte gemacht hat. May war ein politisch begabter Organisator und ein stets sozial engagierter Architekt. Er arbeitete auf drei Kontinenten und in ver-schiedenen politischen Systemen. Sein Leben ist damit auch als spannungsreiche politische Biographie zu lesen.

Zum 125. Geburtstag von Ernst May am 27. Juli 2011 präsentiert das DAM die erste Gesamtübersicht zum Wirken des Architekten und Stadtplaners. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der ernst-may-gesellschaft e.v. und wird ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Katalog bei Prestel (hier in unserer Bücher-Rubrik rezensiert).

ERNST MAY (1886–1970). Neue Städte auf drei Kontinenten.

Ausstellung im DAM Deutsches Architekturmuseum Frankfurt a. M., noch bis 6. November 2011, EG \ 1.OG.
Ort: DAM, Schaumainkai Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main
Fon +49 (0)69-212 38844
www.dam-online.de

ÖFFNUNGSZEITEN
Di, Do bis Sa 11–18 Uhr
So 11–19 Uhr
Mi 11–20 Uhr

"Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain,"  so dessen Geschäftsführer, Professor Herbert Beck, "ermöglicht dieses ambitionierte Projekt aus Überzeugung. Die Ausstellung stellt Ernst May als einen herausragenden Botschafter der klassischen Moderne vor, der mit seinem Wirken weit über die Rhein-Main-Region hinaus strahlt. Im Austausch mit Wissenschaftlern im In- und Ausland ist es dem DAM gelungen, erstmals den aktuellen Forschungsstand in einer Ernst May-Retrospektive zusammenzuführen und einem breiten Publikum zu vermitteln. Unsere Förderung gilt auch dem internationalen Symposium, das zum Abschluss der Ausstellung neue Erkenntnisse der Forschungen über Ernst May beleuchten wird."

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