Museum Barberini

Erinnerungsarchitektur in Potsdam fertiggestellt

Das neue Museum Barberini wurde am 23. Januar 2017 eröffnet

„Es ist wohl die teuerste, aber auch die schönste Fassade, die in den letzten 100 Jahren in Potsdam gebaut wurde.“ So beschreibt Thomas Albrecht, Partner des Architekturbüros Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht den (fast) originalgetreuen Wiederaufbau des Palais Barberini im historischen Stadtzentrum der Hauptstadt Brandenburgs.

1771/72 wurde das Bürgerhaus nach den Plänen von Carl von Gontard und Georg Christian Ungers und dem italienischen Vorbild aus Rom, dem Palazzo Barberini, erbaut. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde aus dem bestehenden Gebäude ein Kopfbau, indem die beiden Seitenflügel hinzugefügt wurden. Darauf folgte der Umbau des Vorderhauses zum Vereinshaus, indem Konzerte und Vorträge stattfanden. Im Zweiten Weltkrieg wurde es bis auf den Mittelrisalit zerstört und daraufhin komplett abgetragen.

Die Gründung des Museums Barberini ist eine Initiative des SAP-Mitbegründers Hasso Plattner, der als Privatsammler von DDR-Kunst und Malerie nach 1989 als Stifter und Mäzen das Projekt beauftragte. Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht haben bis dato zwölf Museen gebaut und stehen aktuell mit dem Berliner Stadtschloss und der Potsdamer Garnisonskirche in Projekten, die den Wiederaufbau einer historischen Fassade beinhalten, was die Wahl von Hasso Plattner auf das renommierte Architekturbüro erklären könnte.

Das alte Plan- und Fotomaterial ist so ausführlich vorhanden, dass die Architekten millimetergenaue Vorstellungen des historischen Gebäudes hatten. Da barocke Bauten keine hohe Genauigkeit aufweisen, konnten auch alle Asymmetrien und Unschärfen wiederhergestellt werden. Gemeinsam mit der Nikolaikirche, dem Altem Rathaus und dem Landtag steht das neue Museum wieder in repräsentativer Nachbarschaft um den Alten Markt und bildet dessen Südkante zum Havelufer. In vier Jahren Bauzeit wurde das tragende Betonskelett mit einer Natursteinfassade verkleidet und im Inneren mit Materialien, wie Terrazzo, Sandstein, Eiche und Bronze ausgestattet. Dabei besteht das Gebäude aus zwei Obergeschossen, einem Erd- und einem Untergeschoss, während das Raumprogramm, neben den 17 Ausstellungsräumen, einen Veranstaltungssaal, ein Café, einen Museumsshop und die notwenigen Funktionsräume umfasst.

Neben der Ausstellung von Werken aus der Sammlung Hasso Platters sind Wechselausstellungen von internationalen Institutionen und privaten Leihgebern geplant. Damit ist Potsdam nicht nur um eine aufwendige und detaillierte Rekonstruktion, sondern auch um einen kulturellen Höhepunkt ganz eigner Qualität erweitert worden. Was die am Ende gekostet hat, will auch der Architekt Albrecht nicht verraten. In einem Interview verriet er nur so viel: "Ich will nur so viel sagen: Sie war sehr teuer!" Meinte damit allerdings nur die Fassade.

Öffnungszeiten: Mo & Mi–So 11–19 Uhr, jeder erste Do im Monat 11–21 Uhr, Di geschlossen

Online-Tickets unter www.museum-barberini.com


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