Ein Viertel Akademie wäre doch schon was

Die Ausschreibung für eine Rekonstruktion der Schinkelschen Bauakademie ist an zu hohen Vorgaben gescheitert

Anfang 2009 war man noch optimistisch: Es werde bald etwas mit dem Wiederaufbau von Schinkels Bauakademie in Berlin. Ja man war sogar so optimistisch, dass einige – also der Verein Internationale Bauakademie Berlin e.V. – sich nicht enthalten konnten, die Ausschreibung der Akademierekonstruktion durch das Land und den Liegenschaftsfonds Berlin GmbH als nicht verständlich zu kritisieren. Beide, Land wie Liegenschaftsfonds, hätten beispielsweise die weitreichenden Vorarbeiten des Vereins unberücksichtigt gelassen und würden ohne Not – so der Verein – wieder bei Null anfangen; oder anders gesagt: ohne den Verein.

Die Ausschreibung der Rekonstruktion der Akademie, die 1832-36 in Berlin nach den Plänen Schinkels errichtet worden war, brachte kein Ergebnis. Der Bau gilt durch seine Mischkonstruktion als früher Industriebau und soll heute ebenfalls Bauakademie sein, allerdings gegründet auf einem Erdgeschoss mit kommerzieller Nutzung. Rekonstruktion überhaupt deswegen, weil er nach Kriegsschäden,wie manch anderer Bau als Symbol preußischer Kolonialaggression fehlinterpretiert, 1962 abgerissen wurde.

Die Mischnutzung war Inhalt und Vorgabe der Ausschreibung: Ein möglicher Investor habe die Rekonstruktion zu finanzieren (teils auch den Gebäudeunterhalt), müsse Dreiviertel der Fläche dieser Akademie bedingungslos zu Verfüung stellen und dürfe sich lediglich im Erdgeschoss ausbreiten (Geschäfte o. ä.). Das war den tatsächlichen Interessenten wohl zu viel von dem, was der Verein Internationale Bauakademie Berlin e.V. Anfang 2009 bereits richtig mutmaßte: „In jedem Fall ist Mäzenatentum sowohl für die Finanzierung der Bau- als auch für die späteren Betriebskosten erforderlich.“ Derzeit wird geprüft, ob es andere Möglichkeiten zur Wiedererrichtung gebe.

Jetzt sollte man vielleicht hoffen, das mit dem Milliardenprojekt gegenüber würde endlich doch nichts, dem Schinkelbau könnte das Schlossversagen die Rettung werden. Berlin jedenfalls hat – obwohl Rekonstruktionsbefürworter durch und durch – aus dem Nichts seiner Haushaltskasse gut 30 Mio. € locker gemacht (machen müssen). Für eine Bauakademie ganz am Rande der Mitte bleibt dann einfach nichts übrig. Die Investoren können abwarten, vielleicht gibt es demnächst ein Gegenangebot: Dreiviertel Kommerz, ein Viertel akademischer Betrieb. Was realistischer wäre. Be. K.

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