Architektur der Erinnerung

Bogdan Bogdanović – Architekt, Urbanist, surrealistischer Künstler und Literat, Hochschulprofessor sowie ehemaliger Bürgermeister von Belgrad – schuf zwischen den 1950er und den 1980er Jahren verteilt über ganz Jugoslawien 20 großmaßstäbliche Denkmäler gegen den Krieg. In kaum einem anderen europäischen Land wurden die Geschichte und das Geschichtsbewusstsein so sehr durch Gewalt und Vernichtung geprägt wie in dem inzwischen zerfallenen Vielvölkerstaat. In radikaler Abkehr von klerikal-nationalistischen oder sozialistischen Realismus verpflichteten Monumenten verweigern die Werke Bogdanovićs jede Abbildung von Schrecken und Entsetzen. Sie klagen weder Schuldige an, noch heroisieren sie die Opfer. Zu Beginn des jugoslawischen Bürgerkriegs 1991 wurden Bogdanovićs Gedenkstätten zum Ziel von nationalistischem Revanchismus und mutwilliger Zerstörung, wodurch sie aus der Geschichte unvermittelt in die Gegenwart zurückgeholt wurden.
 
Der Stadtplaner und Fachpublizist Reinhard Seiß dokumentiert in seinem aktuellen Film das Werk des 1922 in Belgrad geborenen und seit 1993 im Wiener Exil lebenden Architekten und Literaten Bogdan Bogdanović. Vom Memorial am jüdischen Friedhof der serbischen Hauptstadt Belgrad über die „Stadt der Toten“ im bosnisch-herzegowinischen Mostar bis hin zum wohl bekanntesten Monument im ehemaligen Vernichtungslager im kroatischen Jasenovac präsentiert das filmische Porträt der europäischen Öffentlichkeit das bislang wenig dokumentierte architektonische Werk von Bogdan Bogdanović als zeitlose, metaphorische Auseinandersetzung mit uralten menschlichen Ängsten und Hoffnungen.