Aktiv-Stadthaus in Frankfurt eröffnet

Plusenergieprojekt setzt Maßstäbe für den Geschosswohnungsbau der Zukunft

Am 8. Juli 2015 wurde in der Frankfurter Speicherstraße das Aktiv-Stadthaus eröffnet. Es ist das erste Mehrfamilienhaus mit 74 Wohneinheiten im Effizienzhaus Plus Standard in Europa, dem  der Wandel gelingt vom Energie verbrauchenden zum Energie erzeugenden Gebäude – ein Kraftwerk zum Wohnen, das mehr Energie erzeugt, als durch seinen Betrieb verbraucht wird.

Die Wohnungsbaugesellschaft ABG FRANKFURT HOLDING ist lange schon als Vorreiterin in Sachen Passivhausbauweise bekannt. Inzwischen entstanden in Frankfurt mehr als 2500 der rund 51000 Wohnungen des Unternehmens im Passivhausstandard. Vor vier Jahren hat sich das städtische Wohnungsbauunternehmen mit einem Vordenker des energieeffizienten Bauens, Prof. Manfred Hegger, zusammengetan und ein Zukunftsprojekt gestartet, dessen Umsetzung zum Vorbild in Europa für künftige städtische Mehrfamilienhäuser in Energie-Plus-Bauweise werden soll. „Wir zeigen damit, dass Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch ist und dies allen zugutekommt, der Umwelt und den Mietern, die bezahlbare Mieten und geringe Betriebskosten haben“, betont Frank Junker, Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmens. "Mit dem Haus möchten wir Anstöße für ein neues Denken im Wohnungsbau geben und zeigen, wie Architektur einen Beitrag zur Klimawende leisten kann. Das geht natürlich nur mit einem Bauherren, der Mut hat und sich etwas traut, wie die ABG hier in Frankfurt. Dann kann sich das Bauen auch zu einem Treiber der Energiewende etablieren," erläutert Prof. Hegger seine Beweggründe.

Das Aktiv-Stadthaus beschreibt den Weg der Evolution der Energieeffizienz in den vergangenen drei Jahrzehnten. Die Planer des Aktiv-Stadthauses (HHS Planer +Architekten AG, Kassel; EGS-plan Ingenieurgesellschaft für Energie-, Gebäude-und Solartechnik mbH, Stuttgart; B+G Ingenieure Bollinger + Grohmann GmbH,Frankfurt a.M.) kombinieren dabei passive Energieeinsparung auf Basis einer hochwärmegedämmten Gebäudehülle mit aktiver Energiegewinnung. Auf dem Dach kommen etwa 1000 Hocheffizienzmodule und an der Fassade 330 Module zum Einsatz. Der mit Photovoltaik erzeugte Strom kann in einer Batterie im Haus gespeichert und dadurch auch nachts genutzt werden. Gleichzeitig gewinnt man die Wärme aus dem Abwasser zurück. Über ein neu entwickeltes Touchpad-Display ist jeder Mieter des Aktiv-Stadthauses jederzeit über seinen Energieverbrauch im Bilde und kann diesen mit der aktuellen Stromerzeugung vergleichen.

In dem 8-geschossigen, 27 m hohen, rund 160 m langen, aber nur knapp 9 m breitem Aktiv-Stadthaus verteilen sich 74 helle Wohnungen auf 6.750 m² Wohnfläche. Alle Wohnungen sind barrierefrei und über Aufzüge erreichbar. In der moderaten Miete sind die Heizkosten, ein jährliches, freies Strombudget sowie eine Einbauküche mit Haushaltsgeräten der Energieklasse A++ enthalten. Das Plus an Strom können die Bewohner des Hauses außerdem verwenden, um im Erdgeschoss Fahrzeuge des lokalen, zur ABG gehörenden Car-Sharing-Anbieters book-n-drive zu nutzen. Die Fahrzeuge dienen auch als Speicher für den überschüssigen Strom aus dem Gebäude. Eine Ladestation für Elektro-Autos und Pedelecs findet sich ebenso am Haus.

Das Aktiv-Stadthaus ist Teil des Netzwerkes Effizienzhaus Plus, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert und wissenschaftlich begleitet wird. Aktuell umfasst das Netzwerk bundesweit über 30 Wohnungsbau-Modellvorhaben im Effizienzhaus Plus-Standard vom Ein- bis zum Mehrfamilienhaus im Neu- und Altbau. (www.forschungsinitiative.de)

Bundesbauministerin Barbara Hendricks freute sich daher sichtlich, das weltweit größte Aktivgebäude zusammen mit Prof. Hegger und den Bauherrenvertretern eröffnen zu dürfen: „Es freut mich, heute dieses große Mehrfamilienhaus als ein weiteres Pilotprojekt in meiner Netzwerkinitiative Effizienzhaus Plus begrüßen zu können. In Frankfurts Zentrum bereichert dieser innovative Neubau das Stadtbild, schafft notwendigen bezahlbaren Wohnraum und erzeugt gleichzeitig über ein Jahr mehr Energie als deren Bewohner für Heizung, Warmwasser, Hausstrom und Mobilität verbrauchen. Damit übertrifft das Haus schon jetzt die hohen klima- und energiegerechten Anforderungen, die die Europäische Union ab 2021 für neue Wohngebäude vorsieht.“

 

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