300 Prozent grüner

MVRDV planen die Gartenschau „Floriade 2022“ in Almere

Am 7. Oktober ging sie zuende, die Floriade 2012 im niederländischen Venlo, jetzt ist erst einmal wieder Ruhe auf dem Gebiet der internationalen GALA-Eventkultur bei unseren Nachbarn. Zehn ganze Jahre müssen die (und wir) ab jetzt warten, bis die nächste „Floriade“ Hunderttausende zum Staunen und Schauen und für die ganz große Inspiration im ganz kleinen eigenen Garten lockt. Dann, in 2022, müssen wir uns in die Retortenstadt Almere (südlich Amsterdam) aufmachen, eine Stadt, deren Geschichte in den Anfangsjahren der Siebziger des vergangenen Jahrhunderts wurzelt; wenn man da schon von Wurzeln sprechen kann.

Gewonnen hat den Wettbewerb, der in den Niederlanden immer von einem Team bearbeitet wird (Region/Architekten/Landschaftsplaner) die besagte Stadt und das Rotterdamer Büro MVRDV , die den Wettbewerb gegen die Boskoop-Region mit OMA/Rem Koolhaas, Groningen mit West 8 und Amsterdam-Bijlmer mit MTD Landscape Architect gewonnen haben. MVRDV hatten bei dem Wettbewerb sicherlich den Vorteil, die Stadt und ihre Implikationen im Detail zu kennen, sind sie doch bereits mit den Städtebau-/planprojekten „Almere 2030“ und „Almere Oosterworld“ beauftragt.

Mit dem Wettbewerbsgewinn geht für die Rotterdamer auch ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Mit der Planung und Realisierung einer grünen, nachhaltigen Stadt – denn die „Florale 2020“ soll keine temporäre, klassische Garten- beziehungsweise Landschaftsausstellung werden –, die weitgehend autark funktionieren soll, „werden wir“, so MVRDV PartnerWiny Maas, „in den kommenden zehn Jahren einen Prototypen von nachhaltiger, zukunftsfähiger Stadt realisieren. Das ist auch unsere Chance, die Ideale in die Realität umzusetzen, die MVRDV schon seit 20 Jahren progagiert.“ Damit, so MVRDV, werde man die Ausstellung in 2020 zu einer um „300 Prozent grüneren Ausstellung“ machen, als man das von allen Vorgängern gewohnt sei.

Geplant ist ein Raster von Gärten auf einer 45 ha großen, quadratischen Halbinsel. Jeder Block wird bestimmten Pflanzen gewidmet, erschlossen wird das ganze über eine – „perhaps“ alphabetisch sortierte – Pflanzenbibliothek. Hier sollen dann, nach Ablauf der „Floriade 2020“ temporäre Bauten zu Wohnungen, Büros und einer Universität umgewidmet werden. Das Konzept der Universität ist eine horizontal geschichtete Landschaft, die der Stapellandschaft ähnlich ist, die MVRDV auf der EXPO 2000 in Hannover für die Niederlande realisierte. Jeder Seminarraum soll ein anderes Mikroklima mit jeweils anderen Pflanzenarten haben.

Das Programm im Einzelnen: 45 Hektar Stadterweiterung mit Aussichtsturm, grüne Wohnungsbau-Ausstellung (22000 m²/115 Wohneinheiten), Hotel (30000 m²), Universität (10000 m²), Konferenzzentrum (12000 m²), Expo-Pavillons (25000 m²), ein „intelligentes“ Grünhaus (4000 m²), ein Pflegeheim (3000 m²). Hinzu kommen die Kinder-Expo, ein Yachthafen, etwas Wald, ein Freilichttheater, ein Campingplatz (ohne den geht es in den Niederlanden einfach nicht!) und andere Einrichtungen mit insgesmat 25000 m². Das soll den Steuerzahler rund 320 Mio. € kosten. Be. K.

Die Floriade 2022 wird im April 2022 eröffnet, die aktuelle Floriade 2012 ist in Venlo noch bis zum 7. Oktober zu sehen.

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