Palace-Hotel, Luzern/CH

Text: Ina Lülfsmann/ DBZ


Foto: Ruedi Walti

Foto: Ruedi Walti

„Ohne Schablone und Aufdringlichkeit wurde hier ein ebenso behagliches als vornehmes Heim für Angehörige aller Nationen geschaffen, das auch den weitgehendsten Ansprüchen gerecht wird“, heißt es in einem Text über die Eröffnung des Hotel Palace Luzern im Luzerner Tages-Anzeiger vom 9. Mai 1906. Nach Plänen des Architekten Heinrich Meili-Wapf errichtet, wurde es später mehrmals umgebaut, geschlossen und wiedereröffnet. Heute trifft der eingangs zitierte Satz erneut auf das Hotel zu, nachdem es von 2018 bis 2022 von Iwan Bühler Architekten erneuert und dezent umgebaut wurde. 

Im ehemaligen zentralen Eingangssaal ist nun die Hotelbar als Herz des Hauses untergebracht
Foto: Ruedi Walti

Im ehemaligen zentralen Eingangssaal ist nun die Hotelbar als Herz des Hauses untergebracht
Foto: Ruedi Walti

Der monumentale Hotelbau direkt am Vierwaldstättersee ist eine frühe armierte Betonkonstruktion. Ursprünglich bot er 35 Salons und 250 Schlafzimmer. Außerdem gab es eine Poststelle, eine Telefonkabine, einen Bücher- und Zeitungskiosk, einen Friseur und einen Billardsalon. Der Zugang erfolgte von der Haldenstraße, die zur Zeit der Erbauung des Hotels noch eine Nebenstraße war. Man betrat das Gebäude zentral und gelangte in einen großen Saal mit Blick auf den See. 1998 wurde der Haupteingang aus verkehrstechnischen Gründen an die Westseite des Hotels verlegt, ohne jedoch die innere Raumabfolge im Erdgeschoss anzupassen – einer der Gründe für den Umbau durch Iwan Bühler Architekten. Heute ist der Eingang weiterhin an der Seite des Hotels, jedoch haben die Planerinnen und Planer das Erdgeschoss mit seinen vielen Sälen der Erschließungsstruktur angepasst und den ehemaligen Musiksaal direkt neben dem Eingang zu einer  offenen Rezeption gemacht. Im einstigen zentralen Eingangssaal ist nun die Hotelbar als Herz des Hauses untergebracht.

Nur noch Teile des Bestands von 1906 waren 2018 erhalten. Das Haupttreppenhaus mit Stuckmarmor gleicht nach der Restaurierung wieder seinem Ursprungszustand. Das bauzeitliche Treppengeländer zeigt sich wieder in dunkelgrünem Metall mit hölzernem Handlauf
Foto: Ruedi Walti

Nur noch Teile des Bestands von 1906 waren 2018 erhalten. Das Haupttreppenhaus mit Stuckmarmor gleicht nach der Restaurierung wieder seinem Ursprungszustand. Das bauzeitliche Treppengeländer zeigt sich wieder in dunkelgrünem Metall mit hölzernem Handlauf
Foto: Ruedi Walti

Seit 2021 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. In Abstimmung mit den Behörden setzten die Ar­chi­tekten zwar keine Gesamtrestaurierung, aber eine denkmalpflegerische Erneuerung unter dem Motto „zeitgemäßes Weiterbauen mit Respekt vor dem Urbestand“ um, wie Iwan Bühler in dem Buch über das Projekt (s. S. 15) beschreibt. Denn es waren nur noch Teile des Bestands von 1906 erhalten bzw. unter den späteren Einbauten, Anstrichen und Verkleidungen zu finden. Diese, wie beispielsweise das Haupttreppenhaus mit Stuckmarmor, wurden soweit möglich freigelegt und res-tauriert. Dagegen mussten vor allem die Gästezimmer haustechnisch auf Stand gebracht werden und zum Teil mit ­Badezimmern ­ausgestattet werden. Sie wurden ­restauriert und neu interpretiert. Die Gestaltung durch die Innenarchitektinnen von Jestico + Whiles orientiert sich an Farb- und Materialfunden im Erdgeschoss. Heute bietet das 5-Sterne-Hotel 136 Zimmer, darunter 48 Suiten und eine Presidential Suite. Die Kantonale Denk­malpflegerin Cony Grünenfelder resümiert: „Das Hotel Palace mit seiner charakteristischen Dachlandschaft hat seine gewichtige Präsenz im Stadtbild von Luzern zurückgewonnen. Im Erdgeschoss sind attraktive, öffentlich zugängliche Räume entstanden, die sich selbstverständlich in den historischen Bestand einfügen und die Belle Époque wieder spürbar machen.“ 

www.iwanbuehler.ch; www.mandarinoriental.com

Beteiligte (Auswahl)

Bauherr: First Swiss Hotel Collection AG, Luzern/CH

Betreiber: Mandarin Oriental Hotel Group, Hongkong/CN

Architektur: Iwan Bühler Architekten, Luzern/CH, www.iwanbuehler.ch

Projektleitung: Carmen Blum, Iwan Bühler, Marco De Donno, Louis Zoller

Generalplanung und Bauleitung: Itten+Brechbühl AG, Zürich/CH, www.ittenbrechbuehl.ch

Innenarchitektur: Jestico + Whiles, London/UK, www.jesticowhiles.com

Lichtplanung: LICHTTEAM AG, Rothenburg/CH, www.lichtteam.ch

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