Jetzt ein Kunstsilo

Kunstsilo, Kristiansand/NO

Wahrscheinlich gibt es für die zeitgenössische Kunst, die mehr und mehr auf das Großformat zielt, keinen angemesseneren Ort, als ehemalige Fabrik- und Lagerhallenbauten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die bieten neben spektakulärer Raumdisposition auch die Möglichkeit, nichtdefinierte Flächen auszubilden, die den Kunstort zum transitorischen Erlebnis- und Bildungsort machen. Der Getreidesilo in Kristiansand ist solch ein Ort geworden.

Rechts das neue Wohnviertel mit Anleger, dahinter das Kunstsilo in beinahe der gleichen Kubatur des ehemaligen Getreidesilos
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Rechts das neue Wohnviertel mit Anleger, dahinter das Kunstsilo in beinahe der gleichen Kubatur des ehemaligen Getreidesilos
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Ganz im Süden Norwegens – von uns aus aber noch ziemlich nördlich – liegt die Küstenstadt Kristiansand. Die Stadt mit rund 100 000 Einwohnerinnen lebt noch heute vom Fischfang, von der Förderung von Offshore-Öl- und Gas, superreinem Silizium und immer noch dem Holzhandel. Dass die Stadt sich mehr und mehr dem Tourismus geöffnet hat, hat seine Ursachen im Rückgang der Industriearbeit sowie dem für norwegische Verhältnisse milden Klima. Der Naturhafen, durch die vorgelagerten Inseln bestens geschützt vor schlechtem Wetter, hat allerdings seine Umschlagkapazitäten eingebüßt. Heute ist hier vor allem noch der Fährterminal für Linienschifffahrt und Kreuzfahrtschiffe von Bedeutung.

Im 9. OG ist der Mehrzweckraum mit fantastischer Aussicht. Verglast
mit einer die Silorundun-gen nachzeichnenden Glasfassade
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Im 9. OG ist der Mehrzweckraum mit fantastischer Aussicht. Verglast
mit einer die Silorundun-gen nachzeichnenden Glasfassade
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Und wie immer, wenn Verkehrs- und Gewerbeflächen brach fallen, überlegen die Kommunen, was mit diesen meist 1A-Flächen machen? Privilegiertes Wohnen wurde bereits umgesetzt, auch das Kilden Performing Arts Center (DBZ 11 | 2012) von ALA Architects bietet schon länger Raum, den Hafen neu zu betrachten. Dazwischen stand bis vor ein paar Jahren ein Getreidesilo – der heutige Kunstsilo – dessen Historie kurz zu erzählen ist.

Die sogenannte Silohalle ist Entreé und Treffpunkt und Kathedrale, von der aus und durch die hindurch Beziehungen aller Art aufgebaut werden können
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Die sogenannte Silohalle ist Entreé und Treffpunkt und Kathedrale, von der aus und durch die hindurch Beziehungen aller Art aufgebaut werden können
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Erstes Getreidesilo von 1935

Schon in den frühen 1930er-Jahren kam Weizen aus den USA über den Atlantik nach Norwegen, der Hafen in Kristiansand war erste Lieferadresse. Allerdings fehlte für die Weiterverarbeitung durch Mühlen ein Speicherort. Die Mühlenbesitzer wollten eine Siloanlage, wie sie in den USA schon länger vorhanden waren. Man engagierte mit dem jungen Architekten Arne Korsmo einen Planer, der im Bau von Funktionsanlagen unterschiedlichster Art Erfahrung hatte. Der machte Pläne für die schließlich 15 je 38 m hohen Stahlbetonsilos, die von einem Transportturm und einem Lagerhaus flankiert waren. Relativ neu war der Einsatz von Gleitschalungen, die die Fertigung der Silos innerhalb weniger Wochen im Jahr 1935 erlaubte. Komplett fertiggestellt wurde die Anlage Ende des Jahres. 1939 wurde die Siloanlage um weitere 15 Silos ergänzt, 1956 das Lagergebäude am Kai erweitert, das nun die volle Silolänge hat, dabei jedoch nicht wie der erste Teil aus Holz, sondern aus Beton gebaut wurde.

In die Silozylinder wurden Wendeltreppenanlagen eingefügt, in Siloteile oder komplett
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

In die Silozylinder wurden Wendeltreppenanlagen eingefügt, in Siloteile oder komplett
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Ab den 1980er-Jahren kam es, wie in vielen Ländern, zu einer zunehmenden Zentralisierung der Mühlen für die großen Produzenten. Viele der kleineren Mühlen wurden stillgelegt, schließlich, 2008 auch die in Kristiansand. Nach ersten Überlegungen, den Gewerbebau abzureißen, wurde die Anlage 2010 von der Stadt unter Denkmalschutz gestellt.

Mal offen, mal geschlossen: Die Öffnungen zur Kunstkathedrale (hier 4. OG) machen neugierig auf Inhalte und erlauben zugleich Einblicke in die Bestandskonstruktion und ihre Veränderungen
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Mal offen, mal geschlossen: Die Öffnungen zur Kunstkathedrale (hier 4. OG) machen neugierig auf Inhalte und erlauben zugleich Einblicke in die Bestandskonstruktion und ihre Veränderungen
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Tausche Kunst gegen Museum

2015 dann trat mit dem aus Kristiansand gebürtigen Nicolai Tangen ein Mäzen auf, der wie viele seiner Kollegen in vielen Städten vor ihm schon, seiner Geburtsstadt seine große und großartige Kunstsammlung norwegischer Kunst des 20. Jahrhunderts anbot, wenn die Stadt ihm dafür ein Museum spendiert. Und weil, wie eigentlich immer, der Wert der Sammlung den Preis für ein Museumsgebäude um ein Vielfaches übersteigt, rechnete Kristiansand nicht lange und stellte für den Anfang 50 Mio. Norwegische Kronen in Aussicht (=1,3 Mio. €). Es folgte ein international ausgelobter Realisierungswettbewerb, dem 101 Büros aus 17 Ländern ihre Entwürfe beisteuerten. Da war der Silo schon als Standort für den Museumsbau ausgemacht. Mestres Wåge Arquitectes und MX_SI architectural studio (jetzt Mestres Wåge Arquitectes, BAX und Mendoza Partida) gewannen (2017). Die Jury lobt den Entwurf wegen seiner „eleganten Balance zwischen dem Original und der räumlichen Bearbeitung in dessen Innerem“.

Ganz oben der flexible nutzbare Veranstaltungsraum hinter einer Glasfassade, die die Rundungen der Silos nachempfindet
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Ganz oben der flexible nutzbare Veranstaltungsraum hinter einer Glasfassade, die die Rundungen der Silos nachempfindet
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Kunstsilo im Silo – Eingriffe

Der Entwurf der Architekten zielte tatsächlich auf Erhalt und Neuinszenierung. Noch immer ist der ehemalige Getreidespeicher sofort zu erkennen, gleichzeitig sind – natürlich auch im Inneren – wesentliche und tiefgreifende Eingriffe unvermeidbar gewesen. Außen wurde der Silo um klar vom Bestand unterscheidbare, in der Formensprache dem Industriebau entlehnte Volumen erweitert. Im südlichen Teil sind die Silos jetzt bis auf den Boden hinunter freigelegt und in ihrer ganzen Höhe erlebbar. Sowohl das Lagergebäude auf der Hafenseite wie auch der nördlich platzierte Transportturm wurden aus Gründen der schlechten Substanz und der mangelhaften Aufnahmefähigkeit neuer Funktionen abgerissen und mit etwa gleichem Volumen und ähnlicher Anmutung wieder neu aufgebaut.

Funktionaler Ausstellungsraum: als wäre man nicht in einer spektakulären Silo-Architektur
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Funktionaler Ausstellungsraum: als wäre man nicht in einer spektakulären Silo-Architektur
Foto: Kunstsilo / Alan Williams Photography

Das vormals geschlossene Volumen der Speicheranlage wurde im Erdgeschoss in Teilen über Fensterbänder geöffnet. Damit wird die neue Durchlässigkeit des ehemals geschlossenen Bauten-Ensembles sichtbar gemacht. Das Fensterband mit Blick auf das Meer stellt konkret eine Verbindung zwischen der neugeschaffenen Silohalle und dem Fußgängerweg im Hafen her. Die Öffnung der kompletten Nordfassade des zunächst abgerissenen und dann wiedererrichteten Transportturms mittels einer Glasfassade macht dieses Gebäudeteil zum „Leuchtturm“ (Architekten) der Stadt Kristiansand.

Das Siloensemble nach dem Eingriff in seine Substanz. Gut zu erkennen die Köpfe der axial eingefügten, vorgespannten Betonbalken zur Stabilisierung der Gesamtstruktur
Foto: Marc Goodwin – Archmosphere

Das Siloensemble nach dem Eingriff in seine Substanz. Gut zu erkennen die Köpfe der axial eingefügten, vorgespannten Betonbalken zur Stabilisierung der Gesamtstruktur
Foto: Marc Goodwin – Archmosphere

Herz des Kunstsilos ist die aus dem Silo-Ensemble herausgeschnittene, 21 m hohe, basilikaartige zentrale Halle, ein Raumluxus, den nicht einmal Frank Gehry in Bilbao hinbekommen hat. Wer aus dem – allerdings recht weiten – Außenraum das neue Kunsthaus betritt, wird den Kopf in den Nacken legen müssen. Und der Blick geht weiter hinauf, entlang der in Teilen geöffneten Silos am Rand durch die oben scheinbar schwebenden restlichen Teile der Zylinder bis zum Himmel hinauf. Denn drei der filigran gefertigten Betonröhren sind auf der obersten Ebene mit begehbarem Glas geschlossen, während  die anderen ihre vorhandene Stahlbetonabschlussplatte behalten haben. In den Oberflächen des Originalbetons können die Besucher immer noch den Bestand erkennen, der nun ergänzt ist um die Spuren der Ertüchtigung, der Sägearbeiten und die Maserung geschliffener Oberflächen.

Lageplan, M. 1 : 7 500

Lageplan, M. 1 : 7 500

Dass aus dem Betonbestand wesentliche Teile herausgeschnitten werden konnten, ist zum einen den insgesamt zusammenhängenden, jedenfalls miteinander verbundenen Siloeinheiten zu verdanken. Dann musste natürlich konstruktiv ertüchtigt werden. Unter anderem wurden die Zylinder in den nun frei hängenden Enden mittels quer- und längseingeschobenen, nachspannbaren Betonbalken als Einheit stabilisiert. Deren nach außen geführte Schraubenden liegen auf den Außenwänden, über welche die Lasten abgetragen sind. Die Balkenköpfe mit den Schraubenköpfen sind noch sichtbar im 5. OG im Verwaltungstrakt. Dass die teils nur 10 cm dicken Silowände um 20 bis 25 cm Stahlbeton innen zu ertüchtigen waren, versteht sich von selbst bei der höheren wie zugleich gänzlich verschiedenen Belastung, die die Zylinder nun zu realisieren haben.

Grundriss EG, M 1 : 750
1 Silohalle
2 Restaurant
3 Museumsshop
4 Auditorium – Multifunktionssaal
5 Küche
6 Toiletten
7 Schließfächer
8 Logistik
9 Vertikale Haupterschließung
10 Pädagogischer/multifunktio­naler Bereich

Grundriss EG, M 1 : 750
1 Silohalle
2 Restaurant
3 Museumsshop
4 Auditorium – Multifunktionssaal
5 Küche
6 Toiletten
7 Schließfächer
8 Logistik
9 Vertikale Haupterschließung
10 Pädagogischer/multifunktio­naler Bereich

Die ins Zentrum geschnittene Halle wird von Erschließungs- und Funktionsflächen umgeben, so befinden sich im Erdgeschoss u. a. der obligatorische Museumsshop, ein Auditorium, das Café und Flächen für Wechselausstellungen. Diese Ebene wird über die beiden Haupteingänge an der Ost- und Westfassade erschlossen. Womit nicht nur Museumsbesucher eingeladen werden, sondern auch alle die, die sich hier zum Gespräch treffen wollen, die die Halle wie einen städtischen Platz nutzen in Kristiansands Hafen- und Kulturviertel.

Grundriss 2. OG, M 1 : 750
1 Silohalle
2 Ausstellungsfläche
3 Weiße Box
(doppelte Raum­höhe)
4 Logistik
5 Technik
6 Vertikale Haupterschließung

Grundriss 2. OG, M 1 : 750
1 Silohalle
2 Ausstellungsfläche
3 Weiße Box
(doppelte Raum­höhe)
4 Logistik
5 Technik
6 Vertikale Haupterschließung

Die Ausstellungsflächen selbst befinden sich oberhalb dieser (hoffentlich) trubeligen Stadtraumebene im 2. bis 4. Geschoss. Erschlossen werden diese über eine Art Foyer, das sich an die in einer der Silozylinder untergebrachten Wendeltreppe anschließt und von dem aus sich die Besucherinnen im Silo bewegen können. An sorgfältig ausgewählten Stellen öffnen Fens-ter den Blick nach draußen … falls das Spektakuläre innen mit der Landschaft außen einmal konkurrieren kann.

Grundriss 5. OG, M 1 : 750
1 Silos
2 Skulpturengarten
3 Vertikale Haupterschließung
4 Verwaltung

Grundriss 5. OG, M 1 : 750
1 Silos
2 Skulpturengarten
3 Vertikale Haupterschließung
4 Verwaltung

Die Ausstellungsräume im Ost- und Westflügel sind als schlichte Whiteboxes unterschiedlicher Größe ausgeführt. Ihre zurückhaltend funktionale Gestaltung unterstreicht den expressiven Charakter der zersägten Silobündel. Die Dachfläche des nachgebauten Westflügels im 5. OG ist als Skulpturengarten mit Blick auf Land und Meer konzipiert. Die Siloanlage selbst wird gekrönt von einem transparenten und flexiblen Veranstaltungsraum, der einen Panoramablick bietet und von dem aus über einige ausgewählte, von Glasböden verschlossene Silozylindern der Blick bis in die Silohalle reicht. Dass hier gewellte Glasscheiben an die Glasfront der Hamburger Elbphilharmonie-Plaza erinnern … davon gleich mehr.

Grundriss 8. OG, M 1 : 750
1 Silos, die bis zum Dach reichen
3 Sonderfunktion
4 Toiletten
5 Vertikale Haupterschließung
6 Technik für Veranstaltungsfläche im 9. OG

Grundriss 8. OG, M 1 : 750
1 Silos, die bis zum Dach reichen
3 Sonderfunktion
4 Toiletten
5 Vertikale Haupterschließung
6 Technik für Veranstaltungsfläche im 9. OG

Das Team

Da der Siegerentwurf eine Arbeit von drei Büros war, musste die Abstimmung zwischen den Teams sehr sorgfältig und im ständigen Ausstausch vollzogen werden. So wurde gleich zu Beginn entschieden, dass sich die Autorinnen des Wettbewerbssiegerprojekts regelmäßig treffen sollten, wichtige Entscheidungen sollten einstimmig getroffen werden. Neben den zwei bis drei Treffen wöchentlich wurde eine Ausführungsgruppe eingesetzt, die für die Entwicklung und prozessuale Anpassung der Zeichnungen und BIM-Modelle verantwortlich war. Mithilfe eines BIM-Servers konnten alle Beteiligten jederzeit und zeitgleich auf das BIM-Modell zugreifen. Damit konnte der Bauprozess flexibel gehalten werden, ohne dass es zu Unstimmigkeiten zwischen den Gewerken aber eben auch den Planern kommen konnte.

Grundriss 9. OG, M 1 : 750
1 Multifunktions- und Veranstaltungsraum
2 Terrasse
3 Vertikale Haupterschließung

Grundriss 9. OG, M 1 : 750
1 Multifunktions- und Veranstaltungsraum
2 Terrasse
3 Vertikale Haupterschließung

Fazit

Silos als schon ikonisches Bild moderner (Zweck)Architektur sind schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts in der internatio­nalen Architekturwelt. Walter Gropius pries schon 1913 im Jahrbuch des Deutschen Werkbunds den Silo als Vorbild für die kommende Architektur. Es folgten ihm viele, meist im Rückgriff auf die vorhandende, allein fototechnisch veränderte, gleiche Vorlage, so bei Le Corbusier in dessen Vers une Architecture von 1923 mit zahlreichen weiteren Silo-Fotografien. Das fotografische Werk von Bernd und Hilla Becher nahm sich natürlich auch der Silos an.

Schnitt AA, M 1 : 750
1 Silohalle
2 Pädagogischer/multifunktionaler Bereich
3 Weiße Box (doppelte Raumhöhe)
4 Spezieller „offener“ Ausstellungsraum
5 Vertikale Haupterschließung
6 Support / Technik
7 Multifunktions- und Veranstaltungsraum

Schnitt AA, M 1 : 750
1 Silohalle
2 Pädagogischer/multifunktionaler Bereich
3 Weiße Box (doppelte Raumhöhe)
4 Spezieller „offener“ Ausstellungsraum
5 Vertikale Haupterschließung
6 Support / Technik
7 Multifunktions- und Veranstaltungsraum

Heute werden sie dann aus der Literatur und Kunst befreit und angefasst: in Düsseldorf beispielsweise (Ingenhoven Architects), in Duisburg (Herzog & de Meuron), in Kapstadt (Heatherwick Studio). Sie alle spielen mit der Addition von Räumen, spielen mit dem Aushöhlen und Durchdringen, den Sichtachsen, Oberflächen, Kreisen … Beim Zeitz MOCAA – Museum of Contemporary African Art in Kapstadt, ein Projekt, das die Spanier gut kennen und studiert haben, gehen Funktion und Ästhetik in eins, überwältigen vertikal sich streckende Raumvolumina und Panoramen auf Hafen und die See, stehen funktionale White Cubes einer Cathedral-Architektur zur Seite. Wie in Kristiansand.

Schnitt BB, M 1 : 750

Schnitt BB, M 1 : 750

Ist der Umbau, der in Teilen tatsächlich ganz anders ist, deshalb eine Kopie? Gestalterisch ganz sicher nicht, aber das Konzept ist vergleichbar. Nicht nur wurde hier ein denkmalgeschützter Bestand angemessen in die Zukunft geführt. Hier am Hafen hat man eine Architektur realisiert, die eben mehr ist als ein Ausstellungshaus. Als Teil einer – durchaus elitären – Gebiets-entwicklung markiert der Kunstsilo den Anspruch, es mit den nationalen Kunsteinrichtungen ebenso aufnehmen zu wollen wie mit den internationalen. Dass dabei die Architektur eine nicht unerhebliche Rolle spielt, ist dem Neubau anzusehen. Wer in der Sammlung norwegischer Kunst einen Munch beispielsweise sucht, sucht vergeblich. Wer einen Industriearchitekturgiganten mit Geschichte(n) hautnah erleben möchte, wird hier fündig.

Architekten Mestres Wåge, BAX und Mendoza Partida
www.baxstudio.com
Foto: Tronn Dønnestad Hansen

Architekten Mestres Wåge, BAX und Mendoza Partida
www.baxstudio.com
Foto: Tronn Dønnestad Hansen

Benedikt Kraft/DBZ



Beim Kunstsilo in Kristiansand erhielt ein ehemaliges Getreidesilo durch relativ radikale Eingriffe nicht nur eine neue Bespielbarkeit als Museum, sondern auch eine neue räumliche Lesbarkeit. Dabei gelingt es den Architekten, die gestalterische und atmosphärische Kraft des Bestandes zu erhalten und für die neuen Raumzusammenhänge nutzbar zu machen.«
DBZ-Heftpartner Staab Architekten, Berlin

Baudaten

Objekt: Kunstsilo

Adresse: Sjølystveien 8, Kristiansand/NO

Bauherr: SKMU Sørlandets Kunstmuseum

Bauzeit: 2017-03.2024

Bruttogeschossfläche: ca. 10 300 m²

Projektkosten (netto): ca. 60,1 Mio. €

Wettbewerb: Offener, europaweiter Realisierungswettbewerb 2016, 1. Preis

Architektur: Mestres Wåge, BAX und Mendoza Partida
Team: Magnus Wåge, Maria Mestres, Mara Partida, Hector Mendoza, Boris Bezan

Mitarbeiter ARK: Erlend Aalmo Strønstad, Ona Marija Auskelyte, Ana Irisarri, Alejandro Álvarez, Marc Busquets, Oscar Espinosa, Fredrikke Frølich, Martin Hauge, Olga Bombac, Carlos Para, German Bosch, Damian Plouganou, Marc Sanchez, Juan Mier
www.mestreswage.com, www.baxstudio.com,
www.mendozapartida.com

Fachplaner

Innenarchitektur: Scenario

Landschaftsarchitektur: Henning Larsen

Lichtdesign: Henning Larsen

Tragwerksplanung: Degree of Freedom, Oslo, dofengineers.com. Rambøll, www.ramboll.com. Other Structures, www.otherstructures.com (Entwurfsphase)

Klima: BJ miljø, Kristiansand/NO, bjmiljo.no

Elektro: Rambøll

Bauunternehmer: Backe Sør, Kristiansand/NO,

backe.no

Consultants: ViaNova Kristiansand, Stærk & co,
Multiconsult, Landmåler Sør, Cowi, Asplan Viak, Dagfin Skaar, Advansia, Nonspace, Aas-Jakobsen

Haustechnik

Ausstellungsräume: Kontrollierte Be- und Entlüftung, Temperatur- und Luftfeuchtereglung hinter der abgehängten Metalldecke. Sämtliche Räume komplett mit Sprinkler. Fußbodenheizung im EG

Beleuchtung Ausstellungsräume: Generelle Beleuchtung und Projektoren/Spots in der abgehängten Decke implementiert, ebenfalls in den Ausstellungsräumen das Audio/Video-Equipment. Große Licht- und Bildprojektoren in der Silohalle

Materialien / Hersteller

Ehemalige Lagerhausfassade: hinterlüftete Ziegelfassade vor Holzrahmenplattenkonstruktion. Ziegel: Wienerberger, Typ Tuohi mrt75 (285x85x75mm)

Silofassade: Gleitschalung, mehrere Putzschichten (Multipor, Xella) auf Carbongewebe (STO)

Alufassade: Hinterlüftete, eloxierte Aluminiumfassade auf Holzrahmenplattenkonstruktion. Die Kassetten wurden eigens von Architekten und dem Fassadenbauer Petal entwickelt (verdeckte Befestigung)

Glasfassade außen/innen: Glas von Rubicon mit Schüco-Profilen. Profile außen: schwarz eloxiert, innen Aluminium natur

Holzböden: Massives Eichenparkett, mit Hartwachs, 22 mm

Innenleichtbau: Gipskarton von Norgips

Decken im Ausstellungsbereich: Streckmetall mit Aluminiumprofilen von Dorlum. Decke im Veranstaltungsraum Dach von Troldeck acoustic

Beleuchtung Ausstellung: Erco, sonst Zumtobel

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