Zuerst Raummodule, dann ein Wohnungsbauprojekt in Lübeck

Projektentwicklungen brauchen starke Namen, Klostergarten wäre so einer, Hellwinkel Terrassen, Brauhausviertel oder Wiesentalviertel. Meist verweisen diese Namen auf das, was dort einmal gestanden hat und das mit Architektur und Geschichte den Raum für lange Zeit prägte.

Das Wiesentalviertel nennt sich nach einem Grünzug im Westen der Stadt Lübeck. Das Wiesental wird nicht verschwinden, allerdings die Gewerbebauten im südlichen Anschluss, die sukzessive abgerissen wurden und auf deren Fläche nun das Bauland für ein neues Wohnviertel vorbereitet wird. Gewinner des geladenen städtebaulichen Realisierungswettbewerbs für die Mois-linger Allee 222 – 224 sind die Hamburger Büros Schenk Fleischhaker Architekten mit MERA Landschaftsarchitekten. Der Entwurf, der neben Wohnbauten auch Läden, eine Kita, eine Quartiersgarage (!) und viel Grün-, Frei- und Begegnungsraum anbietet, stellt unterschiedliche Wohnmodelle vor, sowohl sozial wie auch ökonomisch.

Damit nun die Fläche, auf der im nächs-ten Jahr mit dem Hochbau begonnen werden soll, nicht als Baustelle in unser aller Erinnerung bleibt, hat der Entwickler, die BPD, Bouwfonds Immobilienentwicklung, einen kleinen Ideenwettbewerb für eine Zwischennutzung des Geländes ausgelobt. Die aus den Niederlanden stammende BPD ist einer der größten Projekt- und Gebietsentwickler in Europa, der nach eigenem Bekunden seit 1946 mehr als 365 000 Häuser realisiert hat. Der Ideenwettbewerb lieferte im Oktober 2021 die Kombination aus zwei Konzepten. Einmal soll die Arge Umweltschutz und Hanse-Obst e.V. gemeinsam mit der Nachbarschaft auf einem Teilbereich des Areals das Projekt „Gemeinschaftsgarten Wiesental“ auf den Weg bringen. Der über das Jahr entstehende Gemeinschaftsgarten wird zeitig vor Baubeginn des neuen Quartiers „vorübergehend ausgegraben“, eingelagert, um dann seinen endgültigen Platz im Neubauareal einzunehmen.

Dann wird OUT FOR ART aus Lübeck die Gewerbebrache in einen „neuen experimentellen Hotspot für Street und Urban Art verwandeln.“ Hier soll es Workshops für Jugendliche aus Lübeck geben, die unter Anleitung internationaler KünstlerInnen Techniken der Street Art (Graffiti, Wandmalerei, Stencils, Paste-ups) auf dem Gelände ausprobieren werden. Außerdem soll im Rahmen von vier weiteren Workshops eine urbane, großformatige Außeninstallation als dreidimensionale Skulptur entstehen.

Beide Aktionen werden vom Entwickler BPD finanziert und promotet, beide sollen das Gelände bis zur Bauphase zugänglich halten. Ob diese Aktionen zu Veränderungen, Korrekturen, zu Weiterentwicklungen des bisher Geplanten führen sollen, muss wohl verneint werden, obgleich die bereits aufgestellten zwei Raummodule mit Teeküche und WC (von Urban Future Development) als „Keimzelle“ angesprochen werden, als „ein Ort der Begegnung für NachbarInnen, Lübecker­Innen und alle weiteren Interessierte.“ Interessant? Durchaus. Be. K.

www.schenk-fleischhaker.de, www.ufd.hamburg
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