Wohnen in Modulen

 Im Rahmen eines Wahlpflichtfachs zu modularem Bauen an der TU Dortmund haben Student*innen Konzepte für innerstädtisches Wohnen in Modulbauweise entworfen. Sie wurden in einem Wettbewerb, den das Modulbauunternehmen Alho auslobte, von einer Fachjury bewertet.

Dr. Jutta Albus leitet seit 2017 die ­Juniorprofessur „Ressourceneffizien­tes Bauen“ an der  TU Dortmund. Im Sommersemester 2021 und dem darauf folgenden Wintersemester veranstaltete sie einen Wahlpflichtkurs zu modularem Bauen, der in einem Student*innen­wettbewerb mündete, ausgelobt von der Firma ALHO. Die Student*innen sollten sich überlegen, wie eine Wohnnutzung auf dem ehemaligen Flughafen Tegel in Modulbauweise aussehen könnte.
Jutta Albus ist überzeugt: „Modulare Bauweisen können – auch vor dem Hintergrund neuer digitaler Planungs- und Fertigungsmethoden – große ­Potenziale für die Architektur im 21. Jahrhundert bereithalten. Eine Aus­einandersetzung mit dem Thema Modulbau muss vielschichtig sein und sowohl auf planerischer, gestalteri­scher, (bau-)konstruktiver und auch ökologischer und sozio-ökonomischer Ebene stattfinden“, erläutert die promovierte Architektin. „Erst dann werden Vereinheitlichungsstrategien nicht als defizitär gewertet. Das kreative und ressourcenschonende Bauen in Modulbauweise ist darum gerade für Architekturstudierende eine sehr spannende und universelle Aufgabe.“
Michael Lauer, der als Architekt an verschiedenen Fachhochschulen und Universitäten Vorlesungen über Modulbau hält, erläutert: „Für Architekten und Architektinnen bedeutet das Bauen mit Modulen ein gewisses Umdenken, denn bei der Modulbauweise gelten ein paar andere Regeln als beim konventionellen Bauen. So müssen Planer in einem modularen Entwurfsraster denken und Detailentscheidungen sehr viel früher als üblich treffen. Je eher angehende Architekten und Architektinnen ein Gespür für das Planen und Bauen innerhalb des Modulbaurasters entwickeln, desto hochwertiger werden die zukünftigen Ergebnisse ausfallen und desto selbstverständlicher und gleichberechtigter wird sich der Modulbau neben anderen Bauweisen in Zukunft eingliedern“, fasst der Architekt die Bedeutung des Themas in der Lehre zusammen.
Um diese Entwicklung mit anzustoßen, hat das Modulbauunternehmen ALHO den Kontakt zur TU Dortmund gesucht und dort den Student*innenwettbewerb initiiert, der im Rahmen des Wahlpflichtfachs „Berlin TXL – Smart City Living“ von Dr. Jutta Albus stattfand. Dafür entwarfen die Student*innen Konzepte für innerstädtisches Wohnen bis zur Konstruktionsreife. Im Zuge der geplanten Nachnutzung des ehemaligen Flug­hafens Tegel sollte unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsprinzipien und ressourcenschonenden Bauweisen ein Wohnblock in mehrgeschossiger Bauweise entworfen werden. Der Entwurf sollte sich zudem mit sozial-gesellschaftlichen und nachbarschaftlichen Kriterien auseinandersetzen.
„Aufgrund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nimmt das Thema Modulbau derzeit gewaltig an Fahrt auf. Es ist daher ein positives Signal, wenn auch an der Hochschule auf diese Konstruktionsart zunehmend eingegangen wird“, begrüßt auch DBZ Chefredakteurin Katja Reich das Pro Modulbau-Engagement auf studentischer Ebene. „Die gewählte Form des zweistufigen Semesterentwurfs ist ein gelungenes Format, sich nicht nur gestalterisch kreativ, sondern auch technisch konstruktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen“, so Reich.
Im Wettbewerb wurden zwei erste Preise an das Team von Julia Stratmann und Alexander Prinz sowie an die Gruppe von Laura Pfohl, Cengiz Kabalakli und Sven Schründer vergeben. Die beiden dritten Preise gingen an Nina Jasmin Kück und das Team von Noah Berg und Lisa Röer, wobei die Jury die durchgehend hohe Qualität der Arbeiten betonte. Alle vier Arbeiten wiesen eine tiefe Auseinandersetzung mit den Anforderungen aus der Aufgabenstellung und dem Bauen mit Raummodulen auf. „Jedes Projekt bietet im Rahmen selbstgewählter Themenschwerpunkte potenzielle Lösungen für die aufgeworfenen Fragen des Seminars nach Urbanität und nachhaltigen Konstruktionsmethoden im Bauwesen des 21. Jahrhunderts an“, urteilt die Jury. „Die durchgehend hohe Qualität der Präsentation der einzelnen Arbeiten wird ebenfalls honoriert, sodass sich die Jury darin einig ist, alle Arbeiten als preiswürdig anzusehen. Gleichwohl wird bei den beiden erstplazierten Projekten darüber hinaus das Hinterfragen von gängigen Wohnformen und damit verbunden die Entwicklung und Darstellung – vom Entwurf bis zur Ausführungs- und Detailplanung – von potenziell innovativen und inklusiven Formen des Zusammenlebens als ­besonders preiswürdig erachtet. Verbunden mit einer jeweils sehr hohen Bearbeitungsqualität sowie einer plangrafisch und visuell hochwertigen und nachvollziehbaren Darstellung, hat dies am Ende zu der Verteilung der Preise geführt.“

Mitglieder der Jury

Jun. Prof. Dr.-Ing. Jutta Albus, Juniorprofessur Ressourceneffizientes Bauen (REB) an der TU Dortmund, Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

Dipl.-Ing. Architekt Matthäus Nowak, REB

Dipl.-Ing. (FH) M.A. Architektin Lena
Rehnig, REB

Dipl.-Ing. Katja Reich, Chefredakteurin DBZ Deutsche BauZeitschrift

Dipl.-Ing. Architekt Michael Lauer

Dipl.-Ing. Architekt Michael Urbas, Leiter Objektplanung, ALHO Systembau GmbH

Dipl. Medienwirtin Juliane Brendebach, Bereichsleitung Marketing, ALHO Unternehmensgruppe

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