Wie man Geschichte sichtbar macht
In Bulgarien hebt ein Architekt einen archäologischen Schatz

Wenn Investoren an der Hand sind, scheint das meiste geregelt; auch wenn, wie zurzeit in Hamburg der Investor die öffentliche Hand ist, die aktuell einige zig Mio. € tiefer
in die Taschen greifen muss, als sie sich das einmal vorstellen konnte.

Ganz anders dagegen die Situation, wenn der Investor aus Kuwait kommt. Hier stimmen die Rahmenbedingungen auf behagliches Planen ein, die Budgets werden von vornherein großzügig bemessen. 100 Mio. Petro-€ möchten die Kuwaitis und ein paar Niederländer und Griechen in ein Projekt nahe der Stadt Kazanlak in Zentral-Bulgarien fließen lassen, das auf den Weltkulturerbe-Segen der Unesco schielt.

Nahe der genannten Stadt Kazanlak, ein paar Kilometer westlich, gibt es einen See, einen künstlich angelegten. Auf seinem Grund liegt die alte thraktische Hauptstadt Sevtopolis seit nun mehr als 50 Jahren. Ein Tempel wartet auf seine Wiedergeburt, ein paar Wohnhäuser, Reste einer Befestigungsanlage. Und die möchte nun die Stadt mit Hilfe des bulgarischen Architekten Jeko Tilev wieder zugänglich machen in all ihrer ornamentreichen Mosaikenpracht. Preisgekrönt ist das Projekt auch schon, 2005 erhielt es den Bulgarischen Architekturpreis, ein Jahr später den Grand Prix der Unesco. Doch erst 2007 kam das Projekt ins Rollen, endgültig gab das Kulturministerium vor wenigen Wochen grünes Licht: Die älteste Stadt Bulgariens soll wieder zugänglich sein. Die Idee erscheint einfach: Man baut einen rund 20 m hohen Beton-Zylinder um die Stadtreste und pumpt das Wasser hinaus. Nach Aufräum- und Restaurationsarbeiten in dem rund 430 m im Durchmesser weiten Rund, werden die Wall-Innenseiten mit Terrassen und hängenden Gärten bebaut. Interessierte – und davon soll nicht nur die Region im bulgarischen Niemandsland profitieren – fahren mit dem Schiff zur Stadt und mit gläsernen Aufzügen auf den Seegrund, der immer noch historischer Boden ist; zurzeit leider unter Millionen Tonnen Wasser begraben. Be. K.

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