Umnutzung der A 100-Baustelle zur „morgenfarm berlin“  

Die gemeinnützige Denkfabrik “paper planes e. V.” hat im August 2021 einen Vorschlag für die Umnutzung des umstrittenen 16. Bauabschnitts der A 100 vorgelegt. Die StadtplanerInnen und ZukunftsdenkerInnen schlagen hocheffizienten Gemüseanbau und Insektenzucht in einer vertikalen Farm in dem 3,2 km langen Trogbauwerk vor, die sogenannte morgenfarm berlin. Durch den lokalen, nachhaltigen Anbau können große Wassermengen und lange Transportwege eingespart werden. Der kürzlich veröffentlichte Weltklimabericht des IPCC lässt keine Zweifel daran, dass sich gerade die Lebensmittelproduktion und deren Umgang mit Ressourcen radikal wandeln muss: Nur was heißt das konkret? paper planes e. V. nimmt sich zweier Herausforderungen an – einerseits der halbfertigen Verkehrsinfrastruktur der A 100, deren Planung aus den Nullerjahren stammt, andererseits der emissionsreichen konventionellen Landwirtschaft – und kombiniert sie zu einem zukunftsträchtigen Umnutzungskonzept.

Das morgenfarm-berlin-Konzept

Das morgenfarm-berlin-Konzept sieht vor, das bereits gebaute Trogbauwerk des 16. Bauabschnitts der Berliner Stadtautobahn als “Vertikale Farm” zu nutzen und folgt damit einem weltweiten Trend. Insbesondere in Asien und den USA fließen große Investitionen in diesen Zukunftsmarkt, aber auch in Dänemark entsteht beispielsweise eine riesige vertikale Farm. Durch ihre Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen (Sonne, Regen, Temperatur) sind vertikale Farmen ganzjährige Produktionsstätten von Früchten, Gemüse, Speisepilzen, Algen oder Insekten. Als Kreislaufwirtschaft vereinen sie Hydrokulturen mit kurzen Transportwegen zum Endverbraucher. Vertikale Farmen sind hocheffizient im Umgang mit Ressourcen und frei von Pestiziden. Sie sichern der lokalen Stadtbevölkerung frische und vitaminreiche Nahrungsmittel. Über dem heutigen Trogbauwerk erstreckt sich ein Dach mit Sonnenkollektoren zur Versorgung der LED-Beleuchtung und Lüftung. Entlang der 3,2 km langen morgenfarm berlin wird ein Park entstehen, in dessen Mitte das morgenfarm berlin Lern- und Besucherzentrum liegt. Entlang der Farm werden durch die Umnutzung Flächen für Wohngebäude frei.

Über die Initiatoren

Hinter dem unabhängigen und gemeinnützigen paper planes e. V. steht ein Team internationaler BerlinerInnen aus den Professionen Architektur, Wirtschaft, Stadtentwicklung, Mobilitätsforschung, Kulturarbeit, Jura und Marketing. Das Team hat 2015 das Konzept zur Radbahn Berlin unter dem U 1-Hochbahnviadukt entwickelt, das derzeit bundes- und landesgefördert als “Real­labor Radbahn” in die Umsetzung geht. paper planes e. V. versteht sich als “Think- und Do-Tank”, der gesellschaftliche und technologische Potentiale erforscht, die zu umwelt- und menschengerechteren und dadurch lebenswerteren Stadträumen führen.

Für die Erarbeitung des Konzepts morgenfarm berlin wird paper planes e. V. von der “European Climate Foundation” (ECF) gefördert.

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