Schwimmbadbau
Vermeidung von Schäden und Mängeln bei Planung
und Ausführung

Der Schwimmbadbau kann ein interessan­tes und erfolgreiches Geschäft sein. Aber bei aller Euphorie ist Vorsicht geboten; denn gerade der Schwimmbadbau stellt in vielerlei Hinsicht eine enorme Herausforderung dar. Speziell im Bereich der Fliesen- und Abdichtungsgewerke sowie der Haustechnik sind die Anforderungen besonders hoch. Man hat es hier mit dem Element Wasser zu tun und das verzeiht keine Planungs- oder Ausführungsfehler, im Gegenteil, es nutzt sie schamlos aus. Hinzu kommt, dass Badelandschaften und Wellnesstempel in der Regel stark frequentiert werden. Halbherzig geplante Details und deren möglicherweise kostengünstige Umsetzung machen sich daher meist schnell bemerkbar und ein gut begonnenes Projekt kann rasch zu einer nervigen Dauerreklamationsbaustelle werden.

Entscheidend: Planung zentraler Punkte

Entscheidend für ein erfolgreiches Planen und Umsetzen sind die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit und die Einbindung von entsprechenden Experten in die jeweilige Gewerkeplanung. Ein großzügiger Bauzeitenplan mit einem flexiblen Zeitmanagement, das ausreichend Pufferzeiten für unvorher­gesehene Dinge vorsieht, versteht sich von selbst. Eins der zentralen Probleme bei Schwimmbecken und Beckenumgangsbereichen sind Undichtigkeiten mit Wasserverlusten von einigen Tropfen bis zu vielen m³ pro Tag. Ursächlich lassen sich viele Punkte benennen, die folgend beschrieben sind:

Die Beckenkonstruktion

Wird ein Schwimmbad neu gebaut, werden die Becken pflichtgemäß als WU-Betonkon­struktion ergestellt. Bei den geforderten Dichtigkeitsprüfungen zeigt sich jedoch oft, dass die Becken nicht dicht sind. Dies liegt mitunter an Schwindrissbildungen im Beton, unsauberen Betonierfugen bzw. Betonierabschnitten sowie fehlerhaften Detailausbildungen. Gleiches gilt für Umsetzungen zwischen Bodenplatte und Wänden, verschobene Fugendichtbänder und falsch ausgeführte Durchdringungsdetails. Lassen sich Risse in der Regel noch gut verpressen, wird es bei den anderen Punkten schon aufwändiger, die notwendige Dichtigkeit ohne eine zusätzliche Abdichtungsebene herzustellen. Soll also eine Dichtigkeit nur über den Beton hergestellt werden, muss in der Rohbauphase die Messlatte für den Qualitätsstandard extrem hoch gelegt werden. Auf den Erfahrungen der Praxis begründet und der Situation geschuldet, dass viele Bestandsbecken, die saniert werden sollen, gewisse Undichtigkeiten besitzen, ist es heute daher nahezu Standard, im Rahmen der Neugestaltung generell eine Abdichtungsebene in Form einer Verbundabdichtung einzuplanen.

Die Abdichtungen

Folgt man den Regelwerken, so ist die mit Wasser beaufschlagte Bausubstanz gegen eine Durchfeuchtung zu schützen. Oftmals werden die wasserbeaufschlagten Bereiche mit keramischen Belägen ausgekleidet, da ­diese am besten geeignet und vor allem langlebig sind. Wenn man – wie in der Vergangenheit geschehen – der DIN 18195 Bauwerksabdichtungen folgt, sind die Flächen mit Bahnenabdichtungen abzudichten. Auf diesen lassen sich jedoch im direkten Kontakt keine keramischen Beläge verlegen. Das heißt, aufwendige Vorsatzschalen (z. B. bewehrte Putze, Estriche, etc.) sind notwendig, um den Belag verlegen zu können. Die Nachteile liegen auf der Hand: Zum einen aufwändige Detaillösungen und zum anderen eine durchfeuchtete Unterkonstruktion, die speziell im Industriebau (Lebensmittelverarbeitung), aber auch im Schwimmbadbau in Punkto Hygieneanforderungen in der Vergangenheit häufig zu Problemen führte.

Verbundabdichtungen

Seit gut zwei Jahrzehnten haben sich die sogenannten Verbundabdichtungen (in der Regel flüssig zu verarbeiten) in Kombination mit Fliesen und Platten bewährt. Für die ­Planung und Ausschreibung ist dies ein entscheidender Punkt, da die Verbundabdichtung mit dem Fliesenbelag durch den geprüften Fliesenkleber ein System mit allgemeinem bauaufsichtlichen Prüfzeugnis darstellt. Da die Fliesen im Dünnbett (Mörteldicke ca. 1 -5 mm) im direkten Kontakt auf der Verbund­abdichtung verlegt werden, muss der Fliesenleger im Vorfeld die Untergründe so vorbereiten, dass nach den Abdichtungsarbeiten die Fliesenverlegung problemlos möglich ist. Seitens der Planung sollte daher frühzeitig ein bauchemischer Hersteller angesprochen werden, um alle abdichtungsrelevanten Punkte im Vorfeld besprechen zu ­können. Ist der Rohbau erstellt, aber die eingebauten Durchdringungen eigenen sich nicht für den Anschluss der Abdichtung, sind Probleme vorprogrammiert und bedeuten im Nachhinein aufwändige Nachrüstungen. Insofern ist auch die Haustechnik frühzeitig einzubinden, damit alle Durchdringungen und Installationen (Geländerhülsen, Düsen etc.) über entsprechende Flansche (Breite ≥ 5 cm) verfügen, an die angearbeitet werden kann.

Entscheidend ist auch das Material, aus welchem die Durchdringungen und Einbauteile bestehen: PVC und Edelstahl eigenen sich sehr gut, während PE ein „No-Go“ ist, da an diesem Material keinerlei Haftung zustande kommt. Auf Grund der täglich neuen ­Attraktionen für Schwimm- und Wellnessbecken ist es sinnvoll, im Vorfeld die Ausfüh­rungsdetails so auszuarbeiten, dass sie auf der Baustelle umsetzbar sind.

Dichtungsschlämmen und Reaktionsharze

Der Schwimmbadbau fällt gemäß ZDB-Merkblatt „Hinweise für die Ausführung von Verbundabdichtungen mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten (...)“ und „Schwimmbadbau – Hinweise für die Planung und Ausführung keramischer Beläge (...)“ in den Bereich B „Flächen im Unterwas­serbereich - drückendes Wasser“. Als Abdichtungsmaterialien sind hier die Kunststoff-Mörtelkombinationen (flexible mineralische Dichtungsschlämmen) oder Reaktionsharzabdichtungen zugelassen. Wird das Becken mit Trink-/Badewasser betrieben, sind die flexi­blen Dichtschlämmen ausreichend. Handelt es sich jedoch um Thermal- oder Solewasser, ist nach einer Wasseranalyse zu entscheiden, ob chemisch resistente Reaktionsharzabdichtungen einzubauen sind.

Flexible mineralische Dichtschlämmen sind in einer Mindestschichtdicke von 2 mm, bzw. je nach Hersteller, von 2,5 mm zu applizieren. Dies geschieht im Spachtel- oder Spritzverfahren. Die Reaktionsharzsysteme sind in einer Mindestschichtdicke von 1 mm aufzutragen. Auch hier gilt verarbeitungstechnisch: Spachteln oder Spritzen. Beide Abdichtungssysteme sind in mindestens zwei Arbeitsgängen aufzutragen.

Entscheidend für die Qualität der Abdichtungsarbeiten ist, dass diese nicht durch äußere Einflüsse, wie Witterung etc. beeinträchtigt und ohne Zeitverzögerung ausgeführt werden. Dies bedeutet, dass Außenbecken mit einem Zelt eingehaust werden und speziell in der kalten Jahreszeit beheizt sein müssen. Im Bauzeitenplan ist zu berücksichtigen, dass die zweite Abdichtungs­schicht nur wenige Stunden nach Applikation und Trocknung der ersten aufgetragen werden kann und sich währenddessen keine anderen Gewerke in dem Becken befinden. Störungen (zu lange Wartezeiten etc.) können dazu führen, dass sich die Abdichtungsschicht­en im späteren Betrieb unter Last aufspalten können. Nach Abschluss der Abdichtungsarbeiten ist eine 14-tägige Dichtigkeitsprüfung einzuhalten. Keinesfalls sollte darauf verzichtet werden!

Vorteile der Verbundabdichtung

Neben der Dichtigkeit hat der Einbau einer Verbundabdichtung Vorteile bei der Bewertung des Gesamtaufbaus, dem Zusammenspiel von Beton und Keramik und dem Eigenleben einer Beckenkonstruktion. Häufig wird beobachtet, dass sich keramische Beläge ablösen und dachförmig aufstellen (Boden) bzw. bogenförmig abdrücken (Wand). Dies ist darin begründet, dass Betonuntergründe durch den Trocknungsprozess schwinden, sich also verkürzen, so die starre Fliesenscheibe stauchen und nach gewisser Zeit abdrücken. Daher sollten Betonuntergründe gemäß Norm mindestens sechs Monate alt sein, bevor ein Fliesenbelag verlegt wird. Leider sehen viele Bauzeitenpläne dies nicht vor, in der Praxis finden die ersten Fliesenverlegungen oft schon nach drei Monaten statt.

Verbundabdichtungen sind elastische Schichten, die zwar nicht mit einer Entkopplung vergleichbar sind, jedoch geringe Spannungen durchaus aufnehmen können. In Kombination mit einem geprüften S1-Dünnbettmörtel lassen sich so unter Einhaltung von Bewegungsfugen im Abstand von max. 4 bis 5 m, die als Entspannungspunkte wirken, keramische Beläge dauerhaft verlegen. Bei nicht abgedichteten Becken, die sich durch die Befüllung und das zeitweise Ablassen des Wassers bei Revisionen im Wechsel zwischen Quellen und Schwinden (Innenseite des Beckens) befinden, wirken sich die Spannungen mitunter negativ auf den Fliesenbelag aus – in dieser Zeit werden die meisten Haftverbundschäden gemeldet. Dieses lässt sich durch eine Verbundabdichtung verhindern, denn die abgedichtete Beckenkonstruktion bleibt stets trocken.

Beckenkopfkonstruktionen

Vergleicht man die heute unter Denkmalschutz stehenden Bäder, die vor ca. 100 Jahren modern waren, mit heutigen Projekten, stellt man fest, dass sich das Niveau des Wasserspiegels verändert hat: War der Wasserspiegel früher in der Regel 40 - 60 cm tiefer als der Beckenumgangsbereich, so ist er heute je nach Beckenkopfstein und -ausführung einige Zentimeter höher als die Umgangsfläche.

Dies ist eine völlig neue Situation; denn nun muss zum einen drückendes Wasser speziell bei der Wiesbadener Rinne und kapillar wanderndes Wasser bei der Finnischen Rinne aufgehalten werden. Dies ist entscheidend, damit die Beckenumgangsflächen nicht „absaufen“ bzw. die Becken selbst über dieses Nadelöhr keine großen Wasserverluste erleiden.

Für die Planung und Ausführung bedeutet dies, dass je nach Ausführung kapillardichte Fugen, die aus Epoxidharz-Quarzsand-Mischungen hergestellt werden, einzubauen sind. Auch hier ist es sinnvoll, entsprechende Schritte und Details bereits rechtzeitig im Vorfeld zu erarbeiten.

Beckenumgangsflächen

Die Beckenumgangsflächen schließen sich unmittelbar an das Becken an. Dabei wird häufig vernachlässigt, dass diese auf Grund von Belastung (Wasser) und Temperaturschwankungen Platz benötigen. Allein die temperaturbedingten Schwankungen führen zu im Vorfeld oftmals nicht berücksichtigten Bauteilverlängerungen und -verkürzungen. Dies wird bei schmalen Fugenprofilen meist vergessen. Verformungen in der Beckenum­gangsplatte, Hohllagenbildungen im Belag bis hin zu Brüchen in den massiven, kerami­schen Beckenkopfsteinen sind die Folge. Insofern ist es entscheidend, Bauwerksfugen in gleicher Breite und Feldbegrenzungen mit mind. 8 - 10 mm breiten, funktionsfähigen Fugen zu planen und auszuführen.

Verlegung

Keramische Beläge haben sich als das beste Material erwiesen – sowohl in technischer Hinsicht als auch hinsichtlich der Gestaltungs­möglichkeiten. Ihre Verlegung ist mit geprüften, auf die Verbundabdichtung abgestimmten Dünnbettmörteln auszuführen. Die Ausführung sollte dabei im sogenannten „kombinierten Verfahren“ erfolgen, da nur hierbei die Fliese die notwendige Einbettung in den Verlegemörtel erhält. Halbherzige Verlegun­gen können auf Grund der im Becken herrschenden Spannungen Haftverbundschäden begünstigen.

Aus falscher Verlegung resultierende, offene Mörtelstege stehen in der Kritik, Wasser einzulagern, welches dann nicht mehr am Kreislauf der Wasseraufbereitung teilnehmen kann und die ­Hygiene negativ beeinflusst. Bei durchscheinendem Glasmosaik ist dieses Wasser oftmals auch Grund für Beanstandun­gen/Reklamationen, da es die Optik durch das dunkle Durchschimmern negativ beeinträchtigt. Sollen Glasmosaike oder Natur­steine verlegt werden, ist es wichtig, deren ­Eignung festzustellen (ggf. durch Sachverständige) und die Verlegematerialien mit ei­nem bauchemischen Lieferanten festzulegen.

Fazit

Resümierend ist festzuhalten, dass der Schwimmbadbau – wenn es um das Element Wasser geht – die Königsdisziplin hinsichtlich Planung und Ausführung darstellt. Für den Planer empfiehlt es sich, die gewerkebezo­ge­nen Spezialisten mit an den Tisch zu holen. Dies erleichtert die Planung und vor allem die Ausführung. Viele Hersteller verfügen über Objektberatungs­teams, die das Bauvorhaben bereits in der Planung und vor allem in der Ausführung unterstützen. So vorbereitet und ausgeführt ist der Schwimmbadbau ein hoch interessanter Bereich mit sehr viel positivem Entwicklungspotential. Mario Sommer, Wiesbaden

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