Neutard Schneider Architekten

Einfamilienhaus in München

Beton-Architektur hat viele Gesichter und ein außerordentliches Potential an Möglichkeiten, das diesem Material innewohnt. Was aus diesem Spektrum der Möglichkeiten gemacht wird, entscheiden der Innovationsgeist der Architekten und Ingenieure, die Offenheit des Bauherrn und das Know-how der Unternehmer. Ein Beispiel für das gelungene Zusammenspiel zur Verwirklichung des Besonderen ist ein Einfamilienhaus in München von Neutard Schneider Architekten.

Die monolithischen Kuben der Villa sind vollständig aus innovativen Betonfertigteilen errichtet. Das ermöglicht zum einen konstruktive und ästhetische Besonderheiten durch passgenaue Vorfertigung der Wand- und Deckenelemente in Industriequalität. Zum anderen ist in diesen Betonfertigteilen IGR-Technik integriert, die einen hohen energetischen Standard ermöglicht und für eine angenehmes, wohngesundes Raumklima sorgt.

Im Eingangsbereich steht ein Betonschrank mit Schiebetür aus Milchglas als Garderobe. Eine Kombination aus Fertigteil- und Trockenbaukonstruktion in Sichtbeton-Optik bildet einen Raumteiler zwischen Küche und Essbereich. Darin sind ein Kamin und eine Nische mit Feuerholz wirkungsvoll integriert. Betonsitzbänke im Innenbereich setzen sich auf der Terrasse fort. Dadurch werden die beiden Bereiche optisch miteinander verbunden. „Das obere Geschoss springt teilweise zurück und schafft Platz für eine geräumige Dachterrasse. Auf der Südseite kragt das Obergeschoss weit aus und überdacht die Terrasse für den Wohnbereich im Erdgeschoss. Die sehr großen Fertigteile schaffen ruhige, helle Flächen. Durch schmale vertikale Fugen und die betont breite horizontale Fuge zwischen den Etagen wirkt das Gebäude flach und gestreckt. Die tragenden Innen- und Außenwände sind in Sichtbeton belassen. Als warmer Kontrast dazu bestehen die inneren Fensterrahmen und Dielen aus massiver Eiche“, sagt Babette Schneider von Neutard Schneider Architekten.

Optimiert und innovativ
Die Gebäudehülle ist vollständig mit Betonfertigteilen gestaltet. Neben kerngedämmten Thermowänden sind IGR-Raumklimadecken verbaut. Darin werden bei der Vorfertigung Rohrregister integriert sowie Lüftung und Elektrik vorbereitet. Als weiteres Detail sind Einbauspots und LED-Lichtleisten, die bündig mit der Decke abschließen, bereits werksseitig integriert. „Die Rohregister in der Klimadecke werden sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen verwendet. Aufwendige Klimatechnik ist dazu nicht erforderlich", erläutert Christof Wirth von der Innovationsgemeinschaft Raumklimasysteme e.V., einer Kooperation mittelständischer Unternehmer.

Im Heizbetrieb fließt warmes Wasser durch und hebt die Deckentemperatur knapp über die gewünschte Raumtemperatur. Von der Decke wird die Wärme sanft und gleichmäßig in den Raum gestrahlt. Die Wärmeenergie wird durch Wellen direkt auf Fußboden, Wände und Möbel übertragen, zunächst ohne die Luft zu erwärmen. Die Oberflächen sind daher immer wärmer als die Luft. Diese gleichmäßige Wärmestrahlung ohne zirkulierende Luftströme wird als besonders angenehm empfunden. Der Staub wird zudem so nicht verwirbelt, sammelt sich am Boden und kann so leicht beseitigt werden. Im Kühlbetrieb strömt kaltes Wasser durch die Rohrregister. Die Wärmestrahlung aus dem Raum und die aufsteigende warme Luft werden von der Decke aufgenommen, durch das Wasser abgeführt und kühlt so den Raum sanft ab, wieder ohne Luftzirkulation und Staubverwirbelung.

Planungsdaten

Architektur: Neutard Schneider Architekten, München;www.neutardschneider.com
Betonelemente:
Green Code GmbH & Co. KG, Memminge, www.green-code.de
Fertigstellung:  2016

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