Kita Karoline Goldhofer, Memmingen

Preisträger Kita Karoline Goldhofer, Memmingen

Das Konzept der Kita Karoline Goldhofer in Memmingen im Allgäu vereint Konstruktion, Energie, Bestand und Nutzung und entstand aus der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachplanern. heilergeiger architekten und stadtplaner entwarfen die Kindertagesstätte so, dass sie das ehemalige Wohnhaus der Stifterfamilie Goldhofer zu 75 Prozent mitnutzen konnten. Dafür stellten sie die drei Gebäudeteile des Bestands als eigenständige Volumen frei und stülpten eine neue Hülle aus Polycarbonat-Platten darüber, sodass der neue Grundriss die Form eines dreiachsigen Polygons hat. Die alte Fassade bleibt erhalten und sichtbar, die nutzbare Fläche wird vergrößert und die Kita besitzt eine zeitgemäße visuelle Identität. Neben Vorteilen beim Klimaschutz, wie der Vermeidung von grauer Energie, setzt die Bestandsnutzung auch die Reggio-Pädagogik um, die in der Kita angewendet wird. Dabei geht es um die Wiederverwendung sowie den kreativen Umgang mit dem Gebrauchten.

Die neue Fassade und die Speichermasse des Bestands sind wesentliche Bestandteile des Energiekonzepts nach kybernetischem Prinzip, das die solaren Gewinne zur Raumerwärmung der Kita und zur Vorkonditionierung der Frischluft nutzt und gleichzeitig mit der Speichermasse für den sommerlichen Wärmeschutz sorgt. Über einfache Klappenöffnungen kann überschüssige Wärme nach draußen geleitet und das Gebäude im Sommer nachts mit kühler Luft versorgt werden. So kühlt auch die Speichermasse des Altbaus wieder ab, was über Tag angenehme Innentemperaturen erzeugt.

Erarbeitet wurde das Konzept gemeinsam mit den Tragwerksplanern IHW – um auch die statische Integration des alten Hauses zu berücksichtigen –, und den Fachplanern für technische Gebäudeausrüstung, Güttinger Ingenieure. Zur Überprüfung und Optimierung nutzten sie eine dreidimensional-thermodynamische Simulation des Gebäudes während des Jahresverlaufs. Die Lichtplaner Generation Licht wurden ebenfalls früh bei der Entwicklung der Fassade hinzugezogen, um die unterschiedlichen Transluzenzgrade mit entsprechenden Energiedurchlasswerten auf die Anforderungen anzupassen und zu entscheiden, an welchen Stellen die Hülle ein- oder zweischalig ist.

Bei der Wahl des Materials berücksichtigten die Architekten neben Aspekten des Energiekonzepts auch dessen Recyclingfähigkeit. Als mono­lithischer Baustoff kann Polycarbonat geschreddert und wiederverwendet werden, außerdem ist es leichter als andere Materialien wie Glas oder Beton, was dem Transport und der Montage zugutekommt. Auch die Landschaftsarchitekten Latz + Partner nutzten Teile des alten Hauses bei der Gestaltung der ehemaligen Parkanlage des Anwesens: Die alten Ziegel des geneigten Dachs finden einen neuen Nutzen als Stützwände im Garten. Das neue Flachdach über dem gesamten Gebäude ist extensiv begrünt und mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet, die den Strom für Haushalt, Beleuchtung, Heizung und Warmwasser bereitstellt.

Die neue Kita erhält den 1960er-Jahre Bungalow und erweitert ihn sowohl in seiner Grundfläche als auch in seinen räumlichen Situationen, die nicht mehr nur aus Innen und Außen bestehen, sondern auch aus einen großzügigen Zwischenraum, der, aufgrund des abfallenden Geländes, teils ein Geschoss, teils zwei Geschosse hoch ist. Das ehemalige Schwimmbecken des Hauses befindet sich in den Räumen der Krippe, wo es mit einem Spielhaus überbaut und für die Kinder erlebbar ist.

Bauherr Alois Goldhofer Stiftung, Memmingen

Architektur heilergeiger architekten und stadtplaner BDA, Kempten

Tragwerksplanung IHW Beratende Ingenieure, Kempten

Planung TGA Güttinger Ingenieure, Kempten

Landschaftsplanung Latz + Partner Landschaftsarchitektur Stadtplanung Architektur Partnerschaft mbB, Kranzberg

Lichtplanung Generation Licht, Gaienhofen/ Hemmenhofen

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