Neubau der Filterfabrik für B. Braun in Wilsdruff (Sachsen)
Im sächsischen Wilsdruff hat das Stuttgarter Architekturbüro Neugebauer + Roesch für die B. Braun Melsungen AG die modernste "Fabrik 4.0" Europas realisiert. Der weltweit tätige Konzern wird in den Reinräumen der neuen Hightech-Anlage Blutwäschefilter für Dialyse-Geräte produzieren. Am 04. September 2018 wurde die Filterfabrik im Beisein des Sächsischen Ministerpräsidenten und des Bundesgesundheitsministers eingeweiht.
Der Neubau liegt verkehrsgünstig an der Autobahn A4 westlich von Dresden. Kern des Projekts ist die 143 mal 62 Meter große Produktionshalle, in der unter Reinraumbedingungen die Dialysatoren zusammengebaut werden. Büro- und Gemeinschaftsflächen, Bereiche für die Logistik sowie das rückwärtige, leicht versetzt angeordnete Kesselhaus vervollständigen das Industrieensemble.
Klare Architektursprache aus Beton, Metall und Glas
Sichtbeton, Metall und Glas charakterisieren den Fabrikneubau. Mit einer großflächigen, transparenten Glasfassade öffnet sich das Fabrikgebäude zum Vorplatz, über den sich Mitarbeiter und Besucher dem Gebäude nähern. Durch die zum Vorplatz hin zurückgesetzte Fassade entsteht im Eingangsbereich eine geschützte Fläche. Filigrane Stützen unterstreichen die reduzierte Architektursprache des Industriebaus. Die Glasfassade ermöglicht Einblicke in das Foyer, die Cafeteria und die Galerie-Ebene mit den dahinter liegenden Büroflächen.
Auf eine hochwertige Gestaltung der Arbeitsumgebung für alle Beschäftigten legt Robert Rösch großen Wert: "Die Unterscheidung zwischen den Arbeitsplätzen an einem Schreibtisch im Büro und den Tätigkeiten in einer Montage- und Produktionshalle löst sich auf. Das eine ist Teil des anderen, und muss deshalb gleichwertig gestaltet werden." so der Architekt. In ihren Pausen können die Büromitarbeiter eine begrünte Dachterrasse nutzen. Aber auch für die im Halleninneren gelegenen, hermetisch abgetrennten Reinräume haben die Planer einen Bezug zur Außenwelt vorgesehen: Über zwei Lichthöfe gelangt nicht nur Tageslicht in die Hightech-Arbeitsräume. Die dort platzierten Schiefersteinfindlinge sind ein wohltuender Kontrast zu den sterilen Arbeitsräumen und bieten den Augen der Mitarbeiter im Spezialanzug kleine "Auszeiten" während der Produktion der Dialyse-Filter.
Hohe Architekturqualität aus Tradition
Besonders Sichtbeton hat bei den Industriebauten von B.Braun einen hohen Stellenwert. In der neuen Filterfabrik wird dies unter anderem an den großflächigen, mit Trägerschalungen realisierten Sichtbetonoberflächen im Foyer deutlich. "Diese Wände mit ihren lebendigen Grautönen prägen das Erscheinungsbild beim Betreten des Hauses." sagt Architekt Robert Rösch. Die großen Sichtbetonwände – wie der ganze Bau im Achsraster von 2,4 Metern hergestellt – korrespondieren mit den den großformatigen Glaselementen und dem Terrazzo-Fußboden.
Hybridbau aus Ortbeton, Betonfertigteilen und Stahlskelett
Insgesamt kann das Gebäude als Hybridbau aus Ortbeton, Betonfertigteilen und Stahlskelett bezeichnet werden. Statisch interessant ist das aussteifende "Rückgrat" der Anlage, in dem sich der Besuchergang und die zentrale Infrastruktur befinden: Es ist als Ortbetonkonstruktion ausgeführt und hochbewehrt, um die Horizontalkräfte aus den großen Dach- und Fassadenflächen aufzunehmen. Große Betonfertigteile – ebenfalls im strengen 2,4-Meter-Raster – prägen die Fassaden der technischen Nebengebäude. Hier sind u. a. die Sprinklerzentrale sowie komplexe Produktionstechnologien untergebracht.
Die Fachplaner
Neugebauer + Roesch Architekten wurde 1990 von Sonja Neugebauer und Robert Rösch in Stuttgart gegründet. Schwerpunktthemen des weltweit tätigen Planungsbüros sind die Bereiche Wohnen und Industriebau. Viele Projekte, wurden durch erfolgreiche Wettbewerbsbeiträge akquiriert. Für namhafte Unternehmen wie die Firmen EMAG, B .Braun oder GETRAG sind Neugebauer + Roesch Architekten seit vielen Jahren als verlässliche Partner aktiv.