Liebe Leserinnen, liebe Leser,

selbstverständlich, Licht ist überall und fast immer verfügbar. Sei es das Tageslicht oder die künstliche Beleuchtung, ohne die unser modernes Leben kaum vorstellbar ist. An trüben Tagen oder nach Einbruch der Dunkelheit sind wir auf Letztgenanntes angewiesen und hier zeigt sich dann, wie gut oder schlecht die professionelle Lichtplanung war. Ob wir uns am Arbeitsplatz, im Restaurant oder im urbanen Umfeld wohlfühlen, wird nicht nur von der Technologie beeinflusst, die mit Beleuchtungsstärke, Helligkeitsverteilung, Blendung, Lichtfarbe oder Farbwiedergabe schon wichtige Parameter der Lichtplanung beschreibt, sondern auch von Psychologie und Physiologie.

Gute Lichtplanung ist zunächst einmal auf die architektonischen Räume bezogen. Berücksichtigt werden müssen ihre Proportionen, Materialitäten, ihre jeweiligen Ausrichtungen zum Tageslicht und ihre Funktionen – und das am bes-ten zu Beginn der Planung und in enger Abstimmung mit den Architekten. Aber auch die Wirkung auf die darin lebenden und arbeitenden Menschen spielt eine wesentliche Rolle und rückt immer weiter in den Verantwortungsbereich der LichtplanerInnen und ArchitektInnen. Die Möglichkeiten, Lichtatmosphären zu schaffen, die auf unterschiedliche Anforderungen antworten, sind durch den Einsatz der LED-Technologie einfacher geworden. Dazu kommen die digitalen Planungstools, mit denen sich alles berechnen und visualisieren lässt. Um die Planung schon in einem frühen Stadium für die BauherrInnen erfahr- und begreifbar zu machen, nutzen unserer HeftpartnerInnen Jule Sophie Leu und Peter Andres vom Büro ANDRES + PARTNER Modelle. Unter dem künstlichen Himmel wird das Lichtplanungskonzept für jede Tages- und Jahreszeit bei bedecktem oder klarem Himmel nachvollziehbar durchleuchtet. Die Arbeitsweisen sind zwar von Büro zu Büro unterschiedlich, aber alle im Heft vorgestellten Projekte bezeugen einen hohen lichtplanerischen Standard, sind mit der Architektur eng verzahnt und dienen den NutzerInnen.

ANDRES + PARTNER setzten im Hotel Breitenburg modernste Lichttechnik ein und es entstand in enger Abstimmung mit dem Architekten Mike Barth und der Innenarchitektin Sandra Schuster ein unvergleichliches Ambiente (Seite 28 ff.). Für die Stadtbahn Karlsruhe planten die Architekten Allmann Sattler Wappner zusammen mit dem Büro Ingo Maurer sieben Stationen mit hellen Oberflächen und einer Installation, die homogene Lichträume entstehen lassen (Seite 34 ff.). Mit dem Kraftwerk Kopenhagen übersetzten die Lichtplaner von Speirs Major gemeinsam mit dem Architekturbüro Gottliebe Paludan das Thema der nachhaltigen Energiegewinnung aus Holz in die Fassade und gekonnt in Szene (Seite 40 ff.). Der Neubau des Stadtarchivs in Köln wurde von Waechter + Waechter entworfen; die Lichtplanung stammt von Licht Kunst Licht und ist optimal an die unterschiedlichen Anforderungen der Räume angepasst, in die Architektur integriert und erzeugt eine ruhige, der Nutzung angemessene Atmosphäre (Seite 44 ff.). Anders als im Neubau des Stadtarchivs Köln war im Haller Haus in Hamburg (Seite 50 ff.) die zeitgemäße Nutzung einer Bank und der Umgang mit dem Bestand vom Büro LH Architekten und den LichtplanerInnen von Licht 01 in Einklang zu bringen. Ein Interview mit Katja Schiebler und Arne Hülsmann zum Thema Lichtplanung und Insektenschutz lesen Sie auf Seite 60. Die lichttechnische Sanierung eines Flugverkehrskontrollzentrums in einem fensterlosen Gebäudeteil wird ab Seite 56 von Sommerlatte & Sommerlatte beschrieben. Der circadiane Rhythmus des Menschen spielt hier eine wichtige Rolle für die Konzentration. So unterschiedlich die Bauaufgaben und ihre jeweiligen Anforderungen auch sein mögen – Licht ist ein wesentlicher Baustein, der dazu beiträgt, auch Ihrer Architektur eine besondere Strahlkraft zu verleihen. Lassen Sie sich inspirieren.

Ihre

Beate Bellmann

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