Kein Architekturführer

Die Stadt Frankfurt ist mächtig im Wandel. Allerorten wird abgerissen, freigemacht, um- und neugebaut. Gestritten wird, gelobt, geduldet und auch verschuldet dieses oder jenes neue Haus, ja Häuserensemble. Zeit also, hier einmal eine Art von Bestandsaufnahme vorzunehmen. Und die geschieht seit 2010 in dem hier vorliegenden Format, jetzt aber nicht mehr beim Schweizer niggli Verlag, sondern in Hamburg, bei Junius. Preis und Umfang und auch das Konzept des „Architekturführers” sind erhalten geblieben wie auch die Auffassung des Rezensenten, diese Publikationen nicht „Architekturführer“ zu nennen. Denn in der Regel sind das handliche, dickleibige Bücher, in denen zig, teils gar hunderte Bauten in Kurzportraits zusammen gedrängt dokumentiert werden und nicht selten als Teil eines Rundgangs durch die Stadt inszeniert sind.

Von solchen Dingen findet sich in den Architekturführern zu Bauten Frankfurts a. M. eher wenig. Insgesamt 10 Bauten hatten und haben aktuell die Herausgeber für jedes Jahr ausgesucht. Das sind Verwaltungsbauten, Wohnhäuser, andere. Eine kleine Geschichte ist jedem Gebäude zugeordnet, eher Geschichte als Teil der großen Stadtgeschichte als eine Baubeschreibung. Den Baugeschichten sind immer noch eher freie Texte zugeordnet, mal ein Interivew, dann ein Gedicht, ein Kommentar. Natürlich geht es in diesen auch um das Bauen, vor allem aber um die Stadt Frankfurt. Was ja nicht sofort dasselbe sein muss.

Wirklich fehlen – und das schreibe ich hier zum letzten Mal, liebe Herausgeber – Pläne. Wenigstens Grundrisse, ohne die das Besondere der Bauten in ihrer Entstehungszeit gar nicht nachvollziehbar, gar nicht erkennbar ist.

Also kein Architekturführer. Eher eine schöne Sammlung von Stimmungen. Die jeder für sich mit Farben und Tönen und Raumgefühl füllen kann, wie er oder sie wollen. Immerhin. Be. K.

Architekturführer Frankfurt 1970–1979. Hrsg. v. Wilhelm E. Opatz u. Freunde Frankfurts. Junius Verlag, Hamburg 2018, 208 S., 76 Farb-
u. einige sw-Abb.
44 €, 978-3-88506-814-3

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