Gewinnbringend

Gefragt nach seinen vielleicht wichtigsten Bauten nannte Hans Scharoun neben dem Inneren der Philharmonie und dem Haus Schmincke das
Mädchengymnasium in Lünen. Gerade mit Blick auf die beiden erstgenannten und durchaus sehr prominenten Bauten erscheint der Schulbau im westfälischen Lünen eher unbedeutend zu sein. Auf den ersten Blick. Die Geschichte seiner Sanierung, die hier vorliegt, zeigt aber schnell, dass die Schule zu Unrecht ins Abseits der Wahrnehmung gerutscht ist. Einmal mit Blick auf ihre Stellung im Scharoun-Werk, dann mit Blick auf ihre Bedeutung für die Geschichte der Schulbautypologie.

Das Buch aus der Reihe Baudenkmale der Moderne (hrsg. v. der Wüstenrot Stiftung) dokumentiert die beiden Aspekte auf der Folie der Instandsetzung in den Jahren 2007 bis 2013. Es werden angesprochen und dokumentiert die Baugeschichte der Geschwister-Scholl-Schule und die Veränderungsprozesse des 1985 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes. Dann folgen Werkberichte aus den beteiligten Fachdisziplinen sowie ein Text über den schulpädagogischen Einfluss des Hauses.

Und weil das Ganze einen pädagogischen Kontext/Überbau hat, wird die detaillierte Geschichte der Sanierung von einer Pflegeanleitung (!) für das Gebäude abgeschlossen. So machen die Herausgeber deutlich, dass ein Denkmal mit intensiver Nutzung auch einer intensiven, in jedem Falle jedoch wachsamen Zuwendung bedarf. Tatsächlich hat die Arbeit das Potential, auch bei vergleichbaren Sanierungsaufgaben für Bauten dieser Zeit als Planungshilfe gewinnbringend hinzugezogen zu werden. Be. K.

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