Architektenstarschicksal
Moneos Vorschlag für ein neues Kongresszentrum gescheitert

Als man Rafael Moneo vor etwa einem hal­

ben Jahr fragte, wie er reagieren würde, wenn die Bürger der Stadt Zürich in dem ausstehenden Bürgerentscheid seinen Entwurf ablehnen würden, sagte er, er würde den Entscheid respektieren; schließlich wisse er um die Emotionen, die mit dem Abriss des Altbaus verbunden seien. Doch das Kongresshaus von Haefeli, Moser und Steiger aus den Jahren 1937-39 mit größeren, manche sagen entstellenden, Umbauten, erscheine ihm zu verschlafen für den besten Platz am See, von hier aus kann der Blick über über den See scheifen bis zu den oft auch im Sommer noch schneeweißen Bergen dahinter. Moneo hatte 2005 den geladenen Wettbewerb gewonnen und war nach Zürich gereist, um seine überarbeiteten Pläne zu präsentieren.

Nicht mit Erfolg, die Volksabstimmung am 1. Juni entschied mit 55 % gegen das Projekt. Und damit ist der rund 253 Mio. € teuere Pres­tigebau gescheitert; zumindest an diesem Ort, die Abstimmung beinhaltete die Zustimmung zu nötigem Landankauf für den Neubau am Ufer.

Um nun genauer zu erfahren, was die Gründe für die plebiszitäre Ablehnung waren, gab der Stadtrat Zürichs eine Wählerbefragung beim Meinungsforschungsinstitut Isopublic in Auftrag. Zentraler Ablehungsgrund war nicht der Abriss des als Ikone der Schweizer Moderne gehandelten Altbaus, den meisten, eher älteren Bürgern war der Neubau einfach zu groß. Das wiederum sahen die unter 34-Jährigen ganz anders, sie hätten den Kongressbau gerne in dieser Größe realisiert gesehen, lieber sogar noch gewaltiger, ihnen fehlt ganz offensichtlich der Raum für die Großveranstaltungen, wie sie in Basel oder in München möglich sind.

Mit Blick auf die Schlossdebatte in Berlin darf man beinahe erleichtert sein, dass Volksabstimmungen über Architektur in Deutschland noch nicht möglich sind. Noch nicht.
Be. K.

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