Abriss der City-Hof-Hochhäuser scheint entschieden

Im aktuellsten Architektenwettbewerb um das Gelände der City-Hof-Hochhäuser in Hamburg wurde (einmal mehr) gegen deren Erhalt entschieden. Die Zukunft des Areals ist seit Jahren umstritten. Im Frühjahr 2016 hatte die Bürgerschaft aber mit rot-grüner Mehrheit für den Verkauf des Grundstücks an das Hamburger Unternehmen „Aug. Prien“ gestimmt – allerdings nicht für den Abriss der Hochhäuser. Gebunden an den Kauf war u. a. die Durchführung des oben genannten Wettbewerbes. Dessen Ziel sollte „eine Fortschreibung und gleichzeitig eine Neuinter­pretation der Architektur des als Welterbe anerkannten Kontorhausviertels“ (Auslobungstext) sein, es sei von einer Neubebauung auszugehen.
Die erst 2013 unter Denkmalschutz gestellten City-Hof-Hochhäuser von Rudolf Klop-haus erscheinen dem Auslober „Aug. Prien“ nicht sonderlich schützenswert. Erwartbar, dass alle Wettbewerbs-Entwürfe, die mit dem Erhalt der Hochhäuser arbeiteten, bereits in der ersten Phase des Wettbewerbs im Februar ausschieden. Das Siegerprojekt des Hamburger Büros KPW Papay Warncke und Partner ist nicht viel niedriger als die Türme. 190 m lang und 40 m hoch, ein dreigliedriger Backsteinriegel vor dem Kontorhausviertel. Mit ihm entstehen 200 Mietwohnungen, ein Hotel, Büros und Läden – und natürlich wurde auch an eine Kita gedacht. Die Jury lobte den Entwurf als „einen noblen Eingang in [die] Innenstadt […], der die Perlen Chilehaus und Sprinkenhof nicht zu übertrumpfen versucht“. Tatsächlich ist aber schon jetzt klar, dass der Entwurf in der Höhe angepasst werden muss, um das Kontorhausviertel nicht zu überragen.
Die zweitplatzierten Projekte von E2A aus Zürich und Rafael Moneo arquitecto aus Mailand unterscheiden sich in ihrer Tabula-rasa-Haltung nicht wesentlich vom Erstplatzierten. Gemeinsam ist ihnen das kompakte Großvolumen hinter Backstein-Lochfassaden.
Eine Entscheidung des Denkmalschutzes zum Abriss ist noch offen, die UNESCO hat eine Prüfung angekündigt. „Aug.Prien“ sagt 250 bis 300 Mio. € Investitionen voraus. Wenn alles nach Plan geht, könnte 2022 der Neubau mit etwa 47 000 m² BGF stehen. Das sind rund ein Drittel mehr als heute.
Dabei wäre eine Sanierung auch wirtschaftlich tragbar, wie u. a. der Entwurf von Volkwin Marg (Mitbegründer von gmp) vorrechnet. Er wurde anlässlich der Ausschreibung zum Kauf 2014 für einen Mitbietenden erstellt. Doch der Senat führt in dieser Frage gern die „öffentlichen Belange“ an, wonach ein Neubau für das Stadtbild gewinnbringend sei. Der von der Jury so skizzierte „noble Eingang“ kann aber durchaus auch als nobler Wunsch verstanden werden, mit noch mehr Investorenarchitektur städtebauliche Probleme zu lösen, die eben diese bekannterweise mit sich bringt. S. J.
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