17. Architekturbiennale: vor Ort und digital

„Wir eröffnen die Giardini und Arsenale mit einem noch größeren Bewusstsein dafür, wie sehr die Arbeit der Biennale die zeitgenössische Welt widerspiegelt, die hier interpretiert und manchmal durch die Vorschläge der Kuratoren und derjenigen, die an ihrer Arbeit teilnehmen, vorweggenommen wird“, mit diesen Worten begrüßt Roberto Cicutto, Präsident der Biennale di Venezia, alle ZuhörerInnen des Livestreams am 12. April 2021.

Wie werden wir zusammenleben?

Mehrmals war die Architekturbiennale verschoben worden – nun dauert es nicht mehr lange. Vom 22. Mai bis zum 21. November 2021 wird die 17. Internationale Architekturausstellung in den venezianischen Giardini, Arsenale oder dem Forte Marghera für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Preview findet am 20. und 21. Mai, die Einweihungsfeier am Samstag, den 22. Mai 2021 statt. Tickets können ausschließlich digital erworben werden, um die maximale Besucher-Innenzahl vor Ort zu begrenzen. Die Internationale Ausstellung umfasst 112 TeilnehmerInnen aus 46 Ländern mit einer wachsenden Delegation aus Afrika, Lateinamerika und Asien, der Anteil von Frauen und Männer etwa im Gleichgewicht. Verschiedene digitale Symposien werden das Programm und die internationale TeilnehmerInnenzahl erweitern. Für dieses zusätzliche Programm arbeitet das Team der Architekturbiennale mit internationalen Organisationen und Universitäten zusammen. Es werden Symposien ausgestrahlt zu den Themen Sport, Nachhaltigkeit, Rekonstruktion, Architekturausbildung und Architektur nach dem Anthropozän. Ein Tag wird der Gastgeberstadt Venedig gewidmet sein.

Das Programm der 17. Ausstellung wird ergänzt durch die „Treffen zur Architektur“, Begegnungen mit ArchitektInnen, WissenschaftlerInnen und Fachleuten aus der ganzen Welt. Die Protagonist­Innen werden die Frage in einer Reihe von Dialogen beantworten, wie wir in Zukunft zusammenleben könnten, gerade auch mit Blick auf die Herausforderungen, die der Klimawandel für die Architektur mit sich bringt. Sie werden auf die Rolle des öffentlichen Raums in den jüngsten städtischen Aufständen schauen, auf neue Techniken des Wiederaufbaus und die sich verändernden Formen des Kollektiven. Thematisiert wird eine Architektur der Erziehung und die der ArchitektInnen, über das Verhältnis zwischen Kuratieren und Architektur. Der Veranstaltungskalender findet sich auf der Webseite.

Sonderprojekt „Drei britische Moscheen“

Zum fünften Mal in Folge präsentieren die Biennale di Venezia und das Victoria and Albert Museum in London ein Sonderprojekt im Pavillon für angewandte Kunst (Arsenale, Sale d‘Armi A), dieses Mal mit dem Titel „Drei britische Moscheen“. In Zusammenarbeit mit Shahed Saleem befasst sich die Ausstellung mit der oft undokumentierten Do-it-yourself-Welt der Moscheen. Christopher Turner, Designkurator des Victoria and Albert Museums, verspricht Interviews mit Gemeindemitgliedern und Einblicke in deren Gemeindealltag sowie digitale Scans der drei Moscheen, die die bauliche Geschichte aufzeigen werden.

„Die derzeitige Pandemie hat zweifellos die Frage aufgeworfen, die diese Architekturbiennale angesichts der auferlegten Isolation umso relevanter und aktueller stellt, auch wenn sie irgendwie ironisch ist. [...] Viele der Gründe, die uns anfangs dazu veranlassten, diese Frage zu stellen – unter anderem die sich verschärfende Klimakrise, massive Vertreibungen der Bevölkerung, politische Instabilitäten auf der ganzen Welt und wachsende rassische, soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten – haben uns zu dieser Pandemie geführt, sind umso relevanter geworden. [...] Während sich die Politik weiter spaltet und isoliert, können wir alternative Arten des Zusammenlebens durch Architektur anbieten. Die Architekturbiennale 2021 fühlt sich herausgefordert von den vielfältigen Problemen, die die Welt der Architektur stellt. Aber sie ist auch inspiriert von der Energie der jungen ArchitektInnen und den radikalen Veränderungen, die auf den Berufsstand zukommen, um diese Herausforderungen anzunehmen“, so der amerikanische Architekturtheo­retiker und aktuelle Chefkurator Hashim Sarkis.

Goldener Löwe an Lino Bo Bardi, in memoriam

Auf seinen Vorschlag hin wird die 1992 in São Paulo verstorbene Lina Bo Bardi mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet; in Erinnerung an eine Große. M.S.

www.labiennale.org
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