Weissenhofsiedlung verkauft

Stadt Stuttgart kauft die Mustersiedlung der Le Corbusiers, Mies van der Rohes etc. zurück. Preis unbekannt

Ist es einmal wieder so weit? Alle Jahre wieder geistern Meldungen von Verkauf-/Kaufabsichten der Weissenhofsiedlung in Stuttgart durch die Medien. Zuletzt 2016, damals hieß es, die laufenden Kaufverhandlungen wären entweder 2017 abgeschlossen oder man werde wieder von Anfang an verhandeln. Bis es passt. Mit dem Preis, mit der Verantwortlichkeit und Fürsorge für ein Bauensemble, in welchem zwei Häuser (je von Le Corbusier) seit 2016 Weltkulturerbestatus genießen. Für den „Rest“ mit Häusern von Oud, Frank, Behrens, Mies van der Rohe und weiteren wird gerade mit anderen Werkbundsiedlungen ein Antrag auf eine gesamte Unterschutzstellung erarbeitet.

Noch bis Ende des Jahres wollte die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) mit der derzeitigen Eigentümerin, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), über den Kauf der historischen Siedlung verhandeln, die für 16 Mio. € über die Theke gehen soll (das Doppelhaus von Le Corbusier und heutige Museum hat die Stadt Stuttgart noch vor dessen Sanierung 2002 gekauft). Neben allen monetären Dingen ging es in den Verhandlungen auch darüber, inwieweit die Siedlung saniert werden muss und ob diese Kosten auf die zurzeit günstigen Mieten aufzuschlagen sind. Auch stand in Frage, ob mit der Aufgabe der Liegenschaft seitens des Bundes auch das Privileg entfällt, dass die Wohnungen vorrangig für Angestellte des Bundes reserviert sind.

Das Privileg wird nicht entfallen, denn tatsächlich kam die Entscheidung nach den ersten Verhandlungsankündigungen sehr schnell: Das Ensemble, das wegen seiner dunklen Schindeln auch „Schwarze Siedlung“ genannt wird und 82 Wohneinheiten auf 1,5 ha Land umfasst, ist an die SWSG verkauft. Der Kaufpreis wird nicht kommuniziert. Neben der Weissenhofsiedlung übernimmt die SWSG auch die Beamtensiedlung Aspen. Ein Sprecher der Bima, Paul Joannes Fietz, sagte, beide Siedlungen böten traditionell eine Heimat für Angehörige des öffentlichen Dienstes. Dies werde so bleiben.

Das Interesse der Stadt liegt auf der Hand: Die Weissenhofsiedlung, die ursprünglich städtisches Eigentum war, soll wieder städtisches Eigentum sein. Und der Bima war der Verkauf offensichtlich recht, Sanierungsstau bei hohen denkmalpflegerischen Auflagen machen beide Wohnensemble langfristig zu einer finanziellen Last. Die Stadt erklärte auf der anderen Seite, dass der Kauf der Siedlung „ein tolles Signal für die Internationale Bauausstellung im Jahr 2027“ sei (erster Bürgermeister, Michael Föll, CDU). Die Stadtverwaltung gab schon mal zu Protokoll, dass (zumindest die Weissenhofsiedlung) erheblichen Sanierungsstau aufweise. Was man einigen Bauten durchaus ansehen kann. Abschließend entscheiden muss allerdings noch der SWSG-Aufsichtsrat auf seiner Sitzung am 15. Oktober 2018. Aber er wird wohl mit einem klaren Ja zustimmen. Wir bleiben dran. Be. K.

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