V&A geht nach Schottland

Sechs bekannte Büros liefern sechs Entwürfe für einen V&A-Ableger in Dundee

Das Victoria and Albert Museum (abgekürzt V&A), im Jahr 1852 unter der Bezeichnung "South-Kensington-Museum" gegründet, liegt an der Cromwell Road  in Kensington, West London, und beherbergt die größte Sammlung von Kunstgewerbe und Design der Welt. Vielen erschien es in die Jahre gekommen, jetzt soll es für die Zukunft frisch gemacht werden; und Dependancen erhalten.
 

Das V&A, Victoria and Albert Museum, denkt an die Zukunft. Und legte in 2007 seinen „FuturePlan“ auf, eine Art Sanierungs- und Anpassungsstrategie, die sowohl die Aktualisierung des Altbaubestandes, die Einführung neuer Medien, die Neubewertung des Ausstellungsbestandes aber auch die Ausgründung des Haupthauses in London in weitere Filialmuseen umfasst (Guggenheim macht das seit Jahren erfolgreich, das Centre Pompidou aktuell desgleichen, andere Museen rüsten in vergleichbarer Weise nach). Das Seebad Blackpool, die Arbeiterstadt mit Vergnügungsparks und den wunderbaren Winter Gardens und der Miniaturausgabe des Tour Eiffel, dem Blackpool Tower, soll ab 2013 eine Filiale des V&A anbieten und das schottische Dundee am Firth of Tay. Von den Engländern immer wieder bis auf ihre Grundmauern seiner alten Bebauung zerstört, ist Dundee heute eine wunderbar gelegene, auch von englischen Touristen lebendig gehaltene Stadt ohne größere Schwergewichte wirtschaftlicher oder kulturelle Art. Die Wahl von V&A darf hier also in zweifacher Weise motiviert erscheinen: einmal wegen der zu erwartenden Geldgeschenke – die Stadt wird für den V&A-Ableger als Teil einer großen Wasserfrontsanierung Geld auf den Tisch legen – und dann als eine Art Wiedergutmachung.

Ob letzteres – eine vom Autoren allerdings unterstellte Motivation – gelingen kann, wurde jetzt mit der Offenlegung der Entwürfe beantwortet, die als letzte noch im Rennen des Wettbewerbes sind, welcher Anfang 2010 ausgelobt und wohl noch vor Jahresende entschieden werden wird. Noch mit dabei sind Steven Holl Architects, Kengo Kuma and Associates, Snøhetta and Gareth Hoskins Architects, REX, Sutherland Hussey Architects und Delugan Meissl Associated Architects. Dass in vielen Foren die Mannschaft aus Oslo der Favorit ist, ist angesichts der spärlichen Bilder kaum nachzuhalten, der erste, eben spärliche Eindruck, könnte allerdings in diese angedeutete Richtung gehen (mit ihrer mehrfach ausgezeichneten Oper in Oslo hat Snøhetta auch die hier nötige Erfahrung). Überwiegend negativ wird in den Foren aber der Beitrag aus Wien beurteilt. Und wirklich kann man es beinahe nicht glauben, dass Delugan Meissl ihr mehrfach durchdekliniertes Schweben auch am Firth of Tay probieren. Schade, die Wiener können doch mehr.

2014 soll der Bau stehen und dem schottischen Osten auch international Aufmerksamkeit bringen, ob V&A allerdings soweit vom zuständigen Council monetär unterstützt wird, wie es der etwa 55 Mio. € teure Museumsneubau nötig hat, muss bezweifelt werden. 2004 scheiterte The Spiral, eine Erweiterung des Haupthauses nach einem Entwurf von Daniel Libeskind am Geld; oder waren es doch Vernunftgründe? Immerhin: Das V&A ist nur ein kleiner Teil des ambitionierten „Dundee Waterfront Project“, das bis 2030 die Stadt wieder ans Wasser zurückführen soll. Be. K.

Alle sechs Entwürfe sind noch bis zum 4. November 2010 zu sehen; in der University of Abertay Dundee library, der Eintritt ist frei.

Website zur Darstellung des gesamten Dundee-Projektes hier .

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