Peter Kulka

Peter Kulka zum 80. Geburtstag

Der Dresdner Kölner Architekt besticht noch immer durch eine Haltung; und durch das, was er baut

Er sehe „die Welt nicht mehr ganz so radikal“ sagte Peter Kulka im Monatsinterview mit derDBZ. Wir trafen ihn damals Anfang Dezember 2013 in der kunstlichthellen Kantine des Brandenburgischen Landtages, alias Potsdamer Schloss, und fragten den gebürtigen Dresdner und späteren „Republikflüchtling“ (1965), wieso gerade er sich nun in die Reihe der Rekonstrukteure einreihe. Draußen dunkelte es schon mächtig, Nieselregen verwandelte den Schlossneubau in ein eher graues Ungetüm. Doch Peter Kulka war - und ist - kein Kind von Traurigkeit, er redete. Schnell und präzise, mit teils deutlichen Worten. Auch bezogen auf seine eigenen Leistungen: "Keines meiner Bauwerke, auch die Besten nicht, sind so geworden, dass ich sagen würde: Es ist alles geglückt." Ganz besonders hat ihm die Absage an Leipzig getroffen, die Stadt hatte sich über Skandale am Ende 2004 als Bewerberstadt für die Olympischen Spiele 2012 unmöglich gemacht, er, Kulka, hätte ihr gerne ein Stadion geschenkt. Hat nicht sein sollen.

Auch sollte nicht sein der Vorschlag von Peter Kulka für einen Neubau des Landtages in Potsdam. Es hatte irgendwie nicht gereicht für diese Ort. Zu wenig Argumente für das Neue, zu wenig Unterstützung auch, die Lobby für das schöne, gute Alte war und ist in Potsdam sehr stark. Und: Möglicherweise, so Kulka im Interview, sind die Mittel des zeitgenössischen Bauens nicht so, oder zumindest noch nicht so, dass man mit ihnen etwas Neues leisten könnte, dass das Alte nicht unterbuttert, verdrängt, verächtlich macht: "Die Moderne muss einfach anders, sie muss besser werden! Nicht mehr so wie die des von mir unendlich verehrten Corbusier, nicht die von Mies. Vielleicht können das am ehesten noch die gebrochenen, die schrägen Vögel." Aber damit hat er doch ganz sicher sich selbst gemeint! Oder was meinte er mit: "Wissen Sie, wir bauen uns gerade ein Haus in Dresden, wir gehen jetzt in die Bronx. An die Bahnstrecke Berlin-Prag, um in Dresden das Gefühl zu bekommen, an die Welt angedockt zu haben. Und keiner versteht es! Wir bauen dort ein Haus, das man sich als 76-jähriger nicht bauen sollte. Ich freue mich darauf, ich freue mich auf die Säufer, auf die Einbrecher und die Sprayer … Letztere sind eingeplant und müssen an diesem Ort eingeplant sein. Dort ist vielleicht die Wahrheit der Stadt … Aber keiner will sie! Die ganze Gesellschaft will das nicht. Sie läuft, schlapp schlapp, am Neumarkt." Gratulation und hoffentlich noch viele von diesen Bauten aus der Dresdner Bronx! Be. K.

Peter Kulka Architekten, Köln/Dresden

Nach der für die damaligen Zeiten des vergangenen Jahrhunderts obligatorisch scheindende Maurerlehre und einer Ausbildung zum Ingenieur in der Fachrichtung Architektur an den Baugewerkschulen in Görlitz und Gotha, studierte Peter Kulka von 1959 bis 1964 Architektur an der HBK in Berlin-Weißensee. Nach kurzer Mitarbeit bei Hermann Henselmann und drei Jahren bei Hans Scharoun in Berlin, gründete er 1979 sein Büro in Köln und nach der Wiedervereinigung Deutschlands auch in Dresden.
Von 1986 bis 1992 hatte er eine Professur für konstruktives Entwerfen an der RWTH Aachen.
Zu seinen Bauten zählen die Campus-Universität in Bielefeld, die Neugestaltung und Erweiterung der Abtei Königsmünster, der Sächsische Landtag in Dresden, das EL-DE-Haus in Köln, das Haus der Stille der Abtei Königsmünster in Meschede (mit Konstantin Pilcher) oder aktuell der Umbau des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt a. M.

Am 20. Juli konnte Peter Kulka seinen 80sten Geburtstag feiern.

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