Helmut-Hentrich-Stiftungspreis 2014 verliehen

Drahtseilakt, memoria artis und Open Air Performance Theater

Der Helmut-Hentrich-Stiftungspreis wurde in diesem Jahr erstmalig an drei Absolventen verliehen. Die Jury würdigt damit die hohe Qualität der zahlreichen Einreichungen und vergab einen dritten vollwertigen Preis. Bei den Preisträgern handelt es sich um Absolventen der RWTH Aachen, der TU Darmstadt und der Istanbul Technical University.

Die jeweils mit 5 000 € dotierten Reisestipendien des Helmut-Hentrich-Stiftungspreises erhalten Inga Hausmann, RWTH Aachen; Sebastian Timmermann, TU Darmstadt und Ogul Can Öztunc, Istanbul Technical University. Infolgedessen ist der Stiftungspreis in diesem Jahr erstmals mit insgesamt 15 000 € dotiert. Eine lobende Erwähnung geht an Golshan Majlessi, ebenfalls RWTH Aachen.

Das Kuratorium der Helmut-Hentrich-Stiftung hat in Anwesenheit des Partnerkreises von HPP Architekten den Preisträgern Inga Hausmann und Sebastian Timmermann Ende Oktober ihre Urkunden überreicht. In Istanbul übergab Gerhard G. Feldmeyer in einer feierlichen Zeremonie an der Istanbul Technical University den Preis an Ogul Can Öztunc. Die diesjährige Kooperation mit der türkischen Hochschule würdigt auch das zweijährige Bestehen von HPP Istanbul.

Die Arbeit von Inga Hausmann „Drahtseilakt“ lobte die Jury: „Die Studentin löst die ingenieurtechnische Aufgabe auf hervorragende architektonische Weise. Inga Hausmann denkt sowohl als Ingenieurin, als auch als Architektin – sie verfolgt ein klares architektonisches Thema, nämlich den Gegensatz eines autonomen leichten Körpers zur Natur. Das Gebäude ist sehr einfach und klar als Holz-Stahl-Konstruktion entworfen. Mit der konstruktiven Erfindung eines Gegengewichtes gelingt es zudem, die Schrägseilverspannung zu vermeiden und so einen neuen Typ von Seilbahngebäude zu entwickeln. An den beiden sehr unterschiedlichen Orten, der Bergkuppel und dem Tal, wurden mit verwandten Konstruktionen eigenständige, ästhetische Gebäude entworfen, die den Ort respektieren, dabei Architektur sind und nicht nur Bauwerk.“

Bei der Arbeit von Sebastian Timmermann „memoria artis – Das Gedächtnis der documenta Kassel“ erwähnte die Jury: „Es handelt sich um eine äußerst solide, aber auch souveräne Arbeit. Die große Qualität liegt darin, ein komplexes Raumprogramm in einen vielschichtigen Kontext einzuweben bzw. in einer eleganten, nahtlosen Art einzuschreiben. Der Student arbeitet sehr feinfühlig im Bestand und findet für die einzelnen Programmpunkte den richtigen Ort. Eigene Raumschöpfungen sind gelungen in den Raum eingeflochten worden. Der Arbeit ist anzusehen, dass ihr eine sehr intensive Auseinandersetzung mit dem Ort, seinen Bestandsgebäuden und dem Raumprogramm vorangegangen ist.“

Das Urteil der Jury über die Arbeit von Oğul Can Öztunç „Open Air Performance Museum, Kadiköy Istanbul“ lautete: „Es handelt sich um eine sehr gute städtebauliche Arbeit, die mit einem temporären öffentlichen Gebäude im Wasser versucht, aus der natürlichen Hafensituation den urbanen Raum zu organisieren. In den vorhandenen Hafen, der sich in Transformation befindet, greift die Arbeit als „schwimmendes Tanztheater“ interventionistisch ein. Es gelingt mit einem relativ kleinen Eingriff baulicher Art, den Raum positiv zu aktivieren.“ Die Jury lobt die Breite der typologischen Untersuchung möglicher Theaterbühnenaufbauten. „Die Arbeit ist sowohl städtebaulich sehr wirksam, hebt aber ebenso ein sehr ausdruckstarkes Gebäude hervor, das Teil einer strategischen Installation der kulturellen Nutzung des Raumes wird. Sie schreibt den Ort auf eine poetische Art weiter. Es gelingt dem Projekt szenographisch-städtebaulich zu arbeiten. Der architektonische Ausdruck ist dabei fast fraglos.“

Die Jury vergab zudem eine Lobende Erwähnung an Golshan Majlessi „ Das wachsende Haus“: „Die Jury lobt ausdrücklich den inhaltlichen Ansatz der Arbeit: Golshan Majlessi widmet sich der drängenden Frage der Anpassung des Wohnungsbaus an zeitgenössische Anforderungen. Innerhalb eines Baukastensystems, an dem die Bewohner selbstbestimmend, verhandelnd mitarbeiten, entsteht flexibles Wohnen. Der Wohnraum wächst mit der Zeit und mit den familiären Gegebenheiten.“

Die Entscheidung für die Arbeiten von Hausmann, Timmermann und Öztunç fiel, da diese sich innerhalb der insgesamt 53 Einreichungen sowohl inhaltlich als auch grafisch deutlich hervorheben konnten. Insbesondere wurde von der Jury bei allen Arbeiten die feinfühlige Auseinandersetzung mit der Bestandsumgebung sowie der starke architektonische Ausdruck gelobt.

Die Jurysitzung und Bewertung der eingereichten studentischen Beiträge fand Mitte September unter Vorsitz von Professorin Anne-Julchen Bernhardt von der RWTH Aachen statt. Die weiteren Jurymitglieder Burkhard Fröhlich, Chefredakteur DBZ Deutsche BauZeitschrift; Boris Schade-Bünsow, Chefredakteur Bauwelt; Professor Yüksel Demir, ITÜ Istanbul und Hermann Henkel, Kuratorium Helmut-Hentrich-Stiftung, begutachteten und diskutierten gemeinsam die Beiträge anhand der eingereichten Pläne.

Bereits zum achten Mal verliehen, wird der Helmut-Hentrich-Stiftungspreis seit 2012 gemeinsam mit den Medienpartnern von Bauwelt und DBZ Deutsche BauZeitschrift ausgeschrieben. Der Erfolg der Zusammenarbeit wird durch die wachsende Resonanz von Hochschulen und Absolventen bestätigt.


Weitere Informationen: Helmut-Hentrich-Stiftung

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