Brillux Architektenforum in Münster

Spezialausgabe zum 125-jährigen Brillux Jubiläums

Hamburg, München, Potsdam, Dresden, Berlin, Frankfurt und Köln, das sind nur einige der Stationen, an denen das Brillux Architektenforum in den vergangenen acht Jahren mit überaus positiver Resonanz stattgefunden hat. Für das 16. Brillux Architektenforum wählte Brillux in diesem Jahr in Münster einem ganz besonderen Rahmen: die dreitägige Spezialausgabe der renommierten Veranstaltung war eines der Highlights des Firmenjubiläums anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Münsteraner Farbenherstellers.

Längst hat sich das Brillux Architektenforum unter Architekten und Architekturinteressierten einen Namen gemacht, der hochkarätige Architekturbegegnung verspricht. Denn die Foren bieten mit aktuellen Themen und inspirierenden Vorträgen von renommierten Architekten einen Diskurs zur zeitgenössischen Architektur und einen kommunikativen Rahmen für einen fachlichen Informationsaustausch – eine Plattform für den aktiven Dialog von Architekten über Entwicklungen und Veränderungen im Architekturgeschehen. Dabei geht es immer um Tendenzen in der Architektur, der Stadtplanung und Quartiersplanung. Es geht um das Wachstum und den Umbau unserer Städte und der Wohnquartiere, um Positionen zu Wohnformen, Lebensentwürfen und Leitbildern, zu nachhaltigem, energieeffizientem und Ressourcen schonendem Bauen, für eine vermeintlich bessere, lebenswertere Zukunft.

Im Rahmen des 125-jährigen Brillux Jubiläums wurde an den Erfolg der vorangegangenen Architektenforen angeknüpft. In einer der größten temporären Festhalle Deutschlands hatte Brillux im Rahmen des dreitägigen Jubiläumsfestes zwölf namhafte Architekten nach Münster eingeladen, die mit informativen Vorträgen und Werkberichten einen Einblick gaben in aktuelle Bauten, Projekte, Entwicklungen, Positionen und Einstellungen ihrer Büros. Moderiert wurde die Veranstaltung von Nicolette Baumeister und DBZ-Chefredakteur Burkhard Fröhlich.

Als einziger Nichtarchitekt (und er hatte den Architekten so viel zu sagen) eröffnete der Soziologe Prof. Dr. Armin Nassehi die Veranstaltung mit einem Blick in die Zukunft über gesellschaftliche Trends, die die gebaute Struktur unserer Gesellschaft bestimmen. „Was kann man wissen? Was wir wissen, wissen wir. Wir wissen nicht, was wir nicht wissen. Wissen öffnet nicht nur die Lösung, sondern auch das Problem. Was bleibt: Selbst Entscheidungen treffen, um Probleme zu lösen und Lösungen herbeizuführen“. Juan Lucas Young, Managing Director und Partner im Büro Sauerbruch Hutton, stellte aktuelle Projekte des vielfach ausgezeichneten Architekturbüros vor. Dazu gehörte  auchdie Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Hamburg Wilhelmsburg. Das 200 m lange wellenförmige Gebäude besteht aus einem 12-geschossigen, gerundeten Hochhaus von 54 m Höhe mit zwei 5-geschossigen Seitenflügeln. Wieder einmal mehr ist es die Farbigkeit der Fassade, die die Architektur des Büros mitbestimmt. 20 Farbtöne, gebildet aus den drei Grundfarben Blau, Rot, Gelb und dem Mischton Grün, mit jeweils fünf Untertönen, finden sich zu Farbfeldern zusammen, die aneinandergereiht das Gebäude umspannen.

Lars Krückeberg von GRAFT Architekten Berlin referierte über die Kultur des Risikos und das Verbinden vermeintlicher Gegensätze. Mit dieser ganz unbescheiden Grafting genannten Methode erarbeitet das Büro seine Architekturideen. Dabei steht im Vordergrund, Dinge zu erfragen, zu hinterfragen und in Frage zu stellen und daraus das Ungewöhnliche zu entwickeln, das zum Erfolg führt. Prof. Wolfgang Lorch von Wandel Hoefer Lorch aus Saarbrücken nannte seinen Vortrag programmatisch „material-zeit“ und nahm damit Bezug auf Material und Zeit als Gestalt gebende Kräfte im Entwurf. „Wir machen ganz normale Sachen“, ja, aber wie! Denn, wie sich das Büro mit Leidenschaft dem Material nähert, die Kohärenz des Materials bewertet und wie die Architekten Räume definieren, ließ der Vortrag für viele Projekte nachvollziehbar werden, zum Beispiel an dem verschnittenen monolithischen Gebäude der Synagoge in Dresden.

Prof. Dr. Gunter Henn referierte am zweiten Tag des Architektenforums über den Gewinn der Mitte und stellte anhand aktueller Projekte eine Architektur vor, deren gesellschaftliche Relevanz darin liegt, Kommunikation zu fördern und Perspektivwechsel erlebbar zu machen. Nicht fehlen durfte bei der Präsentation der Porsche Pavillon in Wolfsburg, der von gekrümmten Linien und rasanten Kurven geprägt ist als dynamische und reduzierte Skulptur, deren Charakteristika sich aus dem Markenbild Porsches ableiten. Jürgen Mayer H. machte sich Gedanken über Innovation und digitale Kultur und stellte seine Projekte als Visionen für eine urbane Mobilität vor. Was für ihn heißt, den öffentlichen Raum neu zu denken und eine Mediation zwischen innen und außen herzustellen. „Wir müssen nach vorne blicken, ein Bild für die Zukunft entwickeln und die Architektur wie auch Technologien vorantreiben“, so Jürgen Mayer H.

Die gesellschaftliche Tragweite der Nachhaltigkeitsdebatte eröffnet Architekten die Chance, sich und ihre Arbeit prinzipiell neu zu definieren, so Prof. Martin Haas vom Studio 2050 in Stuttgart. Haas stellte Ideen und Konzepte für eine Architektur vor, die Impulse setzt für eine andere Welt, nämlich eine Bühne für Menschen. Und es stellt sich die Frage, welche Architektur lässt es zu, ohne Technik auszukommen, bei gleichzeitiger Sicherstellung von Lebensqualität. Amandus Sattler aus München stellte mit seinen Projekten neue bauliche Strukturen für eine neue gesellschaftliche Wirklichkeit vor und führte anhand des eigenen Werks ein in die von ihm postulierte programmatische Offenheit im Entwurf. „Was wir brauchen ist eine lebenswerte Umwelt, in der mit Hilfe von Architektur Lebensraum entsteht. Wir bauen für Menschen und Architektur beeinflusst Menschen“, so Amandus Sattler.

Stefan Rethfeld, Architekt und Journalist, referierte über zahlreiche Projekte zur Umwandlung, Umnutzung und Umwidmung und als Kenner der Stadt über die wachsende Metropole Münster mit ihren architektonischen Besonderheiten. Er machte auch Konversionsprojekte in Münster zum Thema seines Vortrags und nutzte die Gelegenheit, das Auditorium in die Planung für das Gelände der York-Kaserne (Wettbewerbsgewinn vom Büro Lorenzen Architekten, Berlin/Kopenhagen, mit dem Landschaftsplanungsbüro Atelier Loidl, Berlin) zu begeistern, auf der die Festveranstaltung zum 125. Jubiläum von Brillux stattfand. Prof. Wolfgang Krenz, (ein Architekt der alten Schule im Sinne von Mies van der Rohe, Le Corbusier und Egon Eiermann) vom Architekturbüro ARCHWERK referierte über den Mensch als Mittelpunkt der Architektur und über die Verantwortung von Architekten, einen Lebensraum zu schaffen, der dem Menschen dient -  „Architektur muss Menschen abholen und mitnehmen“. Architekt Gerhard G. Feldmeyer, HPP Architekten Düsseldorf, zeigte das breite Spektrum des Büros mit zahlreichen Projekten auf und plädierte dabei für eine „Architektur mit Haltung“. Nicht zuletzt stellte er das LVM5 in Münster vor, ein 18-geschossiges transparentes Hochhaus, das aufgrund seiner ungewöhnlichen Kubatur auch „Kristall“ genannt wird. Sergei Tchoban, präsentierte zahlreiche Projekte des Büros nps tchoban voss Architekten Berlin, vor allem das Museum für Architekturzeichnungen am Pfefferberg in Berlin. Mit viel Liebe zum Detail und zur Oberfläche ist ein Museum entstanden, das bedeutende Architekturzeichnungen aus mehreren Jahrhunderten zeigt. Tchoban selbst ist ein bedeutender Architekturzeichner, der mit dem Zeichnen, wie er sagt, „komplexe Zusammenhänge erfährt“. Für ihn ist Zeichnen „das Denken mit der Hand“. BF


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