Aufs Dach gegangen

Sanierung und Erweiterung des Teatro Gongora in Cordoba/ES

Es ist schon ein paar Jahre im Gebrauch, doch irgendwie ist die Sanierung und Erweiterung des Teatro Góngora im spanischen Cordoba an uns vorüber gegangen. Zeit also, das Projekt aus dem Madrider Büro Rafael de La-Hoz in aller Kürze hier vorzustellen. Vielleicht reisen Sie ja in den Süden der hiberischen Halbinsel in diesem Sommer/Herbst?!

Das Theater in der Calle Jess y María, nahe dem geschäftigen Junto a la Plaza de las Tendillas, in beinahe Steinwurfweite zum UNESCO Weltkulturerbe der Mezquita, ist ein typischer Kulturbau neobarocker Prägung Spaniens. Sein Architekt, Luis Gutiérrez Soto, hat den Bau 1929-1932 für etwa 700 Gäste konzipiert. Längst in die Jahre gekommen und einem steigenden Wettbewerbsdruck durch andere Kultureinrichtungen ausgesetzt, hat die Stadt 2007 entschieden, das Gebäude komplett zu sanieren und es für weitere Nutzungen zu erweitern.

Letzteres konnte nur über einen Dachaufbau gelingen. Das Madrider Büro löste die durch vielerlei Einschränkungen komplexe Aufgabe so einfach wie sinnfällig. Der Aufbau ist konstruktiv überschaubar bei gleichzeitig anspruchsvollen Spannweiten. Seine Glas-Ummantelung erzeugt Transparenz und gleichzeitig volumenauflösende Spiegelungen der Umgebung. Der treffend auch als Kiste zu bezeichnende Aufbau bietet Platz für max. 250 Menschen, hier hier Tanzperformances, Sprechtheater, Kamermusiken oder einen Filmabend erleben wollen. Letzteres könnte tatsächlich nachgefragt werden, wurde die Dachfläche im Sommer auch fürs Freiluftkino verwendet. Dass das jetzt nicht mehr möglich ist, ist der vielleicht einzige Wermutstropfen in dem ansonsten städtebaulich wie planerisch angemessenen Projekt.

Die außenliegenden Träger erlauben eine maximal flexible Nutzung. Drei mobile Zuschauerränge und die ebenfalls verschiebbare Bühne, Technikinstallationen unter der Decke und die Verlagerung sonstiger technischer Systeme in den Bestand machen die Sala Polifemo zum Allrounder. Vielleicht muss man sich fragen, wie die klimatischen Verhältnisse sein werden, wenn in Cordoba die Sommersonne senkrecht auf das flache Dach Hitze abgibt. Und um es nicht zu vergessen, das Büro Rafael de La-Hoz hat dem Bestand, der extrem trocken (brut) saniert wurde und damit absolut das erhalten blieb, was dieses Gebäude seit Jahrzehnten ist, das Büro hat dem Bestand noch ein Foyer hinzugegeben, das neue Schnittstelle zwischen dem großen und dem kleinen Theater ist. Be. K.

Bauherr: Stadt Cordoba
Architekt: Rafael de La-Hoz Castanys, Madrid
Projektleiter: Ángel Rolán
Projekt Team: Liliana Borges, Lorenza Donati
Grafikdesign: Luis Muñoz, Daniel Roris
Modele: Víctor Hugo Coronel, Fernando Mont
Projektmanager: Rafael Vegas

Beratung Sanierung: Eduardo Corona

Baufirma: Ferrovial-Agromán S.A.

Baubeginn 2009, Ende 2013
Nutzfläche brutto: 3615 m²

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