Im Schatten künstlicher Baumriesen

J. Mayer H.s "Metropol Parasol" im südspanischen Sevilla teileröffnet

Der eine oder andere wird es wohl aus den Augen verloren haben, das Projekt von Jürgen Mayer H. in Sevilla, die Schattenspender und Alleskönner auf der zentral in der Altstadt gelegenen Plaza de la Encarnacion. Am vergangenen Sonntag den 19. Dezember 2010 wurde jedenfalls die Teilfertigstellung des Projektes Metropol Parasol mit der Eröffnung der Markthalle feierlich begangen. Und: Die komplette Fertigstellung des Projektes ist für März/April 2011geplant, nur wenige Monate nach der eigentlich geplanten Fertigstellung.

Metropol Parasol könnte ein neues Wahrzeichen der Stadt Sevilla werden, das Bauwerk „urbaner Sonnenschutz“ bietet das Potential, die in der Vergangenheit vernachlässigte Plaza zu einem neuen zeitgenössischen urbanen Zentrum zu machen. Mit dem Aufbau der sechs Schattenspender, die ein archäologisches Zentrum bergen, eine Markthalle, einen erhöhten Platz für unterschiedlichste Veranstaltungen sowie Bars, Restaurants und einen Panoramarund auf den Dächern der Holzkonstruktion mit Betonkern, kann der Platz zu neuem Leben erweckt werden; als Ziel für Touristen und auch für den alltäglichen Gebrauch durch die Bürger der Stadt.

Die hölzerne Dachschale sowie das Dach über den Cafes bestehen im Wesentlichen aus Furnierschichtholzplatten mit bis zu ca. 16 m Länge. Die kürzesten Träger haben eine Länge von ca. 1,5 m entsprechend dem Raster des Trägerrostes. Bis auf den Cafebereich bestehen im Rahmen des speziellen Brandschutzkonzeptes keine Anforderungen an den Brandschutz; der bauliche Holzschutz erfolgt über eine wenige Millimeter dünne PU-Beschichtung der größtenteils vorgefertigten Bauteile; entweder ab Werk oder gegebenenfalls über eine Nacharbeitung der Anschlussbereiche vor Ort – so wie auch schon beim Neubau der PH-Mensa in Karlsruhe.

Metropol Parasol mit seinen sechs “Parasoles” gehört nach der Fertigstellung zu den größten Holzkonstruktionen der Welt. Die komplexe Holzkonstruktion überdacht eine Fläche von 150m x 70m. Begehbare Aussichtsflächen und das auf 22m Höhe geplante Restaurant bieten künftigen Besuchern eindrucksvolle Ausblicke auf das historische Stadtzentrum Sevillas.

Im Rahmen der besten Projekte in Europa in Bezug auf Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit zeichnete die „Holcim Foundation for Sustainable Construction“ das Projekt mit dem dritten Preis aus. Der preisgekrönte Entwurf vom Architekten Jürgen Mayer H. in Berlin sowie das Tragwerk wurden gemeinsam mit Arup in Berlin und Madrid weiter entwickelt. Ob nun neues Wahrzeichen oder schlicht eine kleine Überraschung, zeitgenössisches in engstem Kontakt mit uraltem Bestand zu erleben, die Reise nach Sevilla lohnt im kommenden Sommer noch einmal mehr; zumal die Hitze dort unten im Schatten der künstlichen Baumriesen gut zu ertragen sein wird. Be. K.

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