Watergate und Schiffsbaukunst
Luigi Moretti (1907-1973) u.a. im neu eröffneten MAXXI in Rom

Dem Museumsbau von Zaha Hadid mag man gegenüberstehen wie man will: Sollte man sich in Rom länger aufhalten als einen Tag, gehört ein Abstecher zum MAXXI zum Romausflug dazu. Zumal noch, wenn dort eine Ausstellung einen Architekten zeigt, dessen Werk vielleicht nicht mehr jedem bekannt ist, dessen reflektorische Qualitäten jedoch italienische Architekturgeschichte vom Razionalismo der zwanziger Jahre über den monumentalen Neoklassizismus der Dreißiger bis hin zur „Architettura organica“ nachzeichnen. Dass Moretti in den Jahren des Mussolini-Faschismus in Rom als auch staatstragender Architekt reüssierte hat seine Nachkriegskarriere nicht behindert.

Eines seiner letzten Gebäude ist das gewissermaßen auch berühmteste. Das Watergate-Building in Washington, dessen Name für das Ende der Karriere des US-Präsidenten Richard Nixon 1974 steht, stammt von Moretti, der allerdings diese Verkettung von Umständen nicht mehr erlebte, er starb ein Jahr vor dem Präsidentenrücktritt.

Die von einem gewichtigen Katalog begleitete Retrospektive beleuchtet ein vielseitiges Werk. Moretti war Architekt, Stadtplaner, Verleger und Galerist, Bauunternehmer und Generalplaner. Die Ausstellungsmacher gehen mit ihrem reichhaltigen Ausstellungsmaterial Morettis Raumkonzepten und der zur Zeit wieder hochaktuellen Theorie einer „parametrischen“ Architektur auf den Grund. Schlichte Entwurfsmodelle auf der einen Seite korrespondieren mit teils erlesenen Sammelstücken seiner Kunstsammlung. Der zweite Teil der Schau wurde in den Räumen der Accademia Nazionale di San Luca eingerichtet und richtet seinen Fokus auf die Studienschwerpunkte des Architekten: Mathematik, Philosophie, Architekturgeschichte und Kunst. Be. K.

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