Universell, ganzheitlich und nachhaltig
Drei große Trends im Bad

Die Prognose ist alles andere als gewagt: Architekten und Planer, die sich vom Besuch der ISH Weltleitmesse Erlebniswelt Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik, Erneuerbare Energien, die vom 15. bis 19. März 2011 in Frankfurt am Main stattfindet, neue Impulse für die künftige Gestaltung und Einrichtung von Bädern erwarten, werden nicht enttäuscht. Auch diesmal dürfte die ISH wieder den an sich selbst gestellten Anspruch erfüllen, prägend für innovatives Baddesign und nachhaltige Sanitärlösungen zu sein.

Zu verdanken ist das in erster Linie den Ausstellern aus der Industrie, die die Veranstaltung traditionell als zentrales Neuheitenforum  begreifen und nutzen. Demzufolge geht das firmenübergreifende Trendforum „Pop up my bathroom“ der Frage nach, welche generellen Strömungen für die weitere Entwicklung des Bades von besonderer Relevanz sind. Die Initiative analysiert und konkretisiert drei Haupttendenzen, die im Folgenden skizziert und porträtiert werden.

Das Trendforum der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. präsentiert auf der ISH in der Waterlounge (Halle 3.1) die Zukunft im Badbereich. Mit drei Fotoserien werden die neuen Bädertrends an ungewöhnlichen Orten vorgestellt, die stellvertretend für völlig unterschiedliche Verknüpfungen stehen: eine alte Fabrik versinnbildlicht das Leben im urbanen Raum, das Gewächshaus symbolisiert den Bezug zur Natur und ein altes Schloss steht für Luxus und gediegenes Ambiente. Mit diesen Badinszenierungen beschreibt das Forum die Trends „Bathroom Interior“, „Easy Bathroom“ und „Green Bathroom“. Dabei geht es um funktionsdifferenzierte Raumkonzepte „weg von der Wand“, um nachhaltige Badgestaltung „zurück zur Natur“ und um das Konzept eines Komfortbades, das das Leben für alle Generationen leichter macht.

„Easy Bathroom“ - universelle Konzepte für Generationen

Immer mehr Menschen erkennen, dass das Bad in den eigenen vier Wänden die Weichen für ein langes selbstbestimmtes Leben stellt. Die logische Konsequenz sind Räume, die sich an den Bedürfnissen ganz unterschiedlicher Nutzer orientieren. Bäder also, die von jungen, erwachsenen und älteren Menschen gleichermaßen als einfach, praktisch, ästhetisch und komfortabel empfunden werden.

Für Planer und Einrichter bedeutet das, universelle Badkonzepte zu schaffen. Kategorien wie Standard-, Stil-, Designer- oder Seniorenbäder verlieren in diesem Kontext zwangsläufig an Einfluss und Differenzierungskraft. Stattdessen rücken ganz andere Aufgaben in den Mittelpunkt: Handicaps vermeiden und die Kunst der Reduktion beherrschen. Benötigt – und durch moderne Produkt- und Systemprogramme auch ermöglicht – werden daher unkomplizierte, elegante und schlichte Bäder, in denen alle Generationen „easy“ leben können. Das schließt Bäder ausdrücklich mit ein, die für die Jahre zwischen „jung“ und „alt“ gestaltet sind , in denen die Nutzer genau den Komfort genießen wollen, den sie sich leisten können - jedoch mit einer Ausstattung, die Selbstständigkeit bis ins höhere Alter garantiert. Dabei führt die Technik kein Eigenleben, sondern ist (bedienungsfreundliches) Mittel zum Zweck. Wenn sie gebraucht wird, macht sie sich nützlich – und verschwindet ansonsten aus dem Blickfeld.

Natürlich kommt es im „Easy Bathroom“ in starkem Maße auf die problemlose und einfache Zugänglichkeit von Waschtisch, Dusche, Wanne und WC an. Bodengleiche Duschwannen mit bequem zu handhabenden, pflegeleichten Duschabtrennungen sorgen für viel Bewegungsfreiheit; rutschhemmende Oberflächen und multifunktionale Haltegriffe garantieren Sicherheit; abgerundete Ecken reduzieren bzw. verhindern die Verletzungsgefahr; ein großzügig bemessener bzw. niedrig angebrachter Spiegel bietet Rollstuhlfahrern ebenso wie kleinen Kindern ein volles Sichtfeld. All das ebnet den Weg zu individuellen Bädern, die auch jenseits der marktüblichen Baunormen eine „unbeschränkte“ Nutzung zulassen – und das alles ohne ästhetische Kompromisse.

„Bathroom Interior - weg von der Wand

Früher waren Badezimmer übersichtliche, klar definierte und geschlossene Räume, in denen eine bestimmte Anzahl funktionaler Ausstattungselemente ebenso funktional wie schlicht nach dem Schema „einmal rund herum an der Wand entlang“ installiert wurden. Diese reinen „Funktionsboxen“, die die sanitären Grundbedürfnisse der Menschen in möglichst ökonomischer Weise erfüllten, haben ausgedient. Stattdessen geht der Trend jetzt zu ganzheitlichen Raum- und Einrichtungskonzepten. Diese schlagen Bäder vor mit unterschiedlichen Zonen für die Hygiene, die (lustvolle) Körperpflege, die Fitness, das Styling oder die geistige und körperliche Regeneration. Dieser Wandel markiert zugleich die zentrale Herausforderung an die Hersteller von Sanitärobjekten und technischen Ausführungen, Planer und ausführende Betriebe.

Der Trend trägt im Übrigen der generellen Entwicklung Rechnung, dass in der Wohnwelt die Grenzen zwischen den einzelnen Wohn- und Lebensbereichen immer fließender werden. So verschwinden Wände ganz oder teilweise zugunsten von flexiblen Raumteilern wie Schränken, Regalen oder modularen Möbelsystemen. Was in der Küche mit dem Siegeszug der zentral angeordneten Kochinsel und der Öffnung zum Wohnzimmer begann, setzt sich im Bad konsequent fort: Es verbindet sich zunehmend mit dem Schlafbereich.

Zwei gleichwertige Parameter bestimmen künftig die räumliche Qualität des Bades. Einerseits resultiert sie aus der Gestaltung des Ambientes und der dramaturgischen Wirkung von Formen, Farben, Materialien und Licht. Andererseits entscheidet die räumliche Struk­turierung durch gezielt platzierte Sanitärobjekte wie Wannen, Whirlpools, Duschen, Mö belensembles oder Waschplatz-Einheiten. Und: Das WC verschwindet, wenn schon nicht komplett aus dem Bad, so doch zumindest in eine separate Nische. Am Ende steht eine völlig neue Definition des Bades – dank der intelligenten Umsetzung des Prinzips „weg von der Wand“.

„Green Bathroom“ - zurück zur Natur

Im Zentrum dieses Trends stehen Bäder, die sich durch Nachhaltigkeit zur Natur beken nen: bei der Wahl der Materialien, des Designs und der Wassertechnologie. Die allgemeine (und durchaus badunabhängige) Sehnsucht nach naturnahem Erleben fungiert hier als treibendes Element ebenso wie die Einsicht in die ratio nale Notwendigkeit, mit den natürlichen Ressourcen schonend und verantwortungsvoll umzugehen. Als Gegenpol zu dem schnelllebigen, auf Leistung und Effizienz getrimmten Lifestyle mit seinen rasch wechselnden Moden etabliert sich derzeit eine neue Einrichtungskultur, die auf Nachhaltigkeit, langlebiges Design und gesundes Wohnen Wert legt. Dieser neue Trend bleibt natürlich nicht ohne Einfluss auf Badplanung und -einrichtung.

Die Sanitärindustrie reagiert darauf u.a. mit der Ausweitung ihrer fortschrittlichen Produkte und Systeme. Der für Ökonomie, Ökologie und persönliches Wohlbefinden gleichermaßen positive Effekt: geringerer Wasserverbrauch ohne jeden Komfortverlust. Schon das unterstreicht, dass sich der „Green Bath­room“-Trend nicht auf das reine Wasserspar-Argument reduzieren lässt. Vielmehr zielt er darauf ab, das unverzichtbare Lebenselement Wasser für den Menschen in all seinen wohltuenden Facetten praktisch erfahrbar zu machen.

Entscheidend für die Planung und Realisierung von nachhaltigen Bädern ist darüber hinaus eine mit Bedacht getroffene Materialauswahl. Natürliche, behagliche, baubiologisch und gesundheitlich unbedenkliche und recyclingfähige Stoffe wie (zertifiziertes) Holz, Glas und Keramik kommen hier bevorzugt zum Einsatz. Priorität sollte letztlich immer die ökologische Gesamtbilanz eines Produktes haben, von der Rohstoffgewinnung bis zur Wiederverwertung. Spätestens dann schlägt die Stunde wirklicher Qualitätsprodukte mit zeitlosem Design.

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