Snøhetta erweitern San Francisco Museum of Modern Art

www.snoarc.no, www.sfmoma.org

Der 1995 eröffnete Neubau des SFMOMA, ein klassischer Botta-Entwurf mit Ziegelsteinfassaden und einer schwarz-weiß marmorierten Rotunde, schließt im Juni für wohl drei Jahre. In dieser Zeit wird ein Anbau nach Plänen von Snøhetta entstehen, der die Ausstellungsfläche verdreifacht. Das Äußere des ikonografischen Botta-Baus bleibt unangetastet. Das Spendenziel (das SFMOMA ist privat finanziert) von 425 Mio. € (Baukosten, Unterhalt, Rücklagen und Sicherheit) wurde bereits jetzt zu über 80 % erreicht.

Eine Findungskommission wählte aus einer Liste vier Finalisten aus, von denen (Foster + Partner, Adjaye Associates, Diller Scofidio + Renfro) sich Snøhetta aus Oslo durchsetzten konnten. Die durch ihren Entwurf des Opernhauses in Oslo weltbekannt gewordenen Architekten planen für San Francisco einen
Eisblock, der sich wie ein Keil zwischen den Botta-Bau und das 26-geschossige Art-Deco-Juwel des Pacific Telephone & Telegraph Building (1925) schiebt. Während in (Architekten-)Fachkreisen der Botta-Bau (wie auch Botta selbst) oft als aus der Zeit gefallen betrachtet wird, gibt sich der Entwurf aus Oslo à jour: Mit seiner weißen, modisch gekräuselten Fassade, der kontextuellen Unbekümmertheit und einem „State of the Art“ vertikalen Garten, erfüllt er alle Wünsche an den Unterhaltungswert heutiger Neubauten.

Wesentlicher Hintergrund der Erweiterung ist die auf 100 Jahre (verlängerbar) angelegte Dauerleihgabe der Fisher Collection mit ihren 1 100 Werken aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diesem Konvolut steht ab Anfang 2016 im Neubau mit rund 10 000 m² Fläche in etwa das Doppelte zur Verfügung wie den Werken aus dem SFMOMA-Bestand. Die Fishers (Gap, Banana Republic, Old Navy) sind Größe gewohnt, auch der Großteil ihrer Sammlung mit u.a. Warhol, Richter, Lichtenstein, Kiefer, Serra und Calder ist raumgreifend. Die Frage, wie lange der Anbau à jour ist, ist so spannend, wie die nach dem Sinn, immer mehr privaten Sammlungen ein öffentliches „Zuhause“ zu geben und so die Einzigartigkeit mancher Sammlung zu unterminieren. Frank F. Drewes, San Francisco

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