Schramma solls schlichten: Moscheenstreit in Köln

Ditib und Paul Böhm könnten wieder zusammenarbeiten ... aber auch "vertrauensvoll"?

Vor ein paar Tagen ging eine Meldung nicht allein durch die Fachpresse: Paul Böhm, Architekt der Moschee mit muslimischem Zentrum in Köln war von der Bauherrin des Zentrums in Köln-Ehrenfeld entlassen worden (wir berichteten). Nun könnte der Streit geschlichtet werden, in jedem Falle scheint der sich ankündigende Baustopp abgewendet, eine Fertigstellung der so genannten "Zentralmoschee Köln" Mitte 2012 wieder realistisch.

Ein bisschen ist es so wie bei Stuttgart21: zwei Kontrahenten, ein Schlichter. Doch während in Stuttgart Ex-Generalsekretär und Ex-Minister Heiner Geißler zu schlichten versuchte, wird das – mit zunächst einmal mehr Erfolgsaussichten – der Ex-Oberbürgermeister Kölns, Fitz Schramma machen. Der wurde jedenfalls auf einer Sitzung vergangene Woche Donnerstag im Streit zwischen Bauherrin Ditib und Architekt Paul Böhm zum Moderator ernannt. Das Mehr an Erfolgsaussichten könnte sein, dass im Gegensatz zu Stuttgart beide Seiten einen drohenden Baustopp abwenden wollen.
Grund des Streits sind Vorwürfe der Bauherrin der Zentralmoschee Köln gegenüber Paul Böhm, der habe von zahlreichen und auch schwerwiegenden Planungsfehlern gewusst, diese aber nicht an sie gemeldet. Der Architekt sieht sich einer Kampagne ausgesetzt, an deren Ende ein gänzlicher anderer Moschee-Bau stehen soll, als er diesen entworfen hat. Die Kündigung des Architekten ist mit dem Schlichtervorhaben nicht aufgehoben, beide Seite wollen allerdings vertrauensvoll zusammenarbeiten; irgendwie. Böhm betonte mehrmals, er wolle in jedem Fall den Bau bis zu seiner Fertigstellung begleiten und gegen Veränderungen an seinem Entwurf auch juristisch vorzugehen.

In der Beiratssitzung am Donnerstag kam man schon einmal in dem Punkt überein, dass es nicht zu einem langwierigen Baurechtsstreit kommen soll. So waren sich alle Beteiligten einig, dass es zu keiner Verzögerung des Eröffnungstermins der Moschee und des dazugehörigen Gemeindezentrums an der Venloer Straße kommen darf. Im Juni kommenden Jahres soll alles fertig sein. Von den Anschuldigungen der Ditib, Paul Böhm hätte in seinem Entwurf christliche Motive versteckt, war am Donnerstag nichts mehr zu hören; was nichts heißen mag. Be. K.

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