Passive Goes Global

„Klimakonferenz“ auf der Internationalen Passivhaustagung

„Es braucht eine Vision und eine gehörige Portion Hartnäckigkeit, um im Bereich Energieeffizienz Erfolge zu erreichen,“ gratulierte Claude Turmes. „Deshalb benötigen wir funktionierende Standards wie den Passivhausstandard, um die auf dem letzten Klimagipfel gesteckten Klimaziele auch wirklich umsetzen zu können!“ Der Luxemburger Claude weiß, wovon er spricht. Er war in Paris dabei. Turmes ist EU-Parlamentarier und Präsident der European Forum for Renewable Energy Sources (EUFORES), einem europäischen Netzwerk für nationale und europäische Parlamentariern in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Sein Arbeitsschwerpunkt sind die Förderung von Erneuerbaren Energien und Klimapolitik.
 
Mit einer hochkarätig besetzten Rednerliste für Auftaktveranstaltung und Abschlussdiskussion der 20. Internationalen Passivhaustage in Darmstadt verknüpften die Veranstalter das Thema Passivhaus mit globalen Themen von Klimawandel bis Energiepolitik. Franz Alt, Öko-Journalist seit Tschernobyl, war 1994 mit seinem Buch „Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ für viele ein Vordenker in Sachen Energiewende. „Es gibt von Natur aus kein Energieproblem,“ meinte Alt und adressierte seine Ausführungen speziell an die Architekten: „Wir brauchen eine solare Ästhetik. Die hohe Energieeffizienz des Passivhausstandards ist eine ideale Ergänzung für die Nutzung der Solarenergie“. Ebenfalls als ein Vordenker der ersten Stunde galt vielen Zuhörern Ernst Ulrich von Weizäcker, Naturwissenschaftler, Politiker und Mitglied des Club of Rome. Der Autor von „Faktor 4“ und „Faktor 5“ referierte über die Energie-Preispolitik in Zeiten der Energiewende.  „Effizienz muss rentabler werden“, so Weizäcker und machte sich für eine intelligente Öko-Steuer stark.
 
„Der Klimawandel ist die Herausforderung für unsere Generation. Viele der Probleme, die wir heute haben, sind indirekt eine Folge des Klimawandels. Hier liegt, und das möchte ich betonen, eine große Chance,“ so Wolfgang Feist, Gründer des Passivhaus Instituts. Er betonte die ausstrahlende Wirkung der Passivhaustagung auf die Welt, besonders auch auf die chinesische Bauwirtschaft. „Auch Manhattan hat sich jetzt für den Passivhausstandard entschieden. Das ist ein gutes Signal an die Welt.“ 
 
Matthias Samson, Staatssekretär im Energie- und Wirtschaftsministerium des Landes Hessen ergänzte: „Das Passivhaus ist ein Meilenstein für die Umsetzung der Energiewende. Erneuerbare und Energieeffizienz sind Zwillinge. Wir müssen beide miteinander entwickeln und verknüpfen, nur so kommen wir zu wirklich nachhaltigen Lösungen.“
 
AKH-Präsidentin Brigitte Holz würdigte den Passivhausstandard als etablierten Weg zum energieeffizienten Bauen. „Die Passivhaustagung als Branchentreff setzt Maßstäbe für energetisch hocheffizientes Bauen“. Die Diskussionen von Architekten seien seit Jahren von den Auseinandersetzungen um Energieeffizientes Bauen geprägt: „Die Architektenschaft ist sich ihrer Verantwortung für die Gesellschaft bewusst und begreift dies als dauerhafte Herausforderung.“ Holz kritisierte die geringe Halbwertzeit der Fördermaßnahmen für energetische Baumaßnahmen als „wenig förderlich“ und wünschte sich speziell von den hessischen Architekten mehr Passivhaus-Einreichungen für den Hessischen Architekturpreis.
 
Die Tagung war gut besucht: Über 1000 Teilnehmer wurden gezählt. Sie kamen aus 50 Ländern und sechs Kontinenten, in Europa aus fast jedem Land. Allein die chinesische Delegation umfasste mehr als 200 Besucher. Jeder zweite Teilnehmer der Passivhaustagung war von Beruf Architekt. Insgesamt präsentierten auf der Internationalen Passivhaustagung in Darmstadt mehr als hundert Referenten aktuelle Projekte und Lösungsansätze, die auf großes Interesse und für rege Diskussionen sorgten. Das umfangreiche Vortragsprogramm fand gleichzeitig in vier Sälen statt. Zu den regionalen Schwerpunkten der Tagung zählten im Jubiläumsjahr unter anderem Nord-Amerika, China und die warmen Klimazonen. Im Bereich der energieeffizienten Bau-Komponenten lag ein besonderer Schwerpunkt auf der Wohnungslüftung – in diesem Rahmen wurde auch der diesjährige "Component Award" vergeben. Ein weiteres Jubiläum galt dem Passivhaus der ersten Stunde. Das Reihenhausprojekt in Darmstadt-Kranichstein wurde im Rahmen der Tagung ausführlich vorgestellt. Mehr dazu lesen Sie in der in der aktuellen DBZ.

Die vom Passivhaus Institut organisierte Internationale Passivhaustagung findet seit 1996 an jährlich wechselnden Orten statt. Seit der Premiere vor 20 Jahren war sie zum ersten Mal wieder zurück in Darmstadt. Mitveranstalter in diesem Jahr waren die Stadt Darmstadt, der Fachbereich Bauingenieurwesen der Hochschule Darmstadt und die Universität Innsbruck. Schirmherr war der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.
 
Weitere Informationen: www.passivhaustagung.de

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