PWC – Originelle Lösung für WC-Anlagen an Autobahnen
www.gruppeomp.de, www.uebele.com

Es sind Sommerferien – Zeit für Reisen mit dem Flieger, mit der Bahn oder mit dem PKW. Besonders an den Wochenenden bildet sich wieder so mancher Stau auf dem Weg zum Reiseziel. Da lohnt ein Stopp an den Bundesautobahnen im Raum Niedersachsen: Denn hier stehen seit dem Frühjahr zahlreiche neue WC-Häuschen, die nach und nach ihre in die Jahre gekommenen Vorgänger ersetzen. Einige werden auch auf neu gebauten Parkplätzen errichtet. Idee und Konzept stammen von den Architekten gruppeomp aus Rastede und Bremen in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Büro für Kommunikationsdesign buero uebele. Auftraggeber ist das Staatliche Bauamangement Weser-Leine. Für den Bauherrn hatten vor allem Hygiene, Sicherheitsempfinden und eine verbesserte Akzeptanz der WC-Anlagen Priorität. Und nicht zuletzt forderte man Schutz vor Vandalismus. So stellte die kleine Bauaufgabe mit dem etwas trockenen Kürzel PWC eine kreative Herausforderung an das Team aus Architekten und Kommunikationsdesignern.


Modulsystem

Zunächst entwickelten die Architekten ein Modulsystem für verschiedene WC-Module, die je nach Bedarf miteinander kombiniert werden können. Der Basistyp verfügt über 4 Unisex WC-Module, einen Urinalraum und ein behindertengerechtes WC. Außerdem gibt es ein Modul mit einem Duschraum, das die WC-Module ergänzen kann. Die Einheiten bestehen aus vorgefertigten Betonmodulen, die vormontiert zur Baustelle transportiert werden. Das verkürzt die Bauzeit vor Ort, auf dem Parkplatz, wesentlich. Jede Kabine besitzt eine Waschtischeinheit mit Händetrockner und mit einem WC, das nach Benutzung automatisch gereinigt und desinfiziert wird. Fugenlose Stahlkeramik-Paneele an Wand und Boden kombiniert mit Epoxidharzböden bieten optimale Voraussetzungen für diese hygienische Reinigung. Tagsüber fällt natürliches Licht durch die Oberlichtkuppeln in die Räume. Wetterschutz bietet eine auskragende Dachscheibe, die die Module auch statisch zu einer Einheit zusammenfasst. Aus der Ferne wirkt die markante Aufkantung der Dachscheibe schon wie ein Signal.

Fassade

Der Clou des Ganzen ist die Fassade: Um die Häuschen nicht gleichförmig und anonym wirken zu lassen, kamen die Designer auf die Idee, die Topographie des Standorts zum Gestaltungsthema zu machen. So entwickelte das Team vom buero uebele eine Grafik aus Höhenlinien, Gewässern und Wäldern in der unmittelbaren Umgebung des WC-Häuschens. Indem sie die Farben verfremdeten, entstanden großformatige Bilder, die erst auf den zweiten Blick ihren wahren Ursprung verraten. „Oker, Drachenberg und Schunter – Orte in Deutschland. Man lässt sie links liegen, eilt durch Raum und Zeit an ihnen vorbei. Doch manchmal sucht man keinen Ort, sondern ein Örtchen – und findet es inmitten dieser Landschaft : Hügel und Täler, als Karte visualisiert. ... Es entstehen ortsbezogene Grafiken, die nicht nur demonstrieren, wo man ist, sondern auch, dass es keinen Zweck hat, sie mit Sprühlack zu verschönern“, beschreibt Andreas Uebele seine Idee zur Gestaltung der Eingangsbereiche. Für die übrigen Fassadenflächen wählten die Architekten eine einheitliche Ummantelung mit Gitterosten aus verzinktem Stahl, die die WC-Häuschen formal zusammenfassen und gleichzeitig vor Vandalismus schützen, weil sie tritt- und stoßfest sind. Von weitem entsteht ein spannender Moiré-Effekt aus dem Wechselspiel zwischen Stahlraster und den dahinterliegenden Betonoberflächen.

Nachtwirkung

„Durch geschickte indirekte Beleuchtung strahlen die Häuschen auch nachts eine angenehme Atmosphäre aus“, sagt Sven Martens vom Architektenteam gruppeomp. „Das haben uns schon einige Trucker bestätigt, die auf den Parkplätzen oft lange Nächte verbringen müssen.“ Schon von weitem ist auch das Logo zu erkennen – auf dem Gitterost in der aufgekanteten Dachscheibe weist ein fast lebensgroßes stilisiertes Pärchen den Weg. In der ersten Erprobungsphase sind seit Jahresbeginn 12 neue Anlagen an 7 Standorten als Prototypen errichtet worden. Weitere folgen im Herbst als gelungenes Beispiel einer interdisziplin­ären Teamarbeit – und das als öffentliches Bauvorhaben.

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