Niemals am Ende? Kulturforum Berlin

Er, Wilfried Wang, Stellvertretender Direktor der Sektion Baukunst an der Akademie der Künste Berlin, er konnte sich das nicht vorstellen: Dass auf dem heiligen Gelände des Kulturforums irgendetwas Neues gebaut würde, das dem Rang des Ensembles gleichgestellt wäre. Außer vielleicht Scharouns nicht gebautes Gästehaus oder der Vorschlag Alvaro Sizas, den dieser im Rahmen des „Internationalen Gutachterverfahrens Kulturforum“ von 1983 ablieferte (damals war Hans Hollein der Favorit). Doch nun, mit den Ergebnissen einer Semesteraufgabe an den Universitäten der Künste Berlin (Matthias Sauerbruch) und der Austin School of Architecture, Texas (Wang), sehe er Alternativen.

Die Ergebnisse der Semesterarbeit hingen vor dem Plenarsaal der Akademie der Künste, in welchen die Akademie zu einem weiteren öffentlichen Gespräch zur Zukunft des Berliner Kulturforums eingeladen hatte. Außer Wilfried Wang, der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und dem Architekten Matthias Sauerbruch waren noch anwesend die Architekturkritiker Ursula Baus, Ira Mazzoni und Gerwin Zohlen, die in kurzen Statements die aktuelle Diskussion und mögliche Aussichten in den Raum stellten. Die Studentenentwürfe diskutieren den „trau­rigen, verlorenen Ort“ (Mazzoni) unvoreingenommen, fast naiv gegenüber dem Sakrosanten, das seit Jahrzehnten Stillstand und Unentschiedenheit in den Zubauten (z. B. die Piazetta) erzeugt hat.

Doch reichen solche Vorschläge, sich gegen die Forderungen der Krake Stiftung Preußischer Kulturbesitz SPK zu behaupten? Die hat die Umgestaltung des Forums längst für sich reklamiert durch die Rochache-Aktionen der verschiedenen Sammlungen, die auf der Museumsinsel konzentriert beziehungsweise auf der Forum genannten urbanen Ödnis neu installiert werden sollen. Auch Architekten haben sich bereits mit „Vorschlägen“ in Stellung gebracht.

Was auch immer auf dem großen Gelände im Schatten des kommerziell erfolgreichen wie „hochkultur“-fernen Potsdamer Platzes geschehen wird, es wird erst passieren, wenn genügend „Nutzungsdruck“ vorhanden ist (Lüscher). Die Realisierung eines Freiraumkonzepts von Valentien + Valentien, Wesslingen, aus den Jahren 1998, 2009/2010, soll jetzt endlich angegangen werden. Viel Grün, viel weniger Autos. Das könnte ein Anfang und zugleich ein Ende sein; vorläufig. Denn brauchen wir wirklich, wie Ira Mazzoni mit Leidenschaft fragte, noch mehr Museen? Sollte die SPK nicht vielmehr den Schatz, den sie von uns allen vertrauensvoll in die Hände gelegt bekommen hat, pflegen und in die Zukunft tragen? Tatsächlich brauchen wir keine neue Architektur auf dem Forum sondern, wie es die Kritikerin formulierte, Menschen, die angesichts des Vorhandenen immer neue Fragen stellen. Be. K.

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