Nichts fehlt

Im 7. Band der Reihe „Stadtlesebücher“ schreiben 56 AutorInnen über ihre Stadt am Bosporus. Ihren Texten liegt als Generalthema die schriller werdende Tonlage eines angstvoll repressiven Regimes zugrunde, deren Echos auch einer kaum kontrollierbaren Riesenstadt, wie sie Istanbul ist, ihren autoritären Stempel aufdrücken: Ganze Viertel sind abgeräumt, neue Großstädte docken als informelle Substrukturen im Randniemandsland an. Werden wir Istanbul, zweitschönste Stadt der Welt, noch in 10 Jahren als solche erleben?

Texte und Fotografien sind für beide gut: für diejenigen, die die Stadt kennen aber auch für die Anderen. Die Anschaulichkeit der Wörter und Bilder berührt und vermittelt einen starken, lebendigen Eindruck vom Stadtleben. Dass die Abriss- und Neubauaktionen und auch die ganz normale Stadt in der Innensicht zu kurz kommen – gerade auch in der Fotografie – ist möglicherweise dem Umstand geschuldet, dass Istanbul gerade dabei ist, sich ein sterileres Make-up zuzulegen. Was fehlt: eine Karte! Sonst fehlt nichts. Be. K.

BENIMIST. Mein Istanbul. Hrsg. von Sefa Ínci Suvak und Suleman Taufiq. Dt./türk./engl. edition esefeld & traub, Stuttgart 2017, 320 S.,
130 sw- u. Farbabb.,
53 €, ISBN 978-3-9818128-0-0

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