Kostbare Bibel

Im Rahmen der Architekturbiennale 2012 hatte Valerio Olgiati 41 Architekturgrößen gebeten, ihm für sein Projekt „Pictographs of contemporary Architects” Bildmaterial zuzusenden, das er dann in einem von ihm entworfenen transitorischen Extra-raum in den Arsenale auffächerte. Die Bilder sollten das zeigen, was die Architekten selbst in einem engen ikonografischen Bezug zu ihrer Arbeit ansehen, Schlüsselbilder vielleicht, die erklären können, warum Sou Fujimoto, Antón Garcia-Abril, Go Hasegawa, Jacques Herzog & Pierre de Meuron, Christian Kerez, Hans Kollhoff (einziger Deutscher), Winy Maas (MVRDV), Peter Märkli, Kazuyo Sejima oder Miroslav Šik so oder anders entwerfend über die Welt nachdenken.

Das ist die Absicht. Beim Durchblättern der zwischen drei und zehn eingereichten Motive überkommt den Leser dann aber das Bedenken, dass es so einfach nicht funktionieren kann. Denn die hier erst am Buchende kommentierten Bilder sind teils so allgemein wie persönlich intim, dass hier nur der produktiv vermuten kann, der sich intensiv mit den jeweiligen Architekten beschäftigt hat. Dem könnten die Bilder vielleicht etwas sagen. Zum Beispiel, dass die Mythen, die manche um ihr Werden aufbauen, sich tatsächlich in ein paar wenigen Bildern abbilden, allgemeinen wie speziellen. Das Buch ist schön gemacht, der Preis ist hoch, eine kostbare Bibel also, vor dem Einschlafen meditierend anzuschauen. Immerhin. Be. K.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2020

Menschen: Jacques Herzog und Pierre de Meuron

Im April feierte Jacques Herzog, im Mai Pierre de Meuron einen runden Geburtstag: 70 sind beide geworden. Und warum auch immer, Wehmut beschleicht einen, wenn man sich anschaut, wie eines der weltweit...

mehr
Ausgabe 12/2017

Menschen: Dirk Lohan, Pierre de Meuron und Jacques Herzog

Auf die tatsächlich dumme Frage, wo man ihn denn in den kommenden Tagen noch erreichen könne, antwortete Dirk Lohan mit einem Fragezeichen in den Augen: „In Chicago!?“ Das hätte der Fragende...

mehr
Ausgabe 08/2015

Doch in Paris? „Triangle” von Herzog & de Meuron

Das Projekt 307, gestartet im Jahr 2006, sollte eigentlich 2012 eröffnet werden. Das „Triangle“ genannte, rund 180 m hohe Haus mit Glasfassade und dreieckiger Silhouette, sollte Büro-, Hotel- und...

mehr

Mon Dieu: „Triangle” in Paris. Von Herzog & de Meuron

Die im letzten Jahr vom Stadtrat abgelehnte, 500 Mio. € teuere Pyramidenvariation soll jetzt doch gebaut werden

Die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, Basel, nummerieren ihre Projekte fortlaufend. So hat das vielleicht erste Projekt der Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, das „Blaue Haus“...

mehr

Herzog & de Meuron gewinnen am Kulturforum

Der Realisierungswettbewerb für das Museum des 20. Jahrhunderts am Berliner Kulturforum wurde entschieden. 2022 soll der Neubau fertig sein

Gestern, am 27. Oktober 2016, auf einer Pressekonferenz im Vortragssaal des Kunstgewerbemuseums Matthäikirchplatz, also auf dem Berliner Kulturforum, wurde das Tuch über dem Siegermodell gelüftet:...

mehr