Klimaschutz contra Denkmalpflege?

Für die EU, die Bundesregierung und Umweltschützer steht fest: Der CO2-Ausstoß muss verringert werden. Die Politik setzt dabei auch auf die energieeffiziente Sanierung von Altbauten und Denkmälern. Ein Großteil der milliardenschweren Förderprogramme fließt in die Außendämmung. Wie Klimaschutz und Denkmalpflege nachhaltig zu vereinen sind, zeigen Denkmalpfleger, Restauratoren, Handwerker und Baustoffanbieter zur denkmal 2014 vom 6. bis 8. November in Leipzig. Die Messe ist seit ihrer Premiere im Jahr 1994 alle zwei Jahre die wichtigste Adresse für den interdisziplinären Erfahrungsaustausch.

Für Greenpeace ist der Aspekt der Nachhaltigkeit ebenso wichtig wie der Klimaschutz. Die Umweltschutz-Organisation bemängelt, dass die meisten Bauherren bei der Fassadensanierung auf Wärmedämmverbundsysteme zurückgreifen würden. Greenpeace zufolge verberge sich hinter 80 % der energetisch sanierten Fassaden in Deutschland ein Produkt aus Polysterol. Der Primärenergieaufwand bei der Herstellung der Produkte sei hoch und zur negativen Ökobilanz trage auch die Entsorgung der Platten in den nächsten Jahrzehnten bei.

„Das Entsorgungsthema wird derzeit noch zu sehr unterschätzt. Unabhängig davon ist für eine erfolgreiche energieeffiziente Sanierung die fachgerechte Ausführung entscheidend, nicht nur das Ma­terial“, erklärt David Pfennig, Maurermeister, Energieberater und Geschäftsführer der Pfennig Bau GmbH, Oschatz. „Das beste Material funktioniert nicht, wenn es falsch angebracht wird“. Auch Dr.-Ing.
Roswitha Kaiser, Landeskonservatorin im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, betont: „Dämmstoffe können nicht in Gut und Böse aufgeteilt werden.“ Es gäbe teils sehr intelligente industriell gefertigte Neuentwicklungen bei Materialien und Techniken für die Außen- und Innendämmung, die sich über einen längeren Zeitraum bewährt hätten. „Insbesondere bei der Sanierung historischer Gebäude sollten sich die Bauherren nicht auf Experimente einlassen, sondern auf bewährte Techniken, Stoffe und Fachbetriebe zurückgreifen“, ­empfiehlt die Denkmalschützerin.

In jedem Einzelfall sei zu prüfen: Was will der Bauherr? Was kann das Gebäude? Was gibt der Denkmalschutz vor? Im Zweifelsfall müsse man, so Roswitha Kaiser, auf die Dämmung einer historischen Fassade verzichten. „Gerade historische Gebäude haben durch ihre dicken Mauern eine solche Sanierung oft nicht nötig“, erläutert sie. Für David Pfennig steht eine Außendämmung grundsätzlich im ­Widerspruch zum Erhalt einer historischen Fassade.

Beide sehen viel Potenzial für die nachhaltige Ressourcen- und Energieeinsparung in der Innendämmung sowie bei der Heiz- und Gebäudetechnik. Hier führten viele Systeme zum Ziel. Gäbe es wenig Platz für eine Innendämmung, seien dünne Calciumsilikat-Platten beispielsweise empfehlenswert, die aufgrund ihres geringen PH-Wertes zusätzlich das Schimmelwachstum verhinderten, erläutert David Pfennig. Gute Erfahrungswerte lägen auch bei Konstruktionen mit Holzweichfaserplatten oder Gipskonstruktionen vor. Eine andere Variante sei die Nutzung von Holzweichfaserplatten, die auf den Innenputz geklebt, gedübelt und danach mit Lehmputz verputzt werden. Dies sei, so der Fachmann, vor allem in Verbindung mit einer Wandheizung sinnvoll.

Mehr zum Thema ist im hochkarätig besetzten Fachprogramm
zu erfahren. „Historische Fassaden – Stuck.Putz.Farbe.“ stehen im Fokus der diesjährigen Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung.

Parallel zur denkmal werden zudem die Fachmessen Lehmbau und MUTEC, Internationale Fachmesse für Museums- und Ausstellungs­technik, veranstaltet. Die Fachmesse Lehmbau gehört fest an die Seite der denkmal. Wie kein anderer Baustoff erfüllt Lehm ökologische und
bau­biologische Anforderungen. Der Baustoff erfreut sich wieder zunehmender Beliebtheit, nicht zuletzt aufgrund seiner nahezu uneingeschränkten Verfügbarkeit und seiner bauphysikalischen Eigenschaften.

Zentrale Messethemen der MUTEC sind Museumsbau, Museumstechnik und Ausstattung, Besucherservice, mediale Präsentation, ­museale Infrastruktur, Konservierung und Restaurierung sowie ­Museumsmanagement.

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