„Gropius-Ensemble“, Berlin

So ganz langsam nimmt das ab: Berlin als eine Agglomeration von Dörfern, die unverbunden und recht eigenständig über Jahrhunderte koexistierten. Die Stadt wächst also innen zusammen. Eine Entwicklung, die – wie in jeder boomenden Stadt der Welt auch – oft ausschließlich den Marktkräften folgt: Was sich gut verkaufen lässt, das wird gebaut.

Das ist auch im „FORUM an der MUSEUMSINSEL®“ nicht anders, einem gegenüber der Berliner Museumsinsel am Nordufer der Spree gelegenen Quartier in der Spandauer Vorstadt. Über fast drei Jahrhunderte gewachsen, soll der heterogene Bestand von David Chipperfield Architects und Patzschke & Partner „authentisch restauriert und modernisiert“ (Investor) werden. Die Bauarbeiten sind noch in vollem Gange, allerdings ist der im Ensemble wohl sichtbarste Bau – der zugleich einer der wenigen Neubauten auf dem Gelände ist – außen so gut wie fertig.

Der hinter kräftig geflammtem Ziegel untergebrachte Konferenz- und Tagungstrakt der im Aufbau begriffenen „Telekom School of Transformation“ ersetzt den im Krieg 1939-45 zerstörten südlichen Risalit der einst axialsymmetrisch angelegten Charité-Frauenklinik von Martin Gropius und Heino Schmieden aus dem 19. Jahrhundert. Seine großen und für Berlin eher untypischen, monumental überzeichneten Bogenfensterreihen öffnen das monolithisch anmutende Volumen zur Spree und zur Museumsinsel. Von dort winkt das Bode-Museum mit seinen Arkaden.

Dass die ursprüngliche Absicht, den Bau mit gebrauchten Ziegel zu bauen, an der fehlenden baulichen Zulassung scheiterte, ist bedauerlich. Dass die Baustelle noch immer nicht abgeschlossen werden konnte, wegen der mit diesem Bau verbundenen Sanierungs- und Umbauarbeiten im nördlich anliegenden Hauptgebäude, fast schon ein kleiner Skandal. Be. K.

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