Elbphilharmonie

Eröffnet mit einem Staatsakt: Elbphilharmonie, Hamburg

Am 11. Und 12. Januar 2017 feiert sich Hamburg mit einem Konzerthaus made by Herzog & de Meuron

Nach dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, sprach Jacques Herzog. Das ist bei Pressekonferenzen eine eher ungewöhnliche Reihenfolge, oft kommende die Hausherren (seltener Hausdamen) und die Financiers von Kulturbauten zu Wort und der Architekt soll am Ende noch schnell erklären, warum alles so schön, so teuer und am Ende so erfolgreich zu werden verspricht.

Auf der internationalen Pressekonferenz am 11. Januar war es aber eben anders, wie überhaupt so vieles anders ist bei der Elbphilharmonie, als bei anderen Großkulturprojekten. Nach 16 Jahren Projektgeschichte und einer (meist kritisch bis negativen) Berichtdichte, die das ganze Staatstragende dieses Projektes widerspiegelt, fällt manchen Kollegen und eben auch den Architekten nicht mehr viel Neues ein, was sie der Presse berichten sollten. Und: Das ganze Projekt ist derartig komplex, dass ein einfaches „Wunderbar!“, „Viel zu Teuer!“, „Bilbao-Effekt“ etc. nichts und alles trifft. Sogar von der „Freiheitsstatue Deutschlands“ fantasierte jetzt eine Tageszeitung, der man solcherart Plattitüde eigentlich nicht zugetraut hätte.

Der Architekt, Jacques Herzog, zielte in seiner knappen Ansprache (Video) also auf das Komplexe. Was er damit meint, kann sich jeder denken, Frust über verfahrene Verfahrensangelegenheiten der letzten Bauphasenjahre klang da ganz sicher mit. Aber trotz aller Komplexität – die weniger das Technische des Bauens oder die Verwaltungswege der Genehmigungen meinte – sei in Hamburg etwas entstanden, das trotz der Gegensätzlichkeiten der Welten Politik und Musik zu einem Konzerthaus gefunden habe. Ausdrücklich wies Herzog darauf hin, dass das allein der Leistungsfähigkeit einer demokratischen Kultur zu verdanken sei. Das musste man als Hinweis auf einen seiner ersten Sätze interpretieren, wo er sagte, dass das Büro „viele Bauten in aller Welt erbauen“ durfte, „darunter das Olympia-Stadion in Peking." Er schloss seine knappe Ansprache damit, dass er und sein Team „froh und dankbar [seien], dass wir Teil dieses Prozesses sein durften“.

Auf die Frage – sie kam von einem niederländischen Kollegen – an den Bürgermeister, warum sich die Stadt Hamburg in den zurückliegenden, schwierigen Jahren nicht an die anderen Länder, den Bund gar um Hilfe gewandt hätten, antwortete Olaf Scholz freundlich wie trocken: Die Stadt Hamburg könne das schon ganz allein und brauche von niemandem Unterstützung!

Dass der Bürgermeister seine späte Geburt (als Erster Bürgermeister ist er seit 2011 im Amt) reklamieren kann ist von Vorteil wenn man ein Prestige-Projekt, das möglicherweise andere, kleinere Kulturetats des Stadtstaats angreift, derart pauschal über den Klee lobt. Trotz des Hinweises auf die „schwere Geburt“ sieht der Bürgermeister den Neubau auf dem entkernten und massiv ertüchtigten Kaispeicher als Chance für Hamburg, in der Liga der Weltstädte nun mitspielen zu können.

Die New York Times hatte vor Tagen die Stadt Hamburg als einzige deutsche Stadt in die Top Ten der weltweiten Reiseziele aufgenommen, ein Status-Sprung, der auf den Philharmonie-Neubau zurückgeht. Wie lange das hält, wie berechtigt beispielsweise die ersten Kritiken an der Qualität der musikalischen Darbietung des Eröffnungsabends sind, alles das muss sich in den kommenden Jahren klären. Dass der Bau an sich bereits eine Attraktion ist, beweisen die hohen Besucherzahlen aus den letzten Wochen. Eine Millionen sollen es demnächst sein. Be. K.

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