Egon-Eiermann-Architekturdenkmal

Egon Eiermann's IBM-Zentrale, Stuttgart-Vaihingen, nun doch verkauft. Was kommt jetzt?

Nun ist es offiziell: Das seit mehr als fünf Jahren leerstehende und Wind und Wetter überlassene Eiermann-Ensemble in Stuttgart-Vaihingen ist verkauft. Zuletzt geisterte die Meldung durch die Lande, das Unternehmen Borgward – ein deutscher Autohersteller aus Bremen, der 1961 in Konkurs gegangen und nun auf der IAA in Frankfurt a. M. seine Wiederauferstehung feiern konnte – dieses nun in China ansässige Unternehmen hätte Interesse gehabt, seinen Firmensitz in Stuttgart aufzubauen. Und was hätte sich dafür besser geeignet, als das knapp 20 ha große ehmalige Firmengelände der IBM, für welches Egon Eiermann drei Pavillons und eine Kantine in einem Ensemble baute, das unter Denkmalschutz steht? Die Autobauer hätten gemietet, nicht gekauft.

Die Borgwards kamen nicht, die rund 40000 m² Bürofläche zwischen zwei Autobahnen zu beziehen, es kam die Düsseldorfer Property Development Investors GmbH um Mathias Düsterdick, die das Gelände mit seinen Bauten kauften. Zu einem Preis, den die wichtigste Gläubigerbank, die DG Hyp in Hamburg, nicht nennen will, es gibt allerdings einen im Rahmen eines Kolloquiums festgelegten Residualwert in Höhe von 25 Mio. Euro, von welchem ausgegangen werden kann. Die Hamburger Bank hatte der in Konkurs gegangenen Firma CB Richard Ellis, der das Areal gehörte, die größten Kredite eingeräumt.

Man wolle den Denkmalschutz achten, so ist von der PDI zu hören, was das im Detail bedeutet, wird noch nicht kommuniziert. Bei unserm letzten Besuch vor etwa einem Jahr waren bereits erste Anzeichen von Verfall und Sukzession zu sehen, mittlerweile sollen Schimmel und großflächige Wasserschäden, Glasbruch und kleinere Ausbauarbeiten von originalen Interiors den Bauten weiter zusetzen. Die Verfallskurve zeigt deutlich zunehmend nach unten. Der mit einem Gutachten beauftragte Projektsteuerer Drees & Sommer hatte für eine denkmalgerechte Grundsanierung bis zu 400 Mio. Euro veranschlagt, selbst die häufig genannte Zahl von 100 Mio. Euro für die Sanierung hat bisher Investoren abgeschreckt.

Die müssten, sollte sich ihr Invest rechnen, die Nutzfläche für mögliche Neubauten auf den riesigen Parkdecks auf ca. 200000 m² kalkulieren. Was nach sehr viel klingt, angesichts der Größe des eingezäunten Areals allerdings möglich wäre.

Die Stadt hat, außer ein paar Wettbewerben, die nicht mit dem nötigen Druck zur Realisierung gebracht worden sind, in den letzten Jahren eher abwartend zugeschaut. Eine reservierte Haltung, die sich nun mit täglich steigenden Sanierungskosten rächt. Auch rächt es sich, dass es für das Gelände noch kein Baurecht gibt, auch das ein Hinderungsgrund für Investoren.


Abwarten und Tee trinken? Nein, Egon Eiermann selbst hat es vorgemacht: Man muss nicht immer alles gleich auf einmal machen, es geht auch schrittweise, auch noch in den folgenden Generationen. So jedenfalls endete unser letzter Beitrag zu diesem Thema. Wir bleiben dran. Be. K.

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