Dortmunder Zeche im Glück
Sanierung und Zubau Zeche Glückaufsegen, Dortmund

Die Industrielandschaft Ruhrgebiet ist funktional längst zur Dienstleistungslandschaft umgebaut worden. Von knapp 200 Kohleförderanlagen 1945 in Deutschland gibt es heute noch fünf. Was man mit dem historischen Material, meist denkmalgeschützten Bestand machen kann, zeigt BauArt aus Dortmund.

Zechengeschichte

Die Bestandsgebäude Am Rombergpark 31 in Dortmund Brünninghausen stehen schon lange ungenutzt. 1922 errichtet stehen sie für den letzten Versuch, die Bergbaugeschichte dieses Ortes weiter zu schreiben. Denn bereits seit dem 18. Jahrhundert wurde hier im Stollenbau nach Kohle gegraben, seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts auch im Tiefbau. Doch schon vier Jahre nach Fertigstellung des Gebäudeensembles wurde die Zeche stillgelegt. Die heute noch existierenden, zwar denkmalgeschützten (seit 1991) jedoch schon leicht maroden Reste des Maschinenhauses für Schacht III ohne den bereits abgebrochenen Förderturm, konnten mit einem Bauantrag schließlich gerettet werden. Geplant war ein so genanntes „Dienstleistungszentrum“, also ein Bürobau, der heute mit 1 200 m² Bürofläche unterschied­lichen Nutzern zur Verfügung steht. Ausgehend von der baulichen Substanz wie sicherlich auch mit Blick auf die Menge vorhandener Zechenbaudenkmale in der Region, stand die Dortmunder Denkmalbehörde dem Bauvorhaben positiv gegenüber und sieht auch heute noch „in der Weiternutzung des Gebäudes eine gute Chance, dass das Industriedenkmal auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt und der einstige Zechenstandort nicht in Vergessenheit gerät.“


Umbau/Ergänzung Bestand

Erhalten sind heute Schacht III (Bewetterung), das Schachthaus, eine Waschkaue, eine Werkzeugschmiede, Nebenräume und Büros. Das turmartige, nordöstlich anschließende Schachthaus, das die ansonsten ein- und zweigeschossigen Gebäudeteile überragte, wurde vermutlich Ende der 1950er Jahre aufgrund von Kriegsschäden abgerissen. Hiervon ausgehend war den Architekten klar, dass sie einerseits die bestehenden Gebäude in der Kubatur und ihrem Fassadenbild sanieren müssen, andererseits den fehlenden Turm durch einen zeitgenössischen Zubau in der Kubatur des alten zu ersetzen.

Der Umbau des Bestandes beinhaltete die technische Sanierung bei Wahrung möglichst vieler der noch vorhandenen originalen Bauteile (so beispielsweise Stahltüren, Wandfliesen, das Betondach der Maschinenhalle, die Dachentlüftungslaterne u. a.). Außen wurde der Putz auf neuer Dämmung aufgebracht, es wurden Installationen aus den vergangenen Jahrzehnten zurückgebaut, neue Holzfenster eingesetzt etc.

Der viergeschossige Büroturm hat einen separaten Eingang mit Aufzugsturm, der vom Hauptbaukörper abgesetzt ist. Seine Fassade ist im Gegensatz zum Bestandsgebäude überwiegend und – wegen der benachbarten Vögel im Botanischen Garten blendfrei, verglast. Wegen des Verzichts auf Sonnenschutzverglasung wurde die Verschattung hinter die horizontal umlaufenden Metallbänder versteckt.

Und was berühmtere Kollegen (SANAA) beim Neubau der damaligen Designschool in Essen vormachten, konnte in Dortmund ebenfalls umgesetzt werden: die energetische Nutzung des wohltemperierten Grubenwassers im alten, 150 m tief reichenden Wetterschachts, wodurch sowohl die Beheizung wie auch die Kühlung des gesamten Objektes möglich ist.

Mit dem Blick über alles kann man dem Optimismus der Denkmalgehörde, hier werde ein Industriedenkmal auch für zukünftige Generationen physikalisch wie auch als Bild erhalten, zustimmen. Damals sagte man „Glück auf“ und fuhr ab, heute kann man sagen: Glück gehabt!

Be. K.

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