Die Bagger rollen, aber geht es auch los?

Das Schloss in Berlin macht einen gewaltigen Sprung vorwärts und profitiert von Tiefbauarbeiten

Eigentlich geht es nur um einen U-Bahnabschnitt. Den der U55 in Berlin. Deren bisher rudimentäres Vorhandensein zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor. Zweieinhalb Minuten dauert das Fahrvergnügen bis jetzt, Rolltreppen hinab oder hinauf wurden noch nicht gebaut; aus Kostengründen, und weil man einmal davon ausging, dass der U-Bahn-Luxus nicht allzu viele Touristen in den Untergrund würde locken können.

Doch begraben ist die einmal so genannten Kanzler-Bahn nicht, es wird weiter an ihr gebaut. Schildvortrieb in Teilen, der braucht eben seine Zeit. Und kostet uns alle ein erkleckliches Sümmchen. Damit es aber nicht zu teuer wird, nutzen die Schlossbauer die Zeit, den Boden zu verdichten, auf welchem einst das Schloss stehen soll und durch den hindurch eben die U55 geplant ist. Der Sumpf muss verdichtet werden, Sand und Kies sollen hier die Grundlage für das sein, was mittels einer Bodenplatte außereuropäische Kultur präsentieren soll. In Berlin, außereuropäisch … Wieso fällt einem da immer gleich der "Deutsche Pfadfinderbund Namibia" ein, der von sich sagt, er vertrete die „kulturellen Interessen“ der ehemaligen Kolonialherren und heute so genannten Deutschnamibier?

Wie immer auch, die Erde ist sumpfig unter dem Schloss (Ausnahme: die Fundamentreste des Palastes der Republik … Sie erinnern sich?!) und muss entsumpft werden. So rollen heute, 2. April 2012, die Bagger an und machen aus dem Wiesenland im Herzen der Hauptstadt eine echte Baustelle. Was die Schlossbauer gleich zum Anlass nehmen und davon schreiben, nun ginge es los mit der Schlossbaustelle. Um im Jahre 2019 das künftige „Volkshaus mit einem lebendigen und fantasievollen Programm“ (Manfred Rettig, Vorsitzender der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum) zu erleben (sicherlich entwickelt mit den Pfadfindern zusammen).

Tatsächlich werden die Bauarbeiten für das Schloss erst im Jahr 2014 starten, drei Jahre nach dem ursprünglich angesetzten Termin. Geldmangel war hierfür ausschlaggebend, die Euro-Krise noch nicht einmal in Sicht, die Bundestagswahl 2013 ohne die Piratenpartei ausgedacht.

Die Bagger rollen also, Sand wird verteilt, Fundamente verfüllt und alte Pfähle werden gezogen. Wohin das führen wird, wissen wir nicht. Dafür schon eher, dass es nicht günstiger wird, das Schloss und die Kulturenschau, die aus den Töpfen aller möglichen Abenteurer ihre Quintessenz präsentieren wird. Be. K.

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