Brandschutzplatte aus Papier?

Architekten und Bauplaner sollen noch in diesem Jahrzehnt über erste papierbasierte Leichtbaustoffe verfügen. Wie die in München ansässige Papiertechnische Stiftung (PTS) mitteilt, zielen mehrere Forschungsprojekte in diese Richtung. Den Anfang dafür machte im Vorjahr das „Instant Home“ der TU Darmstadt – eine leichte, platzsparend zu transportierende und durch einfaches Zusammenfalten errichtbare Not­unterkunft für Erdbebengebiete oder Flüchtlingslager – aus Pappe. Im nächsten Schritt sollen mit Unterstützung des Bundes und des Landes Hessen die statischen Eigenschaften der dabei verwendeten Balken und Verkleidungsplatten aus Papier optimiert sowie Polystyrol für die Wärmedämmung durch Wabenplatten oder Schäume auf Papierbasis ersetzt werden.

Doch längst geht die Forschung weiter, Wissenschaftler wollen zusammen mit der Bauindustrie auf verschiedenen Anwendungsfeldern vorankommen: bei der Entwicklung neuer Leichtbaustoffe aus Zellulosefasern und bei neuartigen Papierprodukten zur Isolierung und Klimatisierung. Neben einer montagefreundlichen Gewichtsreduktion der Bauelemente um zwei Drittel bleibe jedoch derzeit noch die Herausforderung, die hohen Brandschutzanforderungen mittels ökologisch unbedenklicher Komponenten zu erreichen. Das gelte analog für die Entwicklung umweltfreundlicher Dämmmaterialien; hier sollen die heute handelsüblichen Flammschutzmittel langfristig ersetzt ­werden.

Eine Erfolgsvoraussetzung, für die auch die Wissenschaftler der TU Darmstadt plädieren, ist eine noch engere Zusammenarbeit mit der Industrie schon in der Phase vorwettbewerblicher Forschung, in der es nicht um konkrete Produkte, sondern um Prinziplösungen für die gesamte Branche geht. Ansatzpunkte für aussichtsreiche Zukunftsfelder und abgeleiteten gemeinsamen Forschungsbedarf bietet eine aktuelle Studie der Papierwirtschaft „Faser & Papier 2030“.

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