Balthasar-Neumann-Preis 2014

Vor knapp 300 Jahren war Johann Balthasar Neumann (1687 bis 1753) der Baumeister in Würzburg, der als Ingenieurarchitekt, offiziell Oberingenieur und fürstbischöflicher Baudirektor, als der große Vollender des Barocks gilt. Sein Architektur- und Ingenieurschaffen ist geprägt von beispielhafter Architektur mit herausragenden konstruktiven Lösungen. Immer ist in seinen Arbeiten das Zusammenspiel von höchstem architektonischen wie ingenieurtechnischen Anspruch nachvollziehbar wie auch in den wunderbaren Raumkompositionen. Die Würzburger Residenz, die in italienisch-französischem Barockstil 1720 bis 1744 nach dem Muster des Versailler Schlosses gebaut wurde, gilt in diesem Sinne als eines seiner Meisterwerke.

Was ihn aber wirklich auszeichnet ist das, was wir heute gerne als integrative Prozesse bezeichnen. Balthasar Neumann verstand es schon zu seiner Zeit, alle beteiligten Fachdisziplinen so zusammen zu bringen, dass das Ergebnis herausragende konstruktive und gestalterische Qualitäten aufweist.

Dieser beispielhafte Architekt und Ingenieur ist der Namensgeber des „Balthasar-Neumann-Preises“, der zuletzt 2008 zum achten Mal vergeben wurde. Nun endlich, nach sechs­jähriger Pause, wird in 2014 der Balthasar-Neumann-Preis wieder vergeben. Zusammen mit der DBZ Deutsche BauZeitschrift und dem BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. wird der mit 10 000 € dotierte Preis am 25. Juni 2014 in der Würzburger Residenz verliehen.

Was Balthasar Neumann schon zu seiner Zeit verstand, nämlich alle Fachdisziplinen so zusammen zu bringen, dass das Ergebnis herausragende technische und gestalterische Qualitäten aufweist, soll und muss heute auch gelingen und mit diesem Preis deutlich werden. Ergänzend zu den bisherigen Anforderungen an den Balthasar-Neumann-Preis hinsichtlich der architektonischen wie auch konstruktiven Ausprägung, wurde in diesem Jahr ein weiterer Schwerpunkt auf das energetische Konzept und damit die Zusammenarbeit mit den TGA-Ingenieuren gelegt.

Diesem hohen Anspruch des Balthasar-Neumann-Preises 2014 haben sich 64 Wett­bewerbsbeiträge aus fünf Ländern gestellt. Ein hervorragendes quantitatives Ergebnis, das durch die hohe Qualität der eingereichten Projekte der Jury eine intensive Ausein­andersetzung mit den Projekten abverlangte.   Insgesamt mussten bei den eingereichten Projekten die Parameter des nachhaltigen Bauens erfüllt sein. Das heißt, dass neben den soziokulturellen Anforderungen auch die technischen Aspekte wie z. B. Energie- und Ressourcenverbrauch über den gesamten Lebenszyklus hinweg dargestellt werden mussten. Und nicht zuletzt musste die partnerschaftliche Planung im Sinne von integralen Prozessen und die damit erreichte Qualität nachvollziehbar und ablesbar sein.

Genau das ist das Besondere des Balthasar-Neumann-Preises 2014: die Auszeichnung der integralen, partnerschaftlichen Planung. Das heißt der Preis wird verliehen für Architektur, Tragwerk und Energiekonzept gleichermaßen. Das ist ein Gewinn für alle. Das Preiskonzept festigt nicht zuletzt auch den hohen ganzheitlichen Anspruch an Architektur und Ingenieurbaukunst, an das Planen, Bauen und Betreiben und nicht zuletzt auch die Ansprüche an die Baukultur.

Der diesjährige Balthasar-Neumann-Preis, die Erweiterung des Landesarchivs NRW in Duisburg, steht damit auch dafür, wie eine komplexe Aufgabe hervorragend und intelligent von allen gemeinsam gelöst werden kann und gleichzeitig, wie mit selbstverständlicher Würde moderne Architektur mit traditionellem Duktus vereint werden kann.


Burkhard Fröhlich, Chefredakteur DBZ

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